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Tausend Jahre altes Papier aus Maulbeerbaumrinde
  2013-07-05 14:59:28  cri

 

 

Die Gemeinde Puqiakeqi im Kreis Moyu gilt als Heimat des Maulbeerrinden-Papiers. Im Dorf Buda besuchen wir die Familie von Tuohu Tibake. Der 100-Jährige, begann als Kind von seinem Großvater die Herstellung des alten Papiers zu lernen. Auch der Sohn und die Tochter des Alten beherrschen das traditionelle Verfahren.

Der Dorfbeamte Zhao Xiangjing sagt:

„Auch die Enkelkinder sind stark an der Herstellung des Maulbeerrinden-Papiers interessiert. Nach der Schule helfen sie oft mit, die Maulbeerbaumrinde zu entfernen und den Papierbrei auszustampfen."

Im Hof der Familie von Tuohu Tibake, bekommen wir gestapelte Maulbeerrinden-Papiere in verschiedensten Formaten zu Gesicht. Die meisten sind quadratisch, hellgelb und von dünnen Fasern durchzogen. Sie fühlen sich weich an und sind doch reißfest.

In der Region um Hetian wurde schon sehr früh Maulbeerrinden-Papier hergestellt und verwendet. 1908 wurde in einem tangzeitlichen Kloster ein Rechnungsbuch entdeckt. Darin wurden Papiereinkäufe aufgezeichnet. Im lokalen Museum in Hetian sind tangzeitliche Dokumente aus Maulbeerrinden-Papier aufbewahrt. Die Herstellung dieses Papiers war in der Song- und Yuan-Dynastie ein bedeutendes Handwerksverfahren der lokalen uigurischen Familien.

Die größten Vorteile dieses Papiers liegen in der Wurm- und Bleichbeständigkeit sowie der Saugfähigkeit. Im Alltagsleben der Uiguren dient es als Material für Arznei- und Lebensmittelverpackungen, Einlegesohlen oder Wundpflaster. Die feineren Papier-Klassen finden auch Anwendung bei Geld- und Bücherdrucken, in der Fächerherstellung sowie in der Kaligrafie und Malerei.

Doch die Geschichte des Papiers war im Laufe der Zeit nicht immer von Erfolg gekrönt. In den 1970er Jahren verlor die Herstellung des Maulbeerrinden-Papiers unter den Uiguren an Bedeutung. Die Papierhersteller wechselten nach und nach ihre Jobs. Bereits Anfang des 21. Jahrhunderts ist der Kreis Moyu in Hetian der einzig übergebliebene Überlieferungsort des alten Kunsthandwerks. In der Gemeinde Puqia Keqi waren nur noch zwei Familien übergeblieben, die diese Papierherstellung beherrschten. Turson, der Sohn von Tuohu Tibak, erzählt von dieser Zeit:

„Es war bedauerlich. Niemand wollte unser Papier mehr kaufen. Finanziell ging es uns sehr schlecht. Mein Vater musste zwischenzeitlich sein Handwerk aufgeben und von Haustür zu Haustür zur Schafschur wandern. Auch Maulbeerbäume gab es immer weniger. An ihre Stelle traten Walnuss- und Dattelbäume. Der Vater war sehr besorgt, dass die Rohstoffe immer knapper werden, und wir kein Papier mehr herstellen können."

Doch 2002 rückte das Maulbeerrinden-Papier wieder in die Öffentlichkeit. Grund dafür, war das Interesse eines US-amerikanischen Instituts für Volkssitten und Kulturerben an Tuohu Tibake und dem Tausend Jahre alten Papierhandwerk von Xinjiang. Tuohu Tibake wurde in die USA eingeladen. Dort demonstrierte er auf einem Kunstfestival das Herstellungsverfahren des Maulbeerrinden-Papiers. Das amerikanische Publikum sparte nicht mit Applaus. Der Sohn erzählt:

„Mein Vater verkaufte das komplette Papier, das er in die USA mitgenommen hatte. Ausländische Medien nannten ihn einen „Überlebenden der ältesten Handwerkskunst auf Erden."

 

Dieses Ereignis brachte die chinesischen Behörden dazu, über den Schutz des Herstellungsverfahrens von Maulbeerrinden-Papier nachzudenken. Im Februar 2008 wurde die uigurische Handwerkskunst zum immateriellen Kulturerbe ernannt. Seitdem erhält Tuohu Tibake für seine Arbeit jährliche Zuschüsse vom Staat in Höhe von 8.000 Yuan, umgerechnet rund 992 Euro. Zudem bekommt er von der lokalen Verwaltung des Kreises Moyu ein monatliches Gehalt von 124 Euro. Damit sollen mehr Nachkommen zur Fortführung der alten Papierherstellung angespornt werden. Sohn Turson will an der Tradition festhalten:

„Jetzt ist alles besser. Das Papier ist nun immaterielles Kulturerbe. Die Behörden verschiedener Ebenen schenken der Fortführung des alten Verfahrens große Aufmerksamkeit. Ich gehöre zur 11. Generation und werde mich weiter für das Papier einsetzen."

Auch der Nachbar der Familie Tuohu Tibake, Abudhu Remiti, beherrscht das alte Verfahren. In seiner Familie können 15 Angehörige das alte Papier herstellen. Er erzählt uns, dass seine Familie dank der Papierherstellung jährlich mehr als 6.200 Euro verdiene.

Dem Dorfbeamten Zhao Xiangjing zufolge haben die lokalen Behörden bislang drei Millionen Yuan RMB zur Verfügung gestellt, um die Kulturstraße für das Maulbeerrinden-Papier zu erschließen. Die Zahl der Haushalte, die dieses traditionelle Herstellungsverfahren wieder aufgenommen haben, ist bereits von zwei auf nunmehr achtzehn gestiegen.

Text von Qiu Jing

Gesprochen von Li Yanping

Forum Meinungen
• mengyingbo schrieb "Leben in Changshu"
seit etwas über einer Woche ist nun Changshu 常熟 in der Provinz Jiangsu 江苏 meine neue Heimat - zumindest erstmal für rund 2 Jahre.Changshu (übersetzt etwa: Stadt der langen Ernte) liegt ungefähr 100 km westlich von Shanghai und hat rund 2 Millionen Einwohner, ist also nur eine mittelgroße Stadt.Es gibt hier einen ca. 200m hohen Berg, den Yushan 虞山 und einen See, den Shanghu 尚湖...
• Ralf63 schrieb "Korea"
Eine schöne Analyse ist das, die Volker20 uns hier vorgestellt hat. Irgendwie habe ich nicht genügend Kenntnisse der Details, um da noch mehr zum Thema beitragen zu können. Hier aber noch einige Punkte, welche mir wichtig erscheinen:Ein riesiges Problem ist die Stationierung von Soldaten der USA-Armee in Südkorea...
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