Das alte und moderne Xi'an
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In der Geschichte des chinesischen Kaiserreiches war die alte Kaiserstadt Xi'an in der nordwestchinesischen Provinz Shaanxi Hauptstadt von 13 Dynastien gewesen. Zusammen mit Athen, Kairo und Rom ist sie heute als eine der vier antiken Kulturstädte der Welt bekannt. Unter Marco Polo begann damals in Xi'an der Anfang der alten Seidenstraße.
Nachdem die Qin-Dynastie vor über 2000 Jahren das Erste vereinigte Reich in der chinesischen Geschichte gründete, wählten 13 Dynastien Xi'an zu ihrem Regierungssitz. Dank der unzähligen Kulturrelikte genießt Xi'an einen Ruf als natürliches Geschichtsmuseum. Die Terrakotta-Armee, also die Tonkrieger des ersten Qin-Kaiser Shihuangdi, liegen nämlich bloß mehrere Dutzend Kilometer von Xi'an entfernt.
Eine der Wirtschaftssäulen der Stadt ist die Tourismusbranche. Es gibt ein breit ausgebautes öffentliches Verkehrsnetz. Mehr als vierzig Straßen verbinden das Stadtzentrum mit den einzelnen Sehenswürdigkeiten, darunter über zehn Sonderlinien. Xi'an ist zudem die erste Stadt mit U-Bahn-Verkehr in Nordwestchina. Außerdem verfügt sie über 10.000 Taxis.
Durch die Inbetriebnahme des Hochgeschwindigkeitszuges zwischen Beijing und Zhengzhou hat sich die Fahrtzeit zwischen Beijing, Wuhan, Guangzhou, Shanghai nach Xi'an deutlich verkürzt. Die Fahrt mit dem Hochgeschwindigkeitszug von Beijing nach Xi'an zum Beispiel dauert nun nur noch vier Stunden. Statistiken zufolge empfing die Stadt im Jahr 2012 über eine Million Touristen aus dem Ausland und von außerhalb des chinesischen Festlandes. Mu Yanxi arbeitet im internationalen Reisebüro Nordwest in Xi'an. Sie erzählt uns:
„Ich hole Touristen ab, die per Hochgeschwindigkeitszug kommen. Ein größerer Teil kommt über Zhengzhou hierher. Es gibt auch Touristen von außerhalb des Festlandes. Es gibt Engländer und Amerikaner. Sie sprechen mehr Englisch."
Wertvolle historische Denkmäler locken Touristen aus aller Welt nach Xi'an. Zu den bekanntesten gehört die alte Kulturstraße Shu Yuan Men. Neben der Terrakotta-Armee und dem Geschichtsmuseum der Provinz Shaanxi ist auch sie einen Besuch wert.
Die alte Kulturstraße Shu Yuan Men liegt in dem Stadtviertel von Xi´An, in dem viele Gedenksteine an verstorbene Mönche erinnern. Ein hoher Festtorbogen in traditionellem Stil ragt über die Straße. Auf beiden Seiten stehen neu errichtete Häuser, die den antiken Stil der Stadt nachahmen. Die Straße ist aus schwarzen Steinen gepflastert.
In den 1990er Jahren gestalteten die Stadtplaner die antike Shu Yuan Men – Straße zu einer Händlerstraße im Stil der Ming- und Qing-Dynastie um, also der Zeit vor etwa 100 bis 700 Jahren. Das heutige Shu Yuan Men beheimatet zahlreiche Gemälde und Kalligrafien. Besucher können sich auch selber am Malen und Kalligrafieschreiben probieren. Traditionelle chinesische Pinsel, Tusche, Papiere und Tuschesteine kann man hier kaufen. Auch Seiden, Jade- und Porzellanwaren sind hier zu finden.
„Hier ist der Odem der Geschichte und Kultur noch am stärksten zu spüren. Es gibt hier sehr viele Kalligrafien und Gemälde. Auch Tee, Pinsel und Xuan-Papiere sind hier zu finden. Alles dreht sich hier um die Kultur."
Zurzeit hat Xi'an insgesamt 40 kulturell angelegte Geschäftsstraßen dieser Art. Der Schutz des kulturellen Erbes Xi Ans ist der lokalen Bevölkerung absolut bewusst. Dies kann man sehr gut am Wiederaufbau der tangzeitlichen Stadtmauer erkennen (618 – 907 n. Chr.). Rund 500 Millionen Yuan kostete der Bau der 3,7 Kilometer langen und 1.300 Jahre alten Stadtmauer. Neben der Mauer wurde eine 440.000 qm große Grünfläche angelegt – ein großer Sauerstofftanker für Stadtbürger und Touristen.
Ein Stadtbummel durch antike und zugleich moderne Xi'an ist so, als würde nachdenklich ein bunt vermischtes Buch betrachten.
Übersetzt von Qiu Jing
Gesprochen von Yin Fan