F: Herzlich willkommen zum Frageblock „Sie fragen, wir antworten". Und da wollen wir heute den Wunsch von unserem Hörer und Monitor Bernd Seiser aus Ottenau in Deutschland erfüllen und etwas über den Weinanbau und Weinverbrauch in China sprechen. Herr Seiser hatte uns nämlich vor kurzem in einer E-Mail folgendes geschrieben:

M: „Liebe Lu Shan,

auch in den Tagen nach dem Ministerpräsidentenbesuch in Deutschland bestimmt das Thema China viele Meldungen in den deutschen Zeitungen und Nachrichtensendungen. Besonders das Thema Zoll oder Steuer auf von China nach Deutschland exportierte Solaranlagen erweckt große Aufmerksamkeit. Ich vermute, damit sollen die chinesischen Solaranlagen so teuer verkauft werden können wie die in Europa produzierten, oder? Aber nun wird auch berichtet, dass als Antwort auf diese Abgabe auch für nach China eingeführte Weine aus Deutschland (oder vielleicht auch aus anderen Ländern Europas) eine Abgabe erhoben wird. Wie bei uns berichtet wird, sind in China gerade die Weine aus Baden-Württemberg sehr beliebt. Zu welchen Preisen wurden die Baden-Württembergischen Weine bisher in China im Handel angeboten und um wie viel verteuert sich durch die neue Abgabe nun der Wein aus meiner Heimat? Wie hoch ist der jährliche Verbrauch pro Einwohner von Wein in China? Welches sind in China die größten Anbaugebiete und in welcher Region gibt es den qualitativ besten Wein?

Vielen herzlichen Dank auch für die schöne Zusammenstellung meines Telefonats für CRI Kontakt am letzten Sonntag sowie für Deine Bemühungen zu meiner heutigen Hörerfrage, herzliche Grüsse"

F: Ja, liebe Hörer und lieber Herr Seiser, diesen Wunsch erfüllen wir Ihnen sehr gern. Es ist wirklich ein sehr interessantes Thema, das sie da ansprechen. Zunächst einmal muss man sagen, dass mit dem steigenden Lebensstandard und unter dem Einfluss der westlichen Kultur heute auch deutlich mehr Wein in China getrunken wird als früher. Der Weinverbrauch in China wies in den letzten Jahren immer eine Wachstumsrate von 25 bis 30 Prozent pro Jahr auf. Im Jahr 2011 wurden in 1,43 Millionen Tonnen Wein getrunken, darunter 360.000 Tonnen importierte Weine. Damit ist China das Land mit dem fünftgrößten Weinverbrauch weltweit.

M: Ja, aber dennoch ist der durchschnittliche Pro-Kopf-Verbrauch in China viel niedriger als in anderen Ländern, in denen Wein angebaut und getrunken wird. Einer Statistik zufolge liegt der jährliche Weinverbrauch pro Einwohner in China bei nur einem Liter. Weintrinken ist bei den Chinesen noch nicht so populär wie in vielen westlichen Ländern. Aber das Entwicklungspotenzial des Weinmarktes ist sehr groß. Experten zufolge könnte sich der Weinverbrauch künftig in China noch verzehnfachen und 14 Millionen Tonnen pro Jahr erreichen.

F: Ja, genau. Zurzeit steigt der Verbrauch von importiertem Flaschenwein in China rapide an. Eine Flasche Wein (normalerweise 1 Liter) aus Deutschland kostet ungefähr 100 bis 300 Yuan, umgerechnet etwa 12 bis 35 Euro. Es gibt auch Qualitätsweine aus Deutschland oder Frankreich, die natürlich deutlich teurer sind. Der Preis für eine Flasche Qualitätswein liegt im Normalfall bei 500 Yuan oder mehr, umgerechnet also über 60 Euro. Natürlich gibt es hier im Land auch Weine, die günstiger sind, zum Beispiel Tafelwein. Eine Flasche importierten Tafelweins kostet nur einige Dutzend Yuan, deutlich unter zehn Euro also.

M: Ja. Außerdem wird zum jetzigen Zeitpunkt auf aus Europa eingeführte Weine noch keine Abgabe erhoben. Unserem Wissen nach ist eine solche Sondersteuer auf importierte Weine auch nicht geplant. Dennoch ist der Preis für importierte Weine aus Europa seit Anfang dieses Jahres aus verschiedenen Gründen, zum Beispiel durch gestiegene Personalkosten oder klimatische Veränderungen um etwa 10 Prozent gestiegen.

