Astronomischer Absatz: Science-Fiction-Trilogie Drei Körper
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Der erste Teil der Trilogie „Drei Körper" war zunächst in Fortsetzungen in der Zeitschrift „Science Fiction World" erschienen, einem Magazin, das in der chinesischen Science-Fiction-Gemeinde populär ist. Aber schon bald ließen enthusiastische Empfehlungen die breitere Öffentlichkeit aufmerksam werden.
2008 beendete der Autor Liu Cixin dann Teil Zwei mit dem Titel „Dunkler Wald", und eine Vielzahl positiver Rezensionen weit über die Science-Fiction-Szene hinaus machten das Werk sofort so populär, dass noch im gleichen Jahr zum Bestseller wurde.
2012 wurde schließlich der dritte Teil der Trilogie „Toter Punkt" herausgegeben - mit noch genialeren Gedankenexperimenten und überraschend präzisen wissenschaftlichen Details. Liu gilt seitdem als das Gesicht der chinesischen Science-Fiction.
Und die Leser sind von der Trilogie „Drei Körper" begeistert:
„Ich lasse mich einfach mitreißen von seinen plastischen Beschreibungen der atemberaubenden Weiten des Weltraums. Ich habe das Gefühl, wirklich in einer anderen Welt zu sein, die ich mir vorher nie hätte vorstellen können."
„Ich hatte eigentlich schon vor Jahren aufgehört, überhaupt noch Science-Fiction zu lesen, bis mir Freunde aus der IT-Branche dann die Trilogie von Liu Cixin empfohlen haben. Ich bin beeindruckt, das ist ja tatsächlich nicht nur einfach Science-Fiction. Denn er stellt philosophische Grenzfragen, etwa die, was jenseits des Weltalls ist oder nach Beziehung zwischen Zeit und Raum. Dabei werden sehr kühne gedankliche Extrapolationen mit sehr nüchternen Realität verbunden, was das Lesen zu einem echten Vergnügen macht."
In der „Drei Körper"-Trilogie beschreibt Liu die Jahrhunderte langen Kontakte und Kriege der Menschheit mit einer außerirdischen Zivilisation, deren Welt von drei Sonnen beherrscht wird, wobei allerdings niemand weiß, wann oder wie viele dieser Sonnen auf- oder untergehen. Am Ende wird unser Sonnensystem auf eine nur noch zweidimensionale Existenz reduziert - im Ergebnis einer apokalyptischen Schlacht.
Während viele Leser finden, dieses Ende sei zu negativ und zu düster, erklärt Liu seine Idee so:
„Eine große Katastrophe oder Zerstörung kosmischen Ausmaßes ist faszinierend und einzigartig und eben der Science-Fiction vorbehalten. Werke anderer Gattungen widmen sich nie etwas ähnlichem. Zweitens könnten Leser das Ende der Trilogie tatsächlich etwas missverstehen. Vielleicht ist es meine Schuld, weil ich es überfrachtet habe. Dabei deutet das Ende ja nicht darauf hin, dass die Menschheit tatsächlich zerstört werde. Zerstört werden die Erde und das Sonnensystem, die Menschen sind längst in die Weiten der Milchstraße vorgedrungen und haben dort sechs bis sieben parallele Welten aufgebaut."
Autor Liu ist von Hause aus eigentlich Ingenieur und hat viele Jahre in diesem Beruf gearbeitet. Er lebt in der Stadt Yangquan in der nordchinesischen Provinz Shanxi, die für ihre reichen Kohlevorkommen bekannt ist. Er sagt, gerade das einfache und traditionelle Leben in einem kleinen Ort habe seine Sinne geschärft für wissenschaftliche und technologische Phantasien und ihn mit einer so kühnen Vorstellungskraft gesegnet.
„Wenn ich in einer großen modernen Stadt wie Hongkong oder Schanghai gelebt hätte, wo alles um mich herum ohnehin schon fast surreal erscheint, dann wäre ich wohl nie in die Lage versetzt worden, Science-Fiction zu schreiben."
Die Trilogie „Drei Körper" (San Ti) hat den Einfluss der Science-Fiction in China erweitert. Viele sagen, diese Trilogie habe neue Perspektiven des Denkens eröffnet.
Als Beispiel dafür nennt Liu selbst seine Romanheldin Cheng Xin:
„Cheng Xin wäre einfach perfekt, wenn sie eine reale Person im Alltag wäre. Sie tut nämlich nach unseren derzeitigen Wertvorstellungen das einzig Richtige an einem ganz entscheidenden Punkt, aber genau das führt zur Katastrophe der Erde. Ihre Geschichte ist also ein Gedankenexperiment. Es zeigt uns, dass das, was wir in unserer Welt für eine unumstößliche Wahrheit halten, in einer anderen Welt keinesfalls so wahr sein muss."
Dabei sieht Liu ein generelles Problem, wenn es um Science-Fiction geht:
„Chinas Science-Fiction hat ein Problem, und es ist das gleiche wie überall im der Rest der Welt: das Problem ist ein fehlender Sinn für mystisches. Die Technologie entwickelt sich und wächst über sich selbst hinaus. Jeden Tag halten wissenschaftliche Erfindungen Einzug in unseren Alltag. Das Leben, das wir heute leben, ist so, wie es die Science-Fiction in den 1960er Jahren vorausgesagt hat. Jetzt, da wir in dieser Science-Fiction von damals angekommen sind, haben die Leute natürlich das Interesse verloren, damalige Vorhersagen zu lesen."
Sicher ist schon, dass die englische Version des Bestsellers 2014 herauskommen wird. Sehr wahrscheinlich wird das Werk auch verfilmt. Und der Autor sagt, dass er seine Idee weiter verfolgen wird und eine parallele Geschichte fortschreiben wird - über jene anderen neuen Welten der Menschen in seinen bisherigen Büchern. Es geht also weiter mit der Geschichte der „Drei Körper" und wir dürfen gespannt sein.
Übersetzt und gesprochen von: Qiu Jing