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In Würde alt werden: Altersvorsorge in der Schweiz und China
  2013-05-24 15:49:29  cri

Das Rentenversicherungs- und Altersvorsorgesystem in der Schweiz zählt zu den modernsten und umfassendsten Modellen der Welt. Der schweizerische Botschafter in China, Jacques de Watteville, hat uns das Rentenversicherungssystem der Schweiz kurz erläutert.

„In der Schweiz werden die Männer mit 65 Jahren und die Frauen mit 64 Jahren pensioniert. Ein staatliches Rentenversicherungssystem und die Alters- und Hinterlassenenversicherung wurden 1948 eingeführt. Heute basiert die Altersvorsorge auf einem Drei-Säulen-System. Die erste Säule ist die Alters- und Hinterlassenenversicherung, die obligatorisch ist und von allen erwerbsfähigen Personen bezahlt werden muss. Die zweite Säule nennt man auch die Pensionskasse. Sie ist nur für die Angestellten obligatorisch. Die Nichtangestellten können das auch mitmachen, aber auf einer freiwilligen Basis. Die dritte Säule ist freiwillig. Es gibt die Möglichkeit auf ein spezielles Sparkonto Geld einzubezahlen, und dabei von steuerlichen und Zinsvorteilen zu profitieren."

Im Vergleich zu der Schweiz hat sich das Rentenversicherungssystem in China erst seit den 1980er Jahren entwickelt. Im Laufe der zirka 30-jährigen Fortentwicklung ist das System immer wieder reformiert und vervollständigt worden. Das chinesische Rentenversicherungssystem spielt eine wichtige Rolle bei der Förderung des gesellschaftlichen Fortschritts und der sozialen Stabilität. Hu Xiaoyi, Minister für Personalwesen und Sozialabsicherung, stellt die Grundzüge der chinesischen Rentenversicherung vor:

„Mit der Verbreitung der neuen Alterversicherung für Bauern und der neuen Rentenversicherung für Stadtbewohner ist das Fundament für ein umfassendes Alterversicherungssystem bereits gelegt. Zurzeit deckt das Alterversicherungssystem in China insgesamt über 700 Millionen Menschen ab. Unser Ziel ist es, eine Milliarde zu erreichen."

Die Alterung der Bevölkerung ist mittlerweile für viele Länder der Welt zu einem großen gesellschaftlichen Problem geworden, das dringend gelöst werden muss. Neben der Errichtung des Rentenversicherungssystems spielt Altersvorsorge eine immer wichtigere Rolle. Zur Altersvorsorge zählen auch Altersheime. In der Schweiz arbeitet jeder Kanton entsprechend der örtlichen Gegebenheiten das Programm für die Alterswohlfahrt aus. Typisch für das Land sind so genannte „Tagespflegeheime" für Senioren. Morgens werden die Senioren mit dem Bus abgeholt und abends zurück nach Hause gebracht. Allein in Genf gibt es sieben solcher Tagepflegeheime, wie Botschafter de Watteville zu berichten weiß:

„Das spielt eine steigende Rolle, aber das ist auch ganz privat und freiwillig. Es wird immer wichtiger, weil die Leute älter sind und länger leben werden. Und die Strukturen der Familien und der Gesellschaft ändern sich, es gibt immer mehr sehr alte Leute und weniger Kinder, man muss eine Lösung finden."

Mit der steigenden Zahl der Senioren, insbesondere derer, die alleine leben, begegnet China der vielleicht größten Herausforderung aller Nationen weltweit. Ein umfassendes Vorsorgesystem soll errichtet werden, das einen würdevollen Lebensabend sicherstellt. Gleichzeitig bietet die alternde Gesellschaft auch ein großes wirtschaftliches Potential. Han Xiuyun, Professorin des Instituts für Wirtschaft und Management der Tsinghua-Universität, erläutert die Altersvorsorge der Zukunft aus ökonomischer Sicht:

„Ich denke, das zukünftige Modell der Altersvorsorge in China wird vor allem auf einer Rentenversicherung aufbauen aber auch von sozialen Einrichtungen, wie Altersheimen abhängen. Altersheime sind sehr ökonomisch. Eine Pflegerin kümmert sich um mehrere Senioren, anstatt diese zu Hause einzeln zu pflegen. Mit Leuten gleichen Alters spazieren zu gehen, Schach zu spielen oder sich zu unterhalten ist auch ein glückliches Lebenskonzept, wenn man nicht mehr mit der Familie leben kann. Deshalb denke ich, die Chinesen sollten ihre traditionelle Denkweise erweitern."

Neben der Errichtung traditioneller Pflegeeinrichtungen für Senioren geht China heutzutage aber auch neue Wege. Ein erfolgreiches Beispiel ist das Investitionsunternehmen Qinggeng Beijing, das die größte Pflegeheim-Kette in China aufbauen will. Der Vorstandsvorsitzende des Unternehmens Tian Jun sagte, China solle entsprechend seinen Gegebenheiten von den ausländischen Modellen der Altersvorsorge lernen.

„China gehört zu den Ländern mit tiefen traditionellen Kulturen und Gewohnheiten. Traditionelle Denkweisen lassen sich nicht so einfach durchbrechen. Statistiken zufolge verbringen in China mehr als 96 Prozent der Senioren ihren Lebensabend Zuhause und in den Wohnvierteln. Deshalb müssen wir nach westlichem Vorbild, Tagespflegeheime chinesischen Stils entwickeln, und durch diese Einrichtungen den Service der Tagespflege in den Wohnviertel oder auch Zuhause anbieten. Das wäre ein gutes Modell für die zukünftige Altersvorsorge in China. Man solle diesem Weg mehr Aufmerksamkeit schenken."

Interviewt von: Liu Xinyue

Gesprochen von: Liu Xinyue

Forum Meinungen
• mengyingbo schrieb "Leben in Changshu"
seit etwas über einer Woche ist nun Changshu 常熟 in der Provinz Jiangsu 江苏 meine neue Heimat - zumindest erstmal für rund 2 Jahre.Changshu (übersetzt etwa: Stadt der langen Ernte) liegt ungefähr 100 km westlich von Shanghai und hat rund 2 Millionen Einwohner, ist also nur eine mittelgroße Stadt.Es gibt hier einen ca. 200m hohen Berg, den Yushan 虞山 und einen See, den Shanghu 尚湖...
• Ralf63 schrieb "Korea"
Eine schöne Analyse ist das, die Volker20 uns hier vorgestellt hat. Irgendwie habe ich nicht genügend Kenntnisse der Details, um da noch mehr zum Thema beitragen zu können. Hier aber noch einige Punkte, welche mir wichtig erscheinen:Ein riesiges Problem ist die Stationierung von Soldaten der USA-Armee in Südkorea...
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