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Schakja Yanlu ist der Cheftrainer der Kampfmönche im Shaolin-Tempel. Von der Außenwelt abgeschlossen ist der Kung-Fu-Meister deshalb aber noch lange nicht. Nach den Gebetsstunden schaut er sich gern Fußballspiele an. 2010 beschloss er, die Vorzüge seiner Kampfkunst mit dem allseits beliebten Sport rund um das getretene Leder zu verbinden und eine Kung-Fu-Fußballmannschaft zu gründen. Schakja Yanlu wählte 40 Jugendliche aus, die sich jede Woche an drei Tagen zum Training treffen.
„Ich spiele schon seit einem Jahr. Auch in der Freizeit spielen wir oft zusammen."
„Sowohl bei Kung Fu als auch beim Fußball geht es darum, etwas mit der Körperkraft zu steuern. Fußballtraining tut uns gut. Dadurch sind wir noch fitter und kräftiger geworden."
Die Leistungen der Fußballer werden auch von ihrem Meister begeistert bestätigt.
„Nach der Gründung der Fußballmannschaft kommen die Mitglieder im Kung Fu schneller voran, ebenso in ihrer Spieltechnik."
Sprich, Übung macht den Meister, und viel Übung macht große Meister. Doch in der Fußballwelt reichen Übungen allein noch nicht aus. Schakja Yanlu ist sich bewusst, dass er kein Profi im Fußballtraining ist und Fachanweisungen für seine Sprösslinge braucht. Schließlich konnte der Kung-Fu-Meister den lokalen Fußballclub aus Henan „Jianye" dazu bringen, gemeinsam eine internationale Shaolin-Fußballschule zu gründen, zu der auch ein Stadion und zwei Sporthallen gehören. Die Investitionen werden auf zwei Milliarden Yuan veranschlagt. Schakja Yanlu und sein Geschäftspartner wollen sich dadurch aber nicht zurückschrecken lassen, wie der Kung-Fu-Meister erklärt:
„Die Kombination von Kung Fu und Fußball verleiht der alten Kampfkunst Vitalität und gibt der modernen Sportart neuen Inhalt. Ich hoffe, mehr Fußballer mit Kung-Fu-Kenntnissen hervorzubringen, die von Asien aus auf die Weltbühne treten können."
Der Fußballclub ist da offenbar etwas nüchterner. Pressesprecher Wang Zhongren:
„Wir können zwar keinen vollen Erfolg garantieren, aber wir haben mindestens auf einen anderen Weg für Chinas Fußball gewiesen, einen Denkanstoß. Den Rest wird die Zeit zeigen."
Genau dieser Denkanstoß kommt aber nicht überall im Land gut an. Chinesische Kinobesucher waren zwar von den Stunts im Film „Kung Fu Hustle" begeistert, in dem die Fußballer mit ihrer geradezu vernichtenden Kampftechnik Tore geschossen haben, in der Realität aber halten sie diese Kombination für fraglich bis sinnlos. Der Sportkommentator Jin Can meint, Kung Fu und Fußball seien zwei völlig verschiedene Dinge.
„Das wichtigste Kennzeichen von Kung Fu ist doch, dass es genau auf Nicht-Konfrontation setzt. Genau das kann aber in der Fußballtechnik fast keine Rolle spielen. Allerdings ist der Shaolin-Tempel ein kulturelles Wahrzeichen der Provinz Henan und kann insofern zumindest den Stellenwert des lokalen Fußballclubs aufwerten. Mit Kung Fu das Fußballniveau der Spieler verbessern kann man dadurch aber noch lange nicht ."
Text und Sprecher: Li Zheng