Wir über uns Kontakt Jobs Fragen? Archiv
Bauen heißt auch erzählen
  2013-07-17 14:45:45  cri

 

Geschichten berühren Menschen emotional, transportieren Gefühle, Werte und Informationen. Deshalb spielt auch in der Architektur das Geschichtenerzählen eine Rolle. Form und ideelle Bezüge von Architekturgegenständen sind nur zwei Aspekte, die es Architekten ermöglichen, ihre Bauwerke eine individuelle Geschichte erzählen und diese mit den Betrachtern kommunizieren zu lassen.

Joachim Wendt, der seit mehreren Jahren in Deutschland und China als Architekt für schneider+schumacher tätig ist, sagt:

„Kommunikation ist ein Teil unserer Aufgabe in der Architektur, und mal gelingt sie mal nicht. Das Gebäude muss funktionieren und kann darüber hinaus eine Geschichte erzählen und für etwas stehen."

So vermischen sich Funktion und Kommunikation von Bauwerken in jeder Zeitepoche und Region der Erde auf unterschiedliche Art und Weise. Eines der ungewöhnlichsten architektonischen Meisterwerke der Geschichte Chinas ist sicher die Chinesische Mauer. Mit ihrer Länge von 5000 Kilometern von Ost nach West ist das größte Festungsbauwerk der Welt ein Symbol für die Leistung einer Nation, ja der ganzen Menschheit. Joachim Wendt sagt:

„Ich finde, wenn man sich mit China beschäftigt, ist die chinesische Mauer schon ein Sinnbild für das, was in dem Land passiert ist... Was sie symbolisiert, erzählt und was sie an Geschichtsbeladenheit hat, ist ja relativ offensichtlich."

Seit dem Beginn der Modernisierung in den 1980er Jahren wird in China scheinbar unaufhörlich gebaut. Auch in der zeitgenössischen Architektur spielt das Geschichtenerzählen in unterschiedlichsten Nuancen eine Rolle. Eines der Gebäude der zeitgenössischen Architektur in China ist das Olympiastadion in Beijing. Es wurde 2008 zu den Olympischen Spielen auf der alten Süd-Nord-Achse der Stadt erbaut. Die Konstruktion gleicht der Form eines Vogelnestes. Die leise Geschichte des Gebäudes erzählt jedoch von traditionellen chinesischen Fensterrahmen mit ihren Gitterstrukturen. Diese hölzerne Struktur findet sich in moderner Form in den sich kreuzenden Stahlträgern des modernen Gebäudes wieder. Damit schlägt die Konstruktion eine Brücke zwischen Vergangenheit und Moderne.

Der deutsche Architekt Joachim Wendt baut derzeit selbst in Zusammenarbeit mit chinesischen Kollegen ein Rathaus in der ostchinesischen Stadt Hangzhou. Er erklärt die Idee und Geschichte hinter diesem Projekt:

„Wir haben in dem Hangzhou-Projekt versucht, örtliche Inspirationen zu finden. Hangzhou ist eine wassergeprägte Stadt, wunderschön am Westsee gelegen. Dort findet man diese halbkreisförmigen Brücken und kreisförmige Lotusblätter, die auf dem Wasser schwimmen. Wir haben dann überlegt, was ein neues Gebäude wäre. Mit unserer kreisförmigen Konstruktion haben wir eine ganz andere Typologie entworfen. Einen ganz anderen Gebäudetyp, als man ihn für chinesische Rathäuser vorschlägt, die oft sehr zentralistisch sind.… "

Immer wieder spielt also die Vergangenheit auch eine wichtige Rolle beim Geschichtenerzählen in der modernen Architektur. Joachim Wendt ermutigt, an alten Wurzeln festzuhalten.

„Der Erhalt von noch Vorhandenem, der Bezug auf Wurzeln, sollte nicht nur in wenigen herausragenden Gebäuden eine Rolle spielen, sondern auch an anderen Stellen… Auch wir haben nach dem Krieg sehr stark auf das Wegnehmen, auf zum Teil gesichtslose Neubauten gesetzt und heute gibt es diesen Retroaspekt. Das könnte man heute in China schon vorwegnehmen. Nämlich, dass man sich um diese Wurzeln besser kümmern."

Einer, der in seinen Projekten immer wieder zu den chinesischen Wurzeln zukehrt, ist Wang Shu. Der chinesische Künstler und Architekt wurde erst im vergangenen Jahr mit dem internationalen Pritzker-Preis für Architektur ausgezeichnet. Wang Shu baute eine Reihe von Gebäuden, die in Chinas Kultur und Tradition wurzeln. In seinen Gebäuden kommen unter anderem Ziegel und Fliesen von abgerissenen traditionellen Häusern zum Einsatz.

Auch in der Hauptstadt Beijing werden seit einigen Jahren vereinzelte historische Straßenzüge mit ihren Hofhäusern geschützt, sodass die Geschichten dieser alten Bauten hoffentlich noch lange Bestand haben werden.

Interview, Text und Sprecherin: Tabea Nehrbaß

Forum Meinungen
• mengyingbo schrieb "Leben in Changshu"
seit etwas über einer Woche ist nun Changshu 常熟 in der Provinz Jiangsu 江苏 meine neue Heimat - zumindest erstmal für rund 2 Jahre.Changshu (übersetzt etwa: Stadt der langen Ernte) liegt ungefähr 100 km westlich von Shanghai und hat rund 2 Millionen Einwohner, ist also nur eine mittelgroße Stadt.Es gibt hier einen ca. 200m hohen Berg, den Yushan 虞山 und einen See, den Shanghu 尚湖...
• Ralf63 schrieb "Korea"
Eine schöne Analyse ist das, die Volker20 uns hier vorgestellt hat. Irgendwie habe ich nicht genügend Kenntnisse der Details, um da noch mehr zum Thema beitragen zu können. Hier aber noch einige Punkte, welche mir wichtig erscheinen:Ein riesiges Problem ist die Stationierung von Soldaten der USA-Armee in Südkorea...
Meistgelesene Artikel
• Keine Lebenszeichen vom gesunkenen indischen U-Boot
• Snowdens Vater erhält Visum für Russland
• Getötete Chinesen: Afghanistan bekundet Beileid
• Vermittlungsversuche in Ägypten gescheitert
• Gipfel abgesagt: Russland enttäuscht von USA
Fotos
Luxusausstellung 2013 in Beijing eröffnet
Fotoausstellung „Chinesischer Traum - Schönes China" in Brüssel
Wiederaufbau neuer Wohnhäuser nach Erdbeben in Min
Lujiagou: Ein neues Wohngebiet mit günstigen Lebens- und Verkehrsbedingungen
© China Radio International.CRI. All Rights Reserved.
16A Shijingshan Road, Beijing, China