Schulbesuch autistischer Kinder in China bleibt schwierig
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"Ich mag Mathematik und Physik. Meine Leistungen in den beiden Fächern sind gut. Geschichte und Politik mag ich weniger, denn bei den Prüfungen muss man auswählen, welche Antwort falsch ist. Ich mag nur Korrektes, keine falschen Dinge." Das war Ling Yizhou, Schüler der 11. Klasse an einer Schule in Zhuzhou, Provinz Hunan. Er leidet an Autismus. Viele autistische Kinder haben eine normale oder sogar höhere Intelligenz. Das Lernen an normalen Schulen hilft den Kindern, sich gesellschaftlich zu integrieren. Den Mitschülern bietet es andererseits die Gelegenheit, sich um Schwächere zu kümmern und diesen zu helfen.
Leider gibt es nur sehr wenige Kinder, die wie Ling Yizhou eine normale Schule besuchen können. Viele Lehreinrichtungen haben die Aufnahme autistischer Kinder aufgrund von Einwänden seitens der Eltern normaler Schüler abgelehnt. Das hat Cai Xuemei, Mutter von Ling Yizhou, große Angst gemacht.
"Am Abend des ersten Schultages habe ich die Familien aller 57 Schüler der Klasse besucht. Ich bat die Eltern, sich nicht bei der Schulleitung zu beklagen. Ich würde mein Kind nach Hause bringen falls zwei Wochen später immer noch nicht alles in Ordnung sein sollte, damit die Mitschüler nicht beeinträchtigt werden."
Laut einem Bericht über die Situation autistischer Kinder wünscht sich der größte Teil der Eltern für sein Kind, dass es eine normale Schule besuchen kann. In anderen Ländern der Welt ist dies durchaus üblich. In den USA gehen beispielsweise 90 Prozent der autistischen Kinder in normale Schulen. Chinesische Lehreinrichtungen scheinen dazu noch nicht bereit.
Wang Xiuqing hat zwei Jahrzehnte