Angesichts der zunehmenden Alterung der ländlichen Bevölkerung Chinas ist derzeit ein neues Modell der Altersvorsorge populär geworden. Seit die jungen Arbeitskräfte ländlicher Regionen in die Städte abgewandert sind, glauben chinesische Soziologen an ein Pflegemodell, bei dem sich Ältere um noch Ältere kümmern.

Das Pflegemodell, bei dem alte Leute für die noch Älteren sorgen sollen, wurde im Jahr 2008 von einem kleinen Dorf der nordchinesischen Provinz Hebei initiiert.

Trotz seines hohen Alters will sich der 68-jährige Bauer Zhang Guosheng um den 81-jährigen Zhang Shouzhi kümmern, der fast taub ist, sich nicht bewegen kann und keine Familie in dem Dorf hat.

Der jüngere Zhang hofft, in Zukunft auch von einem Einwohner des Dorfes betreut zu werden, wenn er selbst eines Tages einmal Alt werden sollte.

„Im Moment kann ich ihm helfen. Wenn ich alt bin, werden neue, jüngere Bewohner hierher kommen und sie können dann mir helfen. Darauf hoffen wir hier alle."

Vor fünf Jahren wurde ein altes Backsteinhaus im Dorf zu einem Altenheim mit 25 Plätzen umgewandelt.

Cai Qingyang, Bürgermeister des Dorfes, freut sich, dass er dank staatlicher Unterstützung seine Idee in die Tat umsetzen konnte. Mehr als zehn andere Provinzen haben das Modell inzwischen nachgeahmt.

„Die Bauern sind auf der Suche nach Arbeit in andere Orte gezogen. Zurückgelassen wurden einsame, arme Senioren. Sie sind zu Hause ganz allein und fühlen sich unglücklich. Deswegen bringen wir die Menschen zusammen, damit sie einander helfen und sich gegenseitig unterstützen können."

Mittlerweile wurde das Modell von der chinesischen Regierung als gute Lösung für die Pflege der schnell alternden Bevölkerung der ländlichen Regionen anerkannt.

Das hohe Tempo der Urbanisierung hat Millionen von Jugendlichen in der Hoffnung auf Arbeit und ein besseres Leben vom Land in die Stadt ziehen lassen.

Dies wird allerdings dazu führen, dass der Anteil der über 60-jährigen von 14 Prozent Ende des Jahres 2012 bis 2028 auf über 30 Prozent steigen wird.

Wang Dewen, Ökonom der Weltbank für sozialen Sicherung, sagt, dass China dringend neue Modelle zur Altersvorsorge benötige, da bereits zwei Drittel der älteren Bevölkerung auf dem Land lebe.

„Durch den Zustrom einer hohen Zahl ländlicher Arbeitskräfte in die Städte ist das Altersniveau auf dem Land deutlich höher als in der Stadt. Aufgrund des niedrigen Einkommens und der mangelhaften sozialen Sicherungssysteme auf dem Land sind die ländlichen Gegenden Chinas vor wesentlich größere Probleme gestellt als die Städte."

Wang Dewen lobt das Selbsthilfe-Modell und meint, es stelle eine günstigere Alternative zum staatlichen System der Altersvorsorge dar. Es sei mindestens sechsmal billiger als professionelle Pflege.

Soziologen warnen bereits davor, dass Wanderarbeiter zusammen mit ländlichen Familien in die Städte kommen. Dies würde das Problem der hohen städtischen Bevölkerungsdichte noch weiter verschlechtern. Aus diesem Grund ist jede Form der Selbsthilfe von Senioren auf dem Land ein notwendiger Baustein der Pflegevorsorge.

Übersetzt von Liu Yuanyuan   

Gesprochen von Chen Yan