"Ich mag den chinesischen Geschmack": Guangdong, Heimat vieler Auslandschinesen
|
In Guangdong leben 103.000 zurückgekehrte Auslandschinesen und über 20 Millionen ihrer Familienangehörigen. Herr Liang z.B. stammt aus Kaiping in der Präfektur Jiangmen. Von da aus sollen besonders viele Chinesen ihre Reise in den Westen angetreten haben. Liangs Eltern und Schwester sind beispielsweise nach Kanada übergesiedelt. Liang sagt, Auswandern sei in seiner Heimat seit langem Tradition:
"Vor mehr als einem Jahrhundert gingen viele Kaipinger zum Überleben ins Ausland. Später wanderten viele auf dem Weg der Familienzusammenführung ins Ausland aus. Heute ist Investitionsemigration eine übliche Form. Viele meiner Landsleute wanderten in die amerikanischen Länder und arbeiteten als Bergleute oder Eisenbahnbauer, denn damals mangelte es dort an Arbeitskräften."
In jenen Jahren Ende der Qing-Dynastie litten die Einwanderer unter großer seelischer Qual wegen der Kulturunterschiede. Auch sahen sie sich mit Rassendiskriminierung konfrontiert. Dank jahrelangen Bemühungen gab es in bestimmten Gegenden immer mehr von Auslandschinesen betriebene Läden und Geschäfte – die embryonale Form von China-Towns. Das hart verdiente Geld wurde nach Hause geschickt, was sowohl die lokale Wirtschaft als auch die Xinhai-Revolution im Jahr 1911 unterstützte. Während des Widerstandskrieges gegen die japanische Aggression brachten die Auslandschinesen durch Spenden von Geld und Gütern ihre große Vaterlandsliebe zum Ausdruck. Auch nach Gründung der Volksrepublik haben sie ihren Teil zur Wiederbelebung der Wirtschaft und zum sozialistischen Aufbau geleistet.
Zhao Tailai lebt in Großbritannien und ist sehr engagiert. Zehn Jahre lang hat er an der Ordnung chinesischer Antiquitäten gearbeitet, die seine Vorfahren gesammelt hatten. Die wertvollsten Sammelobjekte hat er dann seinem Heimatland gespendet. Um den Transport zu finanzieren, verkaufte er sogar vier seiner Immobilien. Die von Zhao Tailai gespendeten Statuen, Jade und Bilderrollen sind heute in einer Guangzhou'er Galerie zu bewundern.
Zhao Tailai ist nur ein Beispiel von vielen. Bis Ende 2011 lag das real genutzte auswärtige Kapital bei 270 Millionen US-Dollar, 70 Prozent davon stammten von Auslandschinesen bzw. aus Hongkong und Macao. In Guangdong gibt es insgesamt 55.500 Betriebe mit Kapital von Auslandschinesen. Sie machen mehr als 60 Prozent der gesamten Betriebe mit auswärtigem Kapital aus.
Aber nicht nur in den Betrieben wird der Einfluss aus dem Westen deutlich: „Diao Lou", eine Art Turmhäuser, in Kaiping, sind eine besondere Form der lokalen Architektur. Im Dorf Zili hat unser Reporter ein Turmhaus besichtigt. Die Möbel darin sind alle im westlichen Stil und die Hausdekoration ist modern geprägt, weil der Hausherr früher Geschäfte in Deutschland machte. Der Baustil der Turmhäuser ist unterschiedlich, einige sind chinesisch, andere westlich geprägt.
Doch eines ist den Turmhäusern in Kaiping gemeinsam: schmale Eisenfenster und Schießscharten in der oberen Etage zur Abwehr. Wohlhabende, zurückgekehrte Geschäftsleute waren oft Angriffsziele von Dieben und Räubern. Einem Fußstapfen folgen drei Diebe, hieß es damals im lokalen Volksmund. Die Diao Lous boten Schutz. Chen erinnert sich:
"Die Diebe waren sehr furchterregend. Damals versteckten wir uns in Diao Lous, bevor es dunkel wurde."
Allein schon wegen der Turmhäuser lohnt sich ein Besuch in der Heimat der Auslandschinesen, Guangdong bzw. Jiangmen.
Zum Schluss unsere Quizfragen für heute:
1. Aus welcher Provinz stammen die meisten Auslandschinesen?
2. Wo liegt die „Heimat der Auslandschinesen"?
3. Wozu wurden in Kaiping zahlreiche Turmhäuser gebaut?
Übersetzt und gesprochen von Xiao Lan