Chinesische Absolventen klagen über Diskriminierung
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In diesem Jahr absolvieren etwa sieben Millionen Studenten ihr Studium an den Universitäten Chinas, für den chinesischen Arbeitsmarkt wird es die wohl härteste Saison werden. Die weit verbreitete Diskriminierung auf dem Arbeitsmarkt hat diese Situation noch weiter verschärft.
Frau Ge hat soeben ihr Studium an der Guangdonger Finanzhochschule absolviert. Sie klagt über Diskriminierung, weil die Einstellungskriterien der Arbeitgeber auf Faktoren wie dem akademischen Hintergrund und der Hochschule basieren.
„Ich habe vor kurzem an einer Job-Messe teilgenommen. Die meisten Arbeitgeber sagten mir, sie stellen nur Absolventen der zirka 110 Spitzenuniversitäten der staatlichen Projekte 985 und 211 ein. Ich bin so deprimiert, weil ich glaube, dass ich dazu qualifiziert bin."
Projekt 985 und Projekt 211 wurden, ähnlich wie die Universitäten von Ivy League in den USA, von der chinesischen Regierung gestartet, um die Hochschulbildung des Landes zu fördern. Jedoch sehen Arbeitgeber dies mehr und mehr als Beschäftigungskriterium an.
Der Forscher für Makroökonomie Liu Xiao von der Beratungsfirma Anbound analysiert das Phänomen.
„Seit einigen Jahren gibt es mehr Arbeitssuchende als freie Stellen. Deshalb ist es für die Arbeitgeber selbstverständlich, potenzielle Kandidaten danach auszuwählen, ob sie von einer Spitzenuniversität kommen."
Einige Experten sind der Ansicht, dass diskriminierende „Beschäftigungskriterien" die Rechte und Interessen der Uni-Absolventen verletzen würden. Sie glauben, derartige Diskriminierung könnte Studenten dazu bewegen, sich vom Arbeitsmarkt zurückzuziehen und nach höherer Ausbildung zu streben, statt mit der Arbeit zu beginnen und praktische Fähigkeiten zu erwerben.
Liang Chen, ein Absolvent der Fachhochschule, erklärt, warum er sich zur Weiterbildung entschlossen hat, nachdem er sein Studium an der chinesischen Fachhochschule für Erdöl abgeschlossen hat.
„Es ist heute unmöglich für mich, als Fachhochschulabsolvent einen Job zu finden. Ich glaube mit dem Bachelortitel hätte ich mehr Chancen, einen anständigen Job zu finden."
Um den Arbeitsmarkt fairer zu gestalten, erließ das Bildungsministerium kürzlich Richtlinien mit dem Ziel, Stellenanzeigen mit diskriminierenden Voraussetzungen zu verbieten.
Forscher Liu Xiao weist auf Wege hin, die Beschäftigungsdiskriminierung zu beseitigen.
„Der wirksamste Weg ist es, den Arbeitsmarkt zu regulieren. Arbeitgeber werden ihre Vorurteile gegenüber geringer qualifizierten Hochschulabsolventen überdenken, wenn sie erkennen, dass der Abschluss und das Geschlecht nichts mit ihrer Kompetenz und Leistungsfähigkeit zu tun haben."
Zudem schlägt Liu den Absolventen vor, ihre Erwartungen an die erste Stelle herunterzuschrauben. Es sei viel leichter, eine angemessene Stelle zu finden, nachdem man Arbeitserfahrung in einem bestimmen Bereich gesammelt habe.
Übersetzt von Liu Yuanyuan
Gesprochen von Xi Jing