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Holzdruckkunst im Rongbaozhai – Minutiöse Perfektion
  2013-06-07 09:36:33  CRI

Im Jahr 2006 ist die chinesische Holzdruckkunst, die als lebendiges Kulturgut die alte Druckkultur Asiens verkörpert, zum „Immateriellen Kulturerbe Chinas" erklärt worden. Einen großen Anteil daran hatte auch dass Rongbaozhai Studio in Pekings größter Kulturstraße Liulichang im Süden der Hauptstadt. Für seine Holzdrucktechnik, die den Besonderheiten der chinesischen Malerei entsprechend entwickelt wurde, erlangte Rongbaozhai weltweite Berühmtheit. Wir stellen ihnen heute das komplizierte Verfahren im Detail vor.

Im Rongbaozhao Studio sind seit der Gründung der Volksrepublik 1949 unzählige Reproduktionen berühmter chinesischer Kunstwerke mit Hilfe der Holzdrucktechnik entstanden. Damit am Ende jede Kopie dem Original bis aufs letzte Detail gleicht, muss ein komplizierter Prozess durchlaufen werden. Unterschieden werden dabei vier Arbeitsschritte: die Übertragung des Originals auf Holzplatten, das Ausheben mit Messer und Stichel, das Bemalen der Holzplatten und das Drucken.

Am Anfang steht die Analyse des Originalkunstwerks, bei der die Kopisten Linienführung, Proportionen und Farbabstufungen sorgfältig prüfen. Die Darstellungen werden in Abschnitte eingeteilt und Pinselstrich für Pinselstrich auf durchsichtiges Reispapier übertragen. Die Kopisten müssen nicht nur ausgezeichnete Maler sein, sondern vor allem die Fähigkeit besitzen, sich in den Künstler hineinzuversetzen, weiss Xiao Gang, der diese Fertigkeit seit mehr als dreißig Jahren verfeinert.

"Als erstes muss man den Maler verstehen, die Intention hinter seinem Werk analysieren, seinen ganzen kreativen Schaffensprozess nachvollziehen, das ist entscheidend. Und außerdem muss man die Linienführung und die Farbabstufungen abgrenzen."

Stil und Besonderheiten des Originals dürfen auch im zweiten Arbeitschritt, der Anfertigung der Holzdruckplatten, nicht verloren gehen. Die Pausen werden auf Holzplatten aus Birnbaumholz gelegt, anhand derer die Holzschnittkünstler die verschiedenen Schichten ausheben. Bei komplizierten Drucken werden Hunderte von Holzplatten hergestellt. Dabei kommen verschiedenste Messer und Stichel zum Einsatz, je nach Form und Stärke. Bei einer feinen Pinselführung ist natürlich besonders viel Geschicklichkeit gefragt. Chong Defu ist mit mehr als vierzig Jahren Erfahrung einer der Experten auf diesem Gebiet.

„Der Maler kann den Pinsel nach Belieben führen, wie z.B. Xu Beihong bei seinem Meisterwerk ‚Galoppierendes Pferd'. Beim Pferdeschwanz streicht er mit dem Pinsel ganz locker über das Papier, und der Effekt eines solchen Pinselstrichs ist sehr schwer nachzuahmen. Wir Handwerker müssen das Original bis aufs kleinste Detail wiedergeben."

Im dritten Schritt kommt bereits der Drucker zum Einsatz. Er trägt mit verschiedenen Pinseln Tusche auf die Druckplatte auf. Dabei sind die Zusammensetzung der Tusche und die Art des Auftragens von entscheidender Bedeutung. Die Druckvorlage muss oft mehrmals eingefärbt werden, um exakt dieselben Farbtöne wie auf dem Original zu erreichen, erklärt Meisterin Wang Liju:

„Beim Holzdruck muss man besonders auf die verschiedenen Farbschattierungen achten, denn, an flachen Holzplatten erkennt man nur schwer die Farbtöne. Deswegen muss man das Original einstudieren, um sich in den Maler hineinzuversetzen. Zur Festlegung der genauen Position werden außerdem die Holzplatten mit feinen Linien markiert."

Im vierten und letzten Schritt legt der Drucker die Reispapiere straff über die eingefärbte Platte und führt mit einem Reiber leicht über die Rückseite des Papiers, bis die Farbe auf das Papier übertragen ist. Dieser Vorgang wird je nach gewünschter Intensität mehrfach wiederholt. Zhang Jing ist für diesen letzten Arbeitsschritt verantwortlich:

„Weil es um die chinesische Tuschmalerei geht, muss man bei diesem Arbeitsgang die Feuchtigkeit der Unterlage besonders gut kontrollieren. Außerdem muss man die Eigenarten von Farb und Papier gut kennen. Erst dann kann eine Malerei vollständig nachgedruckt werden."

Die bedruckten Blätter werden schließlich auf eine Unterlage aus stärkerem Papier aufgeklebt und dann als Rollbild aufgezogen.

Die Drucke sind von solcher Perfektion, dass auch Experten sie von den Originalen kaum unterscheiden können. Je nachdem, wie detailliert eine Malerei ist, kann die Reproduktion per Holzdruckverfahren einige Jahre in Anspruch nehmen. Gao Wenying, Managerin der Holzdruckwerkstatt im Rongbaozhai über das repräsentativste Werk ihres Hauses –„Nachbankett bei Han Xizai"aus der Zeit der Fünf Dynastien vor etwa 1000 Jahren:

„Das 30 Zentimeter breite und 340 Zentimeter lange Werk ist von drei Spitzenhandwerkern geschaffen worden. Das Original wird im Museum der Verbotenen Stadt aufbewahrt. Allein für dieses Meisterwerk mussten 1667 Holzplatten angefertigt werden. Und es hat acht Jahre gedauert, bis es schließlich im Jahr 1979 fertig war.

Text und Fotos von Kamil Wysocki  

Forum Meinungen
• mengyingbo schrieb "Leben in Changshu"
seit etwas über einer Woche ist nun Changshu 常熟 in der Provinz Jiangsu 江苏 meine neue Heimat - zumindest erstmal für rund 2 Jahre.Changshu (übersetzt etwa: Stadt der langen Ernte) liegt ungefähr 100 km westlich von Shanghai und hat rund 2 Millionen Einwohner, ist also nur eine mittelgroße Stadt.Es gibt hier einen ca. 200m hohen Berg, den Yushan 虞山 und einen See, den Shanghu 尚湖...
• Ralf63 schrieb "Korea"
Eine schöne Analyse ist das, die Volker20 uns hier vorgestellt hat. Irgendwie habe ich nicht genügend Kenntnisse der Details, um da noch mehr zum Thema beitragen zu können. Hier aber noch einige Punkte, welche mir wichtig erscheinen:Ein riesiges Problem ist die Stationierung von Soldaten der USA-Armee in Südkorea...
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