201308-kg.m4a
|
Nanjing ist mit acht Millionen Einwohnern die zweitgrößte Stadt in Ostchina. Im Zuge der Urbanisierung explodiert die urbane Bevölkerungszahl – wie auch in anderen Städten des Landes. Doch Bildungseinrichtungen wie Schulen und Kindergärten kommen nicht nach. In Wohnvierteln wird so nicht nur gewohnt, sondern auch gelehrt. Song Xiaohua führt seit acht Jahren einen bilingualen Kindergarten hinter einer normalen Wohnungstür.
„Wir genießen einen guten Ruf in der Gegend und müssen keine Werbung machen. Die Eltern vermitteln. Sie vertrauen uns."
In der über einhundert Quadratmeter großen Wohnung werden mehr als zehn Kinder betreut. Vor Ort finden sich allerdings weder die Erlaubnis für die Ausgabe von Essen noch Feuerlöscher. Song Xiaohua gibt zu, dass sein Kindergarten nicht registriert ist. Unter den Eltern sei der Zuspruch aber groß, rechtfertigt sich der Kindergartenbetreiber. Die Kinder würden regelrecht Schlange stehen.
Tong Chuanyin leitet das kommunale Bildungskomitee in dem Bezirk. Ihm zufolge ist der Schwarz-Kindergarten von Song Xiaohua keine Ausnahme, selbst im gleichen Wohnviertel. Der Boom illegaler Kindergärten sei auf den Mangel an öffentlichen Einrichtungen zurückzuführen, so der Beamte.
„Die öffentlichen Kindergärten reichen nicht aus. Eltern ohne Hukou gehen davon aus, dass sie nach ein paar Jahren wieder aus der Stadt wegziehen. Sie haben keinen hohen Anspruch an Kindergärten, solange ihre Kinder betreut werden. Solche Kindergärten verlangen auch deutlich weniger Geld."
Laut dem Beamten Tong leben in seinem Bezirk etwa 42.000 Einwohner, 9.600 davon sind Vorschulkinder. Öffentliche Kindergärten gibt es nur 27 und diese können nur 4.000 Kinder aufnehmen. Die illegal betriebenen Kindergärten einfach dichtzumachen, wäre keine gute Lösung für die Behörde. Tong Chuanyin:
„Sehr heikel. Die rechtsgültigen Kindergärten reichen gar nicht aus. Falls wir die nicht registrierten Kindergärten zwangsweise stilllegen müssten, hätten wir keine Plätze für diese Kinder zu bieten."
Nanjing ist nicht die einzige Stadt in China, die mit Kita-Plätzen zu kämpfen hat. Im ganzen Land gehen nur 60 Prozent der Vorschulkinder in Kindergärten. Um diese Lücke zu schließen, müssten die Ausgaben auf Seiten des Staats verstärkt werden, so Xiong Bingqi, Leiter der Nichtregierungsorganisation „21st Century Education Research Institute".
„Die Bildungsfinanzierung muss ab der Kreisebene ausgebaut werden. Dazu soll selbstverständlich das Budget auf der Provinzebene besser verteilt werden, um den Mangel der Bildungsressourcen zu überwinden."
Text: Li Zheng Sprecher: Zhang Chen