Güte und Liebe zu Mitmenschen ist das Fundament des „Chinesischen Traums"
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Das Wort „Chinesischer Traum" taucht in letzter Zeit häufig in den chinesischen Medien auf. Unter Experten aus Kultur und Bildung wird derzeit auch heiß diskutiert, wie der Traum nach kultureller Prosperität mit dem Aufbau der Wirtschaft Schritt halten kann. Im Gespräch mit Radio China International erläutert Zheng Qiang, Rektor der Universität Guizhou aus der gleichnamigen Provinz im Südwesten des Landes, wie man den „Chinesischen Traum" kulturell verstehen soll.
Der „chinesische Traum" ist sehr vielschichtig. Man darf diesen Traum nicht einfach als Jagd nach Geld und Reichtum begreifen. Zheng Qiang äußert seine Ansicht über die wahre Bedeutung des „Chinesischen Traumes".
„Auf seiner höchsten Ebene angelangt, bedeutet der „chinesische Traum" nicht nur Wohlstand, sondern auch fortschrittliche Kultur, das heißt Fortschritt in Kunst, Moral und Sitte."
Es ist richtig, dass bessere wirtschaftliche Bedingungen und Wohlstand positiven Einfluss auf die Kultur eines Landes haben. Aber kultureller Fortschritt hängt nicht von der Wirtschaft ab. Im Gegenteil, die Kultur soll nicht nur mit der wirtschaftlichen Entwicklung Schritt halten, sondern ihr vorangehen. Zheng Qiang zeigt sich besorgt über den mangelhaften kulturellen Bildungsstand der Bürger. Er bezieht sich dabei auf die Lehre von Konfuzius – „Der Gütige liebt seine Mitmenschen." Er meint, der kulturelle Bildungsstand der einfachen Bürger basiere darauf, diese Menschenliebe anzuerkennen. Prof. Zheng verweist auf die Wurzel der negativen Gesellschaftsphänomene in China.
„Ich halte die Kenntnis über unsere kulturellen Wurzeln für oberflächlich. Wegen der oberflächlichen Kenntnis entwickeln unsere Bürger und die nachkommenden Generationen nicht genügend Respekt vor der eigenen Nation. Allgemein gesagt haben viele Menschen zu wenig Respekt vor den Mitmenschen und der Gesellschaft. Persönlich meine ich, dass wir die meiste Zeit sogar sehr egozentrisch sind."
Vor seiner Rundreise durch verschiedene Fürstentümer wollte schon Konfuzius vor zweitausend Jahren die Idee der Güte in China verbreiten. Auch heute sei die Erziehung zur Liebe zu den Mitmenschen zu betonen, meint Zheng Qiang.
„Materieller Wohlstand begründet keinesfalls die Stärke und Solidarität einer Nation. Ich bin der Ansicht, dass wir von Anfang an, parallel zum materiellen Aufbau des Landes, ein Augenmerk auf kulturelle Bildung richten sollten. Ohne Bildung kann sich eine Gesellschaft nicht entwickeln. Wenn man sich nur auf Geld und Wohlstand konzentriert kann dies zum moralischen Verfall der Gesellschaft führen."
Obwohl Professor Zheng Rektor einer chinesischen Universität ist, hat er eine kritische Meinung zur chinesischen Hochschulbildung.
„Unsere heutige Bildung ist keinesfalls umfassend. Bisher fokussieren wir bei der Bewertung des Bildungsstandes ausschließlich auf das Renomee der Universität oder auf gute Leistungen in Mathematik, Physik und Chemie. Tatsächlich bemisst sich der Wert eines Menschen jedoch nicht nur daran. Ich kann zum Beispiel bloß eine mittlere Fachschule besuchen und mich trotzdem weiter der Stickerei widmen. Auch das ist Kultur. Ich genieße es und es erfüllt mich. Und so ein Leben ist auch sehr schön."
Laut Professor Zheng sind die genannten Probleme allerdings nur vorläufiger Natur. Er ist optimistisch, dass es eine positive Entwicklung geben wird.
„Wir sollten zuversichtlich sein. Was den kulturellen Aufbau Chinas betrifft, bin ich voller Optimismus. Im Zuge der wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Entwicklung wird es uns auch kulturell immer besser gehen."
Übersetzt von Qiu Jing
Gesprochen von Xiao Lan