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„Mein Dorf, mein Land" – ein Werk von Xiong Peiyun
  2013-05-17 16:45:15  cri

„Mein Dorf, mein Land" heißt ein Buch von Xiong Peiyun, Kolumnist und außerordentlicher Professor der Universität Nankai. Mit der Schilderung seines Heimatdorfes Xiaobao in der Provinz Jiangxi untersucht der Autor zugleich das Schicksal, den Untergang und die Hoffnungen chinesischer Dörfer in den letzten hundert Jahren. Kann ein kleines Dorf tastsächlich repräsentativ sein für die Weite und die Vielfalt Chinas?

Xiong Peiyun kam in Xiaobao zur Welt, einem entlegenen Dorf in der Provinz Jiangxi, und dort ist er auch aufgewachsen.

2001 veröffentlichte er einen Artikel über das Dorf. Darin skizzierte er die Veränderungen, die die Dorfbewohner im Verlauf eines Jahrzehnts durchlebt hatten.

Der Artikel erwies sich als erfolgreich und zog große Aufmerksamkeit aus dem Im- und Ausland auf sich.

Mit seiner engen Bindung an sein Heimatdorf überlegte sich Xiong, dass er etwas tun sollte. Also kehrte er als erfahrener Journalist und berühmter Schriftsteller zurück in sein Dorf, um Feldforschungen durchzuführen. Zehn Jahre später erschien dann sein Buch „Mein Dorf, mein Land".

„Ich bin im Dorf aufgewachsen, das hat wirklich eine schöne und wertvolle Erinnerungen in meinem Leben hinterlassen. Ich bin Augenzeuge der Leiden und Kämpfe der Bauern dort geworden. Deshalb dachte ich mir, ich sollte in meinem Buch beleuchten, wie man China anhand dieses Dorfes betrachten kann und wie die Entwicklung des Landes dieses Dorf beeinflusst hat, besonders in den letzten 100 Jahren."

Das Buch setzt sich aus sechs Kapiteln sowie einem Schlusswort zusammen. Im Mittelpunkt stehen sowohl das Land als auch die Bauern, die es bearbeiten, die Baumaßnahmen seit den 1930er Jahren wie auch das Leben und die Erinnerungen in der japanischen Besatzungszeit. Nicht zuletzt werden die Ungleichheit und die großen Unterschiede zwischen städtischen und ländlichen Gebieten ebenso beleuchtet, wie die Demokratie auf dem Lande und die Freizeit und das geistige Leben in diesem Dorf.

Im Buch bilden die Erlebnisse des Autors den roten Faden. Geboren in diesem Dorf in den 1970er Jahren, ging er zur höheren Schule in die Stadt und später zum Studium nach Paris.

Deshalb erleben die Leser nicht nur das Dorf Xiaobao, sondern auch seine Nachbardörfer und sogar die Dörfer und Städte in Frankreich.

„Ich möchte in dem Buch auf mikroskopische Aspekte fokussieren. Aber das bedeutet nicht, dass ich den größeren Blick weg lasse. Denn wir brauchen ja Koordinaten, um die mikroskopischen Aspekte einzuordnen und sie zu verstehen. Hinzu kommt, dass wir aus der mikroskopischen Perspektive heraus wiederum die Probleme der makroskopischen Aspekte erkennen können. Mit einem Satz kann ich also mein Buch zusammenfassen: „Woher kommt mein Heimatdorf und wohin soll China gehen."

Die Beziehung zwischen den Bauern und ihrem Land ist ein wichtiger Teil des Buches. Im alten China gehörte alles Land dem Kaiser. Aber im Gefolge der Bodenreform der Kommunistischen Partei Chinas kam das Land zum ersten mal in den Besitz der Bauern selbst. Allerdings hat die anschließende Kollektivierung der Landwirtschaft alles Land in kollektives Eigentum umgewandelt. Durch dieses Buch erfahren die Leser, wie diese Veränderungen vonstatten gingen und wie sie sich auf das Leben der Bauern ausgewirkt haben.

Seine Erzählungen über die einfachen Leute und über seine Zuneigung zu diesem Dorf verknüpft Xiong mit vielen historischen Dokumenten und mit theoretischen Überlegungen, etwa zur Urbanisierung oder zu den Ursprüngen der Ungleichheit zwischen Städten und Dörfern.

Zum Beispiel erwähnt der Autor einen alten Baum in seinem Dorf. Er wurde einfach zu einem niedrigen Preis verkauft und in eine Großstadt an der Küste transportiert. Dabei war der Baum in den Augen des Autors eigentlich unbezahlbar:

„Mit dem Baum ist ein bedeutender Teil meiner Erinnerungen entwurzelt worden. Dabei war der Baum für das Dorf das, was der Eiffelturm für Frankreich ist. Einfach ein Symbol."

Xiong führt diese Geschichte weiter und kommt damit direkt auf die durch die schnelle Urbanisierung verursachten Probleme:

„In vielen städtischen Wohnvierteln werden inzwischen nicht mehr Baumsetzlinge gepflanzt, damit sie dort wachsen können, sondern man versetzt kurzerhand große fertige Bäume direkt dorthin. Ich denke, die Leute sind zu gierig nach schnellem Erfolg und sofortigem Profit. In solchen Wohnvierteln kann man nicht die lebendige Energie spüren. Einfach an einen anderen Ort verpflanzte Bäume sind doch etwas ganz anderes als solche, die in einem Dorf fest verwurzelt und dort langsam gewachsen sind als Teil eines so vielfältigen Lebens."

Xiong hat ein leidenschaftliches Buch geschrieben. Es verbindet die Geschichte der Nation mit der Geschichte eines kleinen Flecken Landes, es verbindet eine Epoche mit ihren filigranen Details. Obwohl der Autor über sein eigenes kleines Dorf erzählt, scheint es, als habe man als Leser all dies bei sich zuhause erlebt – oder erlebe es gerade.

Übersetzt von Qiu Jing  

Gesprochen von Hartmut Lüning 

Forum Meinungen
• mengyingbo schrieb "Leben in Changshu"
seit etwas über einer Woche ist nun Changshu 常熟 in der Provinz Jiangsu 江苏 meine neue Heimat - zumindest erstmal für rund 2 Jahre.Changshu (übersetzt etwa: Stadt der langen Ernte) liegt ungefähr 100 km westlich von Shanghai und hat rund 2 Millionen Einwohner, ist also nur eine mittelgroße Stadt.Es gibt hier einen ca. 200m hohen Berg, den Yushan 虞山 und einen See, den Shanghu 尚湖...
• Ralf63 schrieb "Korea"
Eine schöne Analyse ist das, die Volker20 uns hier vorgestellt hat. Irgendwie habe ich nicht genügend Kenntnisse der Details, um da noch mehr zum Thema beitragen zu können. Hier aber noch einige Punkte, welche mir wichtig erscheinen:Ein riesiges Problem ist die Stationierung von Soldaten der USA-Armee in Südkorea...
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