Beijing - ein zweites Zuhause für afrikanische Studenten
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Michael Scott und Mina studieren an der Fakultät für Elektrotechnik und Automatisierung. 2013 ist bereits ihr drittes Studienjahr in Beijing. Wegen ihrer afrikanischen Herkunft und der gemeinsamen Leidenschaft für Fußball haben beide eine enge Freundschaft aufgebaut. Mina erinnert sich an die Anfänge.
"Wir lernten uns im Chinesischunterricht in Tianjin kennen. Da wir uns für dieselbe Fakultät entschieden und eine gemeinsame Vorliebe für Fußball haben, sind wir enge Freunde geworden."
Da Michael und Mina beide Französisch sprechen, unterstützen sie sich gegenseitig im Studium. Für sie stellt der Fachunterricht kein allzu großes Problem dar, die Erklärungen des Lehrers auf Chinesisch hingegen stellen manchmal eine gewisse Hürde dar. Doch auch die ist zu schaffen, weiß Michael zu berichten:
"Bei Unklarheiten kann man die Lehrer oder chinesische Kommilitonen während der Pause um Hilfe bitten. Dank ihrer Unterstützung habe ich schnell Fortschritte im Studium machen können."
Die North China Electric Power University ist im Fach Elektrotechnik landesweit führend. Ausländische Studierende müssen zuerst ein Jahr Chinesisch lernen und dann das vierjährige Fachstudium absolvieren, bevor sie ihren Bachelor-Titel bekommen. Michael Scott ist der Erste aus der Zentralafrikanischen Republik, der in China Elektrotechnik studiert. Das Fach habe in seinem Land eine vielversprechende Zukunft, ist sich Michael sicher:
"Ich wollte ursprünglich Kommunikationstechnik studieren, da es in meinem Heimatland auf diesem Gebiet an Fachkräften mangelt. Nachdem ich in China angekommen war, stellte ich fest, dass bereits viele meiner Landsleute hier Kommunikationstechnik studieren. Da Zuhause der Bedarf nach Fachkräften auf dem Gebiet der Elektrotechnik ebenfalls hoch ist, habe ich mich dann umentschieden, und mir gefällt das Fach sehr."
Mina hätte Elektrotechnik zwar auch Zuhause in der Republik Togo studieren können, dennoch wollte er unbedingt nach China kommen.
"In Togo kann man zwar auch Elektrotechnik studieren, die Laborbedingungen und die Praktikumsmöglichkeiten lassen aber viel zu wünschen übrig. In China hingegen stehen viele Maschinen und Geräte für die Labortests zur Verfügung und man findet leicht Praktikumsstellen."
Mina hat keine Verwandten in China und ist bereits seit drei Jahren weg von Zuhause. Michael Scotts Onkel ist in Beijing berufstätig und Michael besucht ihn ab und zu am Wochenende. Ansonsten hat er sich zu einem Liebhaber des chinesischen komischen Dialogs „Xiangsheng" entwickelt und ist in einem Xiangsheng-Studentenclub aktiv. Mina interessiert sich für die traditionelle chinesische Kultur und besucht oft entsprechende Kurse, um noch mehr über China zu erfahren. Aber natürlich macht den beiden Fußballbegeisterten das Wahlfach Fußball am meisten Spaß. Dazu Michael Scott:
"Da ich mich besonders für diese Sportart interessiere, habe ich Fußball als Wahlunterricht gewählt. Wir trainieren oft mit unseren chinesischen Kommilitonen zusammen. Das hat unsere Beziehungen zueinander noch enger gemacht. Es gibt mehrere Mannschaften an der Uni. Ich bin stellvertretender Leiter der Mannschaft ausländischer Studenten. Wir haben im letzten Jahr beim Uni-Fußballwettbewerb den Meistertitel gewonnen."
Am Ende des Interviews haben die beiden unserem Reporter noch ihre Zukunftspläne verraten. Sie wollen entweder ein Magister-Studium in China dranhängen oder hier einen Arbeitsplatz suchen. Die Rückkehr nach Afrika kann noch warten.
Übersetzt und geprochen von Xiao Lan