20130905-1
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Am Silvesterabend des traditionellen chinesischen Neujahrs 2013 haben Chinesen über ihre Mobiltelefone insgesamt 1,16 Milliarden Kurznachrichten versandt, um ihren Freunden und Verwandten Neujahrswünsche zu übermitteln. Jedoch ist die Durschschnittszahl der Kurznachrichten pro Person von 42 auf 36 gesunken.
Der Rückgang ist hauptsächlich auf die Konkurrenz von WeChat, einer von dem chinesischen Internetkonzern Tencent entwickelten App, zurückzuführen. Jüngst hat die Zahl der Nutzer weltweit die 300- Millionen-Marke geknackt.
Lu Jingyu arbeitet als Analytikerin für Beratungsunternehmen i-Research Consulting Group, das sich auf intensive Forschung über die chinesische Internetindustrie konzentriert. Gegenüber dem Over-The-Top-Service, kurz OTT, den WeChat bzw. Weibo anbieten, verfügen die SMS-Kurznachrichten aber keine Markthoheit.
"SMS-Kurznachrichten werden auch weiterhin stark genutzt werden, da es noch eine riesige Kundengruppe gibt. Aber mit zunehmender Zahl der Smartphonenutzern sowie Weiterentwicklung des Internets glaube ich, dass in Zukunft immer mehr Menschen den OTT-Service nutzen werden. Dann wird der Service von SMS-Kurznachrichten allmählich von OTT-Dienstleistungen verdrängt."
Der OTT-Service bietet den Nutzern neue Möglichkeiten, via Internet die selben Dienstleistungen wie beim traditionellen Kommunikationssystem genießen zu können. Die Over-The-Top-Plattform stellt traditionelle Kommunikationsgesellschaften vor große Herausforderungen. Um der Konkurrenz durch OTT etwas entgegenzusetzen, hat Lu Jingyu zwei Vorschläge für die Kommunikationsunternehmen.
"Die Unternehmen können entweder eine eigene konkurrenzfähige Serviceplattform ins Leben rufen, oder mit OTT-Service-Anbietern zusammenarbeiten. Aber die erste Lösung hat Nachteile. Für die meisten traditionellen Telekommunikationsgesellschaften sind Online-Services ein Buch mit sieben Siegeln. Deswegen können ihre Produkte den Bedarf der Nutzer wahrscheinlich nicht ausreichend decken. Deshalb hat der chinesische Mobilfunkbetreiber China Unicom sich für die Zusammenarbeit mit WeChat entschieden."
Die Zusammenarbeit zwischen China Unicom und WeChat verläuft erfolgreich. Vor kurzem haben die Tochtergesellschaft von China Unicom und Tencent, der Betreiber von WeChat, die erste gemeinsame SIM-Karte herausgegeben. Mit dieser Karte kommen Handynutzer sowohl in den Genuss der jüngsten Dienstleistungen von WeChat, als auch der Preisnachlässe von China Unicom für Telefon und SMS-Kurznachrichten. Ein Mitarbeiter von China Unicom zeigt sich mit der Zusammenarbeit zufrieden.
"Die Kommunikationsgesellschaften erschließen spezielle und profitable Marktsegmente, um Kunden zu gewinnen. Damit können wir der Herausforderung durch WeChat und Weibo begegnen. Innovation spielt eine wichtige Rolle in der zukünftigen Entwicklungsstrategie der drei Telekommunikationskonzerne in China. Eine innovative Entwicklung kann ihren Wert erhöhen."
Übersetzt und Gesprochen von Zhang Chen