Steht Chinas Musikmarkt vor einer Umstrukturierung?
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Bei den Reformen des Urheberrechts stand der Kampf gegen Musikpiraterie bislang im Hintergrund. Doch die Bekanntmachung des chinesischen Musikproduzenten Gao Xiaosong, das der 1. Juli 2013 als Deadline für das illegale Herunterladen von Musik gelte, verweist auf eine bevorstehende Umstrukturierung der Branche. Mit Kooperationen zwischen Regierung, Inhalte-Anbietern und Plattenfirmen soll Chinas Online-Musik-Markt in ein neues Zeitalter mit Urheberschutz und angemessenen Kompensationen für Künstler geführt werden.
Aber wie werden Chinas Internetnutzer, die längst an kostenlose Musik gewöhnt sind, reagieren? Thomas Reemer, Gründer und CEO des online basierten Inhalte-Anbieters 88tc88, sagt, illegales Downloaden würde solange attraktiv bleiben, bis sich eine bessere Alternative auftun würde.
„Ich glaube, im Kampf gegen illegale Musikdownloads muss eine legale Alternative angeboten werden. Ansonsten tun Menschen das, was am besten für sie funktioniert. Die Leute denken nicht an das Stehlen von Inhalten. Sie tun es, weil sie nirgendwo anders Inhalte finden können."
Reemer hat Paishouba, eine mobile Download-Plattform gegründet, die chinesischen Verbrauchern Musik, Spiele, Apps, und E-Books aus dem Westen zur Verfügung stellt. Paishouba führt mit seiner sicheren Verkaufsplattform verschiedenste Westkünstlern in den chinesischen Markt ein.
„Wir Inhalte-Anbieter unterstützen die Künstler. Die Künstler werden bezahlt, und wir ermöglichen ein besseres „Ökosystem". Mit der Regierungsinitiative folgen immer mehr Unternehmen. Ferner nehmen die Leuten zur Kenntnis, dass sie Einnahmen verlieren, wenn sie diesem Markt nicht stützen."
Statistiken der China Audio & Video Association zeigen, dass Chinas Markt für Urheberrechte im Jahr 2012 40 Milliarden Yuan RMB wert war, trotz tatsächlich erwirtschafteter Einnahmen von 800 Millionen Yuan. Obwohl der faktische Einfluss illegaler Musik-Piraterie auf die Einnahmen schwierig abzuschätzen ist, ist doch eines klar: Piraterie wirkt sich negativ auf die Entwicklung der Musikindustrie aus. Sie vermindert den Anreiz für Künstler, neue Werke zu schaffen, was den Markt mit der Zeit begrenzt.
Jin Haijun, Spezialist auf dem Gebiet des Geistigen Eigentums an der Fakultät für Rechtswissenschaftlichen der Renmin Universität in Beijing, sagt, die chinesische Musikindustrie sei reif für Reformen.
„Schon vor einigen Jahren hatten wir dasselbe Problem beim illegalen Herunterladen von Filmen oder TV-Serien. Von damals können wir lernen, dass die Regierung und die betreffenden Branche für einen Erfolg zusammenarbeiten müssen. Sie sind damals hart gegen illegale Downloads vorgegangen und haben den Filmproduzenten ihre Einnahmen gesichert."
Nachdem die Regierung gegen illegale Filmdownloads vorgegangen war, erfuhr die chinesische Filmindustrie eine Art Renaissance. Von 2004 bis 2009 erreichte die Branche ein jährliches Wachstum von mehr als 30 Prozent. Obwohl viele Faktoren zu diesem Wachstum beigetragen haben, hat die Bekämpfung illegaler Download-Möglichkeiten sicher eine wichtige Rolle gespielt.
Übersetzt von: Liu Xinyue
Gesprochen von: Liu Xinyue