Online-Piraterie in China
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Wenn man in einer der Suchmaschinen nach kürzlich erschienenen Filmen sucht, dann spucken diese zahlreiche Ergebnisse aus. In wenigen Minuten findet man Links zu Webseiten, auf denen aktuelle Blockbuster, wie die chinesische Liebeskomödie „Finding Mr. Right" gestreamt werden können. Bei Filmfans sind solche Angebote natürlich sehr beliebt, stellen aber einen Verstoß gegen das Recht des geistigen Eigentums dar.
In Reaktion auf die steigende Popularität solcher Internetplattformen beschäftigen immer mehr Produktionsfirmen, wie zum Beispiel Huayi Brothers, eine gesonderte Abteilung, die sich auf den Schutz des geistigen Eigentums konzentriert. Li Zhiyang, der Abteilungsleiter, erklärt: "Im letzten Jahr hatten wir sechs unserer Filme auf dem Schirm. Insgesamt konnten wir 13.500 illegale Links zu unseren Filmen ausfindig machen. Mehr als 90.000 Löschaufforderungen haben wir rausgeschickt."
Li fügt hinzu, dass jeder dieser Links von mehr als 100.000 Nutzern aufgerufen werden könnte, so dass insgesamt Millionen von Menschen den Film im Internet ansehen, anstatt ein Kinoticket zu kaufen. Diese illegalen Online-Streams fügten der Produktionsfirma Huayi Brothers jedes Jahr Verluste im Milliardenbereich zu, rechnet Li vor.
Zudem werden mit der Entwicklung des Internets auch die Methoden der Filmpiraten immer raffinierter und damit schwieriger nachzuvollziehen.
"Viele der Links zu Raubkopien werden heute auf den Social Networks, wie Weibo, geteilt. Deshalb breiten sich die illegalen Links auch viel schneller und viel stärker aus."
Internetpiraterie wird zunehmend auch zum Problem für offizielle Videoportale. Liu Xiaoqing, Abteilungsleiter von Letv.com, berichtet.
"Jedes Jahr haben wir ungefähr 4.000 bis 5.000 Fälle von Urheberrechtsverletzungen. Dreißig mit Akten vollbeladene Regale haben sich mittlerweile angehäuft. Das verdeutlicht, wie viel Arbeit uns die zunehmende Internetpiraterie bereitet."
Die populäre chinesische Fernsehserie "Die Legende von Zhenhuan" ist auf Letv.com rund drei Milliarden Mal gestreamt worden, so Liu Xiaoqing. Die Zahl der illegalen Video-Streams habe bei rund einer Milliarde gelegen. Somit hätten die Internetpiraten ein Viertel der möglichen Einnahmen von Letv.com gestohlen, argumentiert Liu.
Hinzu komme, dass die Betreiber von offiziellen Videoportalen jedes Jahr Millionen für die Bekämpfung dieser illegalen Uploads ausgeben müssen.
"Allein in unsere Überwachungssoftware haben wir schon mehr als eine Million Yuan investiert. Die Dokumentation der Verstöße kostet eine weitere Million Yuan. Die Gesamtausgaben belaufen sich auf rund zehn Millionen Yuan im Jahr."
Doch die Millionenausgaben im Kampf gegen die Filmpiraten hätten sich nicht rentiert, sagt Liu zerknirscht. Die Kosten für die Verbreitung von Raubkopien sind relativ gering. Die Produktionsfirma erhält nach einem erfolgreichen Gerichtsverfahren oftmals nur eine Entschädigung von 3,000 bis 5,000 Yuan. Bis zu diesem Zeitpunkt hat sie aber nicht selten das Zehnfache investiert.
Der Kampf gegen die illegale Vervielfältigung ist für Anbieter wie Letv.com eine gewaltige Herausforderung.
Doch nicht nur finanziell ist dieser Kampf kein leichter. Li Zhiyang von Huayi Brothers weist auf einen weiteren Faktor hin, der den Schutz des geistigen Eigentums so mühselig macht: Vom Zeitpunkt der Anklage bis zum offiziellen Richterspruch vergehen nicht selten bis zu drei Jahre.
Übersetzt von Li Yan
Gesprochen von Zhang Chen