Im ersten und ältesten Werk der Traditionellen Chinesischen Medizin (TCM) "Huang Di Nei Jing", übersetzt "Klassiker des Gelben Kaisers zur Inneren Medizin", wird die Lebenspflege dargelegt. Demnach soll der Mensch den Tages- und Jahreszeiten entsprechend leben, sich mit harmonisierter Stimmung wohlfühlen und die Wandlungsprinzipien von Yin und Yang befolgen.

Die Harmonie zwischen Himmel und Menschen in der chinesischen Kultur wird gerade durch die Traditionelle Chinesische Medizin am umfassendsten und tiefsten interpretiert. In der TCM beachtet man die Wandlung zwischen Yin und Yang in den vier Jahreszeiten: Das Frühjahr steht für die Geburtszeit, der Sommer für Wachstum, während der Herbst für die Ernte und der Winter für die Speicherung steht. Der Mensch als ein kleines Universum soll auf das große Universum abgestimmt werden und den Naturgesetzen folgen. TCM-Experte Suo Jun erklärt, was man den vier Jahreszeiten entsprechend für die Lebenspflege tun soll:

"Im Frühjahr und Sommer soll die menschliche Yang-Energie und im Herbst und Winter die menschliche Yin-Energie genährt werden. Deshalb soll man im Frühjahr und Sommer früh aufstehen und täglich eine Stunde lang Sonne tanken. Denn die menschliche Yang-Energie steht im engen Zusammenhang mit der Sonne."

Die menschliche Yang-Energie gleicht der Sonne im Himmel. Ohne die Sonne gibt es auf der Erde kein Leben und ohne die Yang-Energie hört das Leben des Menschen auf. Nach der TCM hat die menschliche Yang-Energie drei Hauptfunktionen: Erstens, die Stimulierung des Qi- und Blutflusses. Zweitens, der Transport von Qi, Blut und Körpersäften und Drittens die Abwehr gegen Krankheiten.

Die Gesundheits- und Lebenspflege ist leicht erklärt, aber schwer getan. Im TCM-Klassiker „Huang Di Nei Jing" werden die höchsten Prinzipien für die Lebenspflege in zwölf Wörtern zusammengefasst. Dazu Dr. Suo: "Erstens, Mäßigkeit im Essen und Trinken. Zweitens, regelmäßiges Zubettgehen und Aufstehen und drittens gemäßigte Körperbetätigung. Mäßigkeit im Essen und Trinken bedeutet, dass man sich bei jeder Mahlzeit nie zu 100 Prozent satt essen sollte. Dieses Prinzip sollte man lebenslang verfolgen."

Denn zu viel Nahrung belastet die Verdauungsorgane. Wer sich nur zu 70 bis 80 Prozent satt isst, schont sein Verdauungssystem und trägt somit zur Gesundheitspflege bei.

Beim Schlafen ist es komplizierter. Nach der TCM soll man den vier Jahreszeiten entsprechend zu unterschiedlichen Zeiten ins Bett gehen und aufstehen. Denn nach der TCM ist die Natur die Quelle des menschlichen Lebens. Alle Veränderungen in der Natur beeinflussen den menschlichen Körper. Gemäß der TCM haben die vier Jahreszeiten verschiedene Charaktere: Das Frühjahr bringt Dinge hervor, der Sommer lässt gedeihen, der Herbst sammelt und der Winter speichert.

Im Frühjahr soll man beispielsweise früh ins Bett gehen und früh aufstehen. Denn das Frühjahr ist eine Jahreszeit, in der alle Kreaturen aufblühen und gedeihen und die Energie wächst. Um die Yang-Energie von der Natur zu nutzen, soll man also früh aufstehen.

Im Sommer soll man spät ins Bett gehen und früh aufstehen. Denn im Sommer ist der Tag am längsten. Um die menschliche Yang-Energie zu nähren, soll man sich viel in der Sonne aufhalten.

Der Herbst ist die Zeit, in der alle Pflanzen stabil wachsen und dann die Ernte ansteht. Der Wind wird im Herbst heftiger und kräftiger. Man soll dann früh ins Bett gehen und spät aufstehen. Dadurch wird der Geist ruhig und bleibt stabil.

Der Winter steht für eine Zeit des Schließens und Speicherns aller Dinge. Die Menschen sollen sich der winterlichen Ruhe anpassen und die körperliche Yang-Energie nicht stören. Man soll auch zu dieser Jahreszeit früh ins Bett gehen und spät aufstehen.

Für die Menschen von heute ist es natürlich schwierig, solche Regeln der Lebenspflege strikt zu befolgen. Wer aber für seine Gesundheit etwas tun will, soll zumindest vermeiden, sich zu 100 Prozent satt zu essen und nach 23 Uhr ins Bett zu gehen.

Nach Dr. Suo sind ein fröhliches und sorgloses Leben sowie die innere Ruhe und Gelassenheit ebenfalls wichtig für ein gesundes und langes Leben. Er fasst das höchste Ziel der Gesundheits- und Lebenspflege wie folgt zusammen: "Ein kindliches Gemüt, ein Ameisenappetit, die Begierde einer Schildkröte und die Flinkheit eines Affen."

Verfasst und gesprochen von Xiao Lan