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Das Drachenbootfest, auf Chinesisch Duanwu, gehört neben dem Frühlingsfest, dem Laternenfest und dem Mondfest zu den wichtigsten Festen in China. In früheren Zeiten litten Menschen während des Frühsommers häufig unter verschiedenen Seuchen, weswegen man bestickte Stoffbeutel trug, die mit duftenden Heilkräutern befüllt waren. Der Duft sollte erfrischen und Insekten fernhalten. Heute noch hängt man am Drachenbootfest Kalmuszweige über die Haustüren, um böse Geister und Insekten abzuwehren.
Im Volksmund hingegen spricht man in Verbindung mit dem Drachenbootfest zumeist von Qu Yuan. Als talentierter Dichter und kühner Kämpfer zugleich, nahm er sich am fünften Tag des fünften Monats nach dem Mondkalender vor rund 2.200 Jahren das Leben. Die Feierlichkeiten an Duanwu sind somit auch ein Gedenken an Qu Yuan.
Qu Yuan war ein großer patriotischer Dichter der chinesischen Antike. Er lebte in der Periode der Streitenden Reiche, die von 475 bis 221 v. Chr. andauerte. Die Heimat von Qu Yuan war das damalige Reich Chu, das einem Lehnsfürsten gehörte. Der König des Reiches Chu erkannte das Talent von Qu Yuan und übertrug ihm ein bedeutendes Amt. Er sollte dem König bei der Verwaltung seines Reiches helfen. Qu Yuan sprach sich für politische Reformen aus, um das Vaterland reich zu machen. Und er befürwortete eine starke Armee. Mit seinen Ansichten gefährdete er jedoch die Interessen einiger Potentaten. Und so wurde er das Opfer von Hofintrigen, in dessen Folge Qu Yuan vom Chu-König in ein abgelegenes Gebiet in die Verbannung geschickt wurde. Dort schrieb Qu Yuan zahlreiche Gedichte, um seine politischen Ideale und seine patriotische Gesinnung auszudrücken. Am Ende war Qu Yuan tief desillusioniert und beging Selbstmord, in dem er sich am Drachenbootfest mit einem großen Stein in den Miluo-Fluß stürzte.
Der Nachwelt hinterließ Qu Yuan jedoch eine Vielzahl großartiger Gedichte. Sein berühmtestes Gedicht heißt "Li Sao" - "Der Trauer verfallen". Dieses Gedicht besteht aus 373 Sätzen und ist ein markantes Beispiel politischer Lyrik. Darin brachte Qu Yuan seine fortschrittlichen Gedanken und seinen Kampf für die Verwirklichung seines Ideals sowie gegen geistige Unterdrückung zum Ausdruck. Qu Yuan verarbeitete dabei viele historische und astronomische Kenntnisse sowie Legenden aus vorgeschichtlicher Zeit. Im letzten Teil seines langen Gedichtes griff Qu Yuan gar zu mystischen Elementen: Mehrere Götter wie die Götter der Sonne und des Mondes, die Götter des Windes und des Donners sowie Phönixe und fliegende Drachen werden in einem Märchenland zum Leben erweckt. Am Ende beschreibt Qu Yuan, wie er auf einem übernatürlichen Vogel reitet und durch den Himmel seines Reiches fliegt.
Seit gut zwei Jahrtausenden wird Qu Yuan wegen seiner Gesinnung von den Chinesen geliebt und verehrt. Aus dieser Verehrung sind viele Gedenkfeierlichkeiten um das Drachenbootfest entstanden. Die Einwohner der Provinz Hubei, in der sich früher das Reich Chu befand, werfen jedes Jahr zum Drachenbootfest in Bambus oder Schilfrohrblätter eingewickelte Klebreisklößchen, sogenannte Zongzi, in den Fluss. Damit sollen die im Meer lebenden Tiere davon abgehalten werden, den Körper des Dichters zu verspeisen.