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Nach dem Ausbruch des afghanischen Bürgerkrieges zog Dust Mahmad 1993 mit der Familie nach Russland. Damals hat sich die Marktwirtschaft in dem Land kaum etabliert, da die sozialistische Sowjetunion gerade aufgelöst wurde. In dem enormen Mangel an Gebrauchsartikeln hat Mahmad Geschäftschancen gewittert und sein erstes Vermögen verdient. Während einer Dienstreise nach China im Jahr 1999 witterte er wieder großes Marktpotential:
„Damals waren wir sehr wenig über China informiert. Man konnte in Dubai oder in Hongkong chinesische Produkte kaufen. Als ich in Beijing war, hat mich das Stadtbild total überrascht. Der Verkehr war O.K., die Artikel waren reichlich und die Stadt sicher. So habe ich mich entschlossen, mein Geschäftsglück in China zu versuchen."
2011 ließ der geschäftstüchtige Afghane seinen Cousin in Australien eine Firma registrieren und hat anschließend die Vertretung in Beijing angemeldet. Von der Einkaufsmeile Yabaolu des Chaoyang-Bezirks kaufte Mahmad Produkte „Made in China" und schickte sie nach Russland und in die Ukraine. Mit Paschtu oder Russisch kam er in China aber nicht weit:
„Was mir Kopfweh bereitete, war, dass ich kein Chinesisch konnte. Beim Fragen nach dem Weg konnten sich beide nicht verständlich machen und ich landete schließlich an einem falschen Ort. Oder bei der Bestellung bei chinesischen Fabriken gab es auch Missverständnisse, so dass die angekommene Post falsch war – nur um ein paar Beispiele zu nennen."
Zur Unterstützung stellte Mahmad eine chinesische Assistentin ein. Frau Wang arbeitet nun schon seit zehn Jahren für ihren afghanischen Chef. Sie hat großen Respekt:
„Er hat viel Ausdauer und ist im Umgang mit Menschen sehr angenehm und zurückhaltend. Was mich sehr beeindruckt hat, ist seine Beharrlichkeit. Beim Vergleich der Angebote begibt er sich persönlich in die Werke. Er nimmt Strapazen in Kauf und macht erst Schluss, wenn er das Richtige gefunden hat."
Fleiß und Schweiß haben sich ausgezahlt: Dust Mahmads Geschäft expandiert immer weiter. Mit großen Fabriken im südchinesischen Produktionsstandort Shenzhen pflegt er gute Zusammenarbeit, so dass die Lieferung langfristig sichergestellt ist.
Nachdem Mahmad in China Fuß gefasst hatte, holte er die ganze Familie nach Beijing. Fünf Jahre lebten Frau und Kinder mit ihm zusammen in der Volksrepublik. Seitdem sich die Lage im Afghanistan stabilisiert hat, sind sie ohne den Mann und Vater wieder in die Heimat zurückgekehrt. Heute exportiert Mahmad auch nach Afghanistan:
„Ich hoffe sehr, dass es meiner Familie durch meine Mühen besser geht. Ich wünsche mir auch, dass es durch meine Arbeit meinen Landsleuten etwas besser gehen wird."
Text: Li Zheng Sprecher: Chen Yan