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Ende Juni 2013 trafen Vertreter aus neun chinesischen Ministerien zu Beratungen zusammen, darunter die Administration für Überwachung der Lebensmittel- und Arzneimittelsicherheit, das Agrarministerium und das Ministerium für öffentliche Sicherheit. Es ging ausschließlich um ein Thema – die bessere Abstimmung bei der Kontrolle der Milchpulverproduktion. Zu den neuen Schritten äußerte sich der Vizeleiter der Arzneimittel- und Lebensmittelbehörde Teng Jiacai,
„Den Milchpulverproduzenten ist weder das Outsourcing der Produktion noch die Beauftragung der Verarbeitung erlaubt. Als Rohstoff dürfen nur Kuh- oder Ziegenmilch eingesetzt werden. Andere Ausgangstoffe sind streng verboten. "
Ein weiteres Kriterium wird den Marktzugang noch erschweren: Die Hersteller von Milchpulver müssen über eigene Milchviehbetriebe verfügen. Sprich, das Produkt muss ganz von Anfang an qualitativ kontrolliert werden können. Und noch mehr: Was bislang in der Arzneimittelkontrolle gültig ist, etwa bei der Lizenzvergabe für die Produktion, der Beglaubigung des Vertriebs sowie der Verpackung und Rückführbarkeitsprüfung, soll ab sofort auch in der Milchpulverbrache oberstes Gebot sein. Dazu noch einmal Teng Jiacai:
„Jeder Roh- und Hilfsstoff, der für die Herstellung der Milchpulverprodukte eingesetzt wird, muss bei meiner Behörde gemeldet werden. Das gilt auch für Änderungen der Zutaten."
Dass dies leichter gesagt als getan ist, zeigt ein genauerer Blick auf die aktuelle Situation. Denn die Milchpulverindustrie in China steckt noch in den Kinderschuhen, erklärt Chen Jushi, ein Experte für Lebensmittelsicherheit bei der chinesischen Akademie für Ingenieurwissenschaften:
„In China gibt es insgesamt 130 Betriebe unterschiedlicher Größenordnung für die Milchpulverherstellung. Es ist nicht einfach, die Qualität der Milchquellen zu kontrollieren. In Amerika gibt es nur vier herstellende Betriebe, die aber einen weit größeren Bedarf an Milchpulver als in China abdecken können."
Nach Regierungsangaben wird die Zulassung neuer Milchpulverhersteller strenger kontrolliert und der Zusammenschluss von bestehenden Betrieben gefördert. Ziel ist, das Verbrauchervertrauen im Land zurück zu gewinnen und die eigene Milchwirtschaft zu beleben. Dazu sind vor allem Umsetzungswille und Ausdauer angesagt, denn die chinesischen Eltern wollen vorerst abwarten.
„Ich werde die Gesundheit meiner Kinder nicht riskieren. Ich werde also weiter importiertes Milchpulver kaufen."
„Es fehlt in China nie an Standards. Problematisch ist aber die Einhaltung der Normen. Selbst die größten Milchpulverhersteller in China wurden von den Skandalen erwischt, was bedeutet, dass die interne Aufsicht und die Überwachung durch die Behörden mangelhaft sind. Maßnahmen müssen also ergriffen und auch wirksam werden."
Text und Sprecher: Li Zheng