Yangzhou in der ostchinesischen Provinz Jiangsu ist eine poetische Kanal-Stadt mit einer fast 2500-jährigen Geschichte. In der Vergangenheit war Yangzhou nicht nur ein wichtiges Handelszentrum für Korn, Salz und Eisen, sondern wegen seiner günstigen Lage in der Jianghuai-Ebene ein wichtiger Verkehrsknoten.

Heute unterscheidet sich die Stadt durch den Klang seiner Musik und ihre Lebenskraft von anderen Städten Chinas. XXX hat eine Tour nach Yangzhou unternommen um die verschiedenen Klänge der Stadt zu entdecken.

Die Stadt Yangzhou ist ein Synonym für eine entspannte und gelassene Lebensweise, die Menschen aus der Großstadt vermissen und bewundern. Durch meine Reise nach Yangzhou hatte ich die Chance, diese gemütliche Kultur besser kennen zu lernen.

Jetzt ist es sieben Uhr morgens. Ich stehe gerade vor einem der meistbeschäftigten Teehäusern von Yangzhou, dem Fuchun-Teehaus. Hier beginnt meine Tour. Im Teehaus sagt man, wenn man noch keinen Morgentee getrunken hat, war man noch nicht wirklich in Yangzhou. Zum Tee gehört hier auch ein reichhaltiges Frühstück, auf das ich schon sehr gespannt bin.

Liu Ping ist die Managerin des Fuchun-Teehauses.

„Jeden Morgen kann man viele Bewohner der Stadt sehen, die morgens zum Teetrinken ins Teehaus gehen. Sie bestellen nicht viel normalerweise nur eine Portion Baozi und einen heißen Topf Kui Long Zhu. Während sie gemächlich miteinander plaudern, genießen sie jeden Bissen."

Seit über einem Jahrhundert ist der Morgentee in Yangzhou ein typischer Bestandteil der lokalen Kultur. Ein absolutes Muss auf dem Frühstückstisch ist „Kui Long Zhu", ein spezieller Tee aus Yangzhou. Gekocht mit Wasser aus dem Jangtse-Fluss passt Kui Long Zhu sehr gut zu den anderen Frühstücksspezialitäten der Stadt.

Während ich noch vom Tee berauscht bin, liegen auf dem Tisch bereits Köstlichkeiten der lokalen Küche bereit. Die Auswahl ist groß. Am bekanntesten sind die gedämpften Teigtaschen mit Füllung, oder die mit Gemüse- oder Suppenfüllung.

Am interessantesten ist wohl die Suppenteigtasche. Wie der Name schon sagt, ist der Beutel mit Suppe gefüllt. Um ihn zu essen muss man erst einmal mit einem Strohalm die Suppe trinken.

In diesen Tagen sind die Teehäuser Yangzhous gefüllt mit Einheimischen und zahlreichen Touristen aus verschiedenen Regionen des Landes. Nach 7 Uhr morgens einen Sitz zu ergattern ist schwer, weil Gäste es hier nie eilig haben.

Diese lebhafte Stimme von Yangzhou, die Ihre Ohren erreicht, kommt aus dem Munde einer schönen Ruderin, die mit ihrem Holzboot den Westsee entlang rudert, einer der bekanntesten Sehenswürdigkeiten der Stadt.

Während der Frühlings- und Sommerzeit war dies einer der Lieblingsorte des Qing-Kaisers Qianlong.

Der Name des Sees beschreibt sein Aussehen - eine schmale Wasserstraße, die sich durch den Nordteil der Stadt schlängelt.

Wenn man eine Kreuzfahrt um den See unternimmt kann man das Klingen der Windglockenspiele hören, die außerhalb des Pavillions entlang des Sees aufgehängt worden sind. Vom schönen Gesang der Ruderin begleitet, sind die schönen Küstenlandschaften und jahrhundertealte Geschichte fast überwältigend.

Früher war Yangzhou eines der wohlhabendsten Handelszentren Chinas, in der eine Gruppe von Bürgern zu Millionären wurde, da sie sehr lukrative Geschäfte mit Salz gemacht haben. Auch einige der schönsten traditionellen Gärten Chinas befinden sich in Yangzhou. Die meisten davon waren private Gärten, die in der Vergangenheit reichen Salz-Großhändlern gehörten. Ich habe einen der besterhaltenen, den He Yuan-Garten besucht.

Wenn Sie den Garten besuchen, sollten Sie unbedingt einen Reiseführer mitnehmen, damit er Ihnen die Geschichte des Gartens erzählen kann. Bitte achten Sie darauf, dass es hier ein kompliziertes Labyrinth gibt, in dem man sich schnell verlaufen kann.

Bei meinem Spaziergang durch den Flur habe ich den Speisesaal, das Schlafzimmer und das Studierzimmer besichtigt, um die antiken und malerischen Anblicke zu genießen, die man sonst nur aus Fernsehsendungen kennt.

„Der Garten ist so erfrischend! Ich habe gerade den ganzen Garten angesehen. Wie schade, dass ich nicht in einem Garten wie diesem leben kann."

Die Achtzehnjährige Chen Ying kommt aus Yancheng, einer anderen Stadt in der Provinz Jiangsu. Obwohl die beste Reisezeit für Yangzhou der Frühling ist, wenn die Bäume und Blumen blühen, kommen viele Menschen auch gerne in der Nebensaison, weil es dann weniger Touristen und nervige Straßenhändler gibt.

Eine häufige Szene die man in den Gärten Yangzhous beobachten kann sind die Gruppen von einheimischen Rentnern, die Freude daran haben, die Oper von Yangzhou zu singen. Für die Einheimischen sind die Gärten ein perfekter Ort für eine Atempause von den Mühen des täglichen Lebens.

Nicht zu weit weg vom Heyuan-Garten befindet sich eine geschäftige Straße, die sowohl von Einheimischen als auch von Touristen stark frequentiert wird. Es handelt sich um die Dongguan-Straße, eine der ältesten mit historischen und traditionellen Geschäften gesäumte Straße Yangzhous.

In der Vergangenheit war die Dongguan-Straße ein wohlhabendes Zentrum für Kommerz und Kultur. Heute ist es eine Mischung aus allem. Es gibt ein paar alte und moderne Geschäfte gefüllt mit lokalen Spezialitäten aber auch viele exquisite Cafes und Boutiqen.

Alle Gebäude in der Straße haben ihren architektonischen Stil aus der Ming- und Qing- Dynastie beibehalten. Grün-graue ziegelbedeckte Wände und Pferdekopfdächer waren typisch für die traditionelle Zeit Yangzhous.

Wenn es Abend wird gehe ich entlang des Alten Kanals von Yangzhou spazieren. Der Kanal wurde vor mehr als 2500 Jahren zum Transport der Kaiserlichen Truppen angelegt.

Heute werden auf dem Kanal Millionen Tonnen Kohle, Ziegel und andere Materialien transportiert. Der Transport auf dem Kanal ist viel preisgünstiger als der Transport auf der Schiene oder der Straße. Über den Kanal wird heute sieben Mal so viel Ware transportiert als auf der Shanghai-Beijing-Autobahn.

Auch wenn heute der größte Teil des Kanals nicht mehr zum Transport verwendet wird, ist er doch ein natürlicher Teil des täglichen Lebens geworden.

Seit jeher hat der Kanal nicht nur zum Geschäftsleben sondern auch zur Verbreitung von Kunst und Kultur beigetragen. Aufstieg und Fall der Stadt waren eng mit dem Schicksal des Kanals verknüpft. Dieser Kanal ist der Schlusspunkt meiner Tour durch Yangzhou.

Übersetzt von: Li Yan

Gesprochen von: Qiu Jing