F: Stimmt. Nun wollen wir etwas über Weinanbau in China reden. Weinanbau und Weinproduktion gibt es in China schon seit mehr als 2.000 Jahren. Historischen Aufzeichnungen zufolge waren Weinanbau und Weinproduktion in China schon in der Westlichen Han-Dynastie (206 v. Chr. – 24 n. Chr.) bekannt. Zudem sind westliche Regionen wie etwa Xinjiang seit langer, langer Zeit wichtige Weinanbaugebiete in China.

M: Ja. Da Weinanbau und Weinproduktion ja sehr von den klimatischen Verhältnissen abhängig sind, war Weinanbau im alten Zentralchina sehr selten. Trauben und Wein kamen oft und gerne als Tribut an den Kaiserhof. In die Mitte des Landes kam die Technik der Weinkelterei erst in der Yuan-Dynastie (von 1271 bis 1368).

F: Ja, und seit der Gründung der Volksrepublik im Jahre 1949 entwickelte sich dann die Weinindustrie in China relativ schnell. Mit der Modernisierung und dem technischen Fortschritt gab es in den vergangenen Jahren auch große Veränderungen in der Weinbranche, der Weinanbau wurde tatkräftig gefördert. Mit einem immer größer werdenden Bedarf an Weintrauben wurden vor gut einem Jahrzehnt große Mengen an Setzlingen weltberühmter Weinsorten importiert, die Weinanbauflächen wurden enorm vergrößert. Dies hat für die weitere Weinproduktion in China eine gute Grundlage geschaffen.

M: Ja, bis Ende 2011 hatte die Weinanbaufläche landesweit ungefähr 74.000 Hektar erreicht und macht damit mehr als 20 Prozent aller Weintrauben-Anbauflächen aus. Bis zum Jahr 2015 ist mit einer Weinanbaufläche von 100.000 Hektar in China zu rechnen.

F: Und inzwischen gibt es neben Xinjiang weitere bekannte Weinanbaugebiete in China, zum Beispiel in Tonghua in der Provinz Jilin, aber auch in den Provinzen Shandong und Hebei rund um die Bohai-Meeresbucht, in Wuwei in der Provinz Gansu, in Yinchuan im Autonomen Gebiet Ningxia der Hui-Nationalität oder in Mile in der Provinz Yunnan. Auch in den Provinzen Shaanxi, Sichuan, Jiangsu und im Autonomen Gebiet Innere Mongolei gibt es mittlerweile Weinanbaugebiete. Dabei machen international bekannte Weinsorten wie Riesling über 80 Prozent der gesamten Weinanbaufläche in China aus.

M: Ja. Laut Statistik gibt es derzeit in China ungefähr 500 Weinproduktionsfabriken, von denen die meisten ihre Trauben selbst anbauen lassen. Insgesamt kann die inländische Traubenproduktion den Bedarf der Weinindustrie in China befriedigen.

F: Übrigens haben Entwicklung und Strukturwandel auch dazu beigetragen, dass sich in den vergangenen Jahren die Qualität der Weinprodukte in China deutlich erhöht hat. Inzwischen sind tatsächlich echte Weine aus 100prozentigem Rebensaft die Hauptprodukte, wobei trockene und halbtrockene Weine mittlerweile 50 bis 60 Prozent der Gesamtmenge ausmachen. Bei trockenen Weinen entfallen etwa 80 Prozent auf Rotwein.

M: Mit dazu beigetragen hat sicher auch der Import moderner Technologien und Anlagen der Weinkellerei aus dem Ausland und deren Anpassung an die konkreten Bedingungen hier in China. Damit wurden Produktion und Qualität weiter erhöht. Inzwischen gibt es in China auch Qualitätsweine, zum Beispiel Zhangyu oder Changcheng, beide aus der Provinz Shandong, oder Wangchao-Wein aus Tianjin sowie die Weinmarken Tonghua aus der Provinz Jilin und Mogao aus der Provinz Gansu. Sie alle sind inzwischen nicht nur in China, sondern auch über die Landesgrenzen hinaus bekannt. Chinesische Markenweine werden heute in etwa 30 Länder und Gebiete exportiert, darunter auch nach Frankreich, Deutschland oder Großbritannien sowie in die USA und nach Japan. Bei internationalen Vergleichen wurden chinesische Weine mehrfach ausgezeichnet.

F: Ja. Und mit der weiteren Vergrößerung der Weinanbauflächen dürfte China künftig unter den Weinproduzenten in der Welt eine immer wichtigere Rolle spielen. Soviel liebe Hörer, zum Thema „Weinanbau und –verbrauch in China" und zu den Fragen von Herrn Seiser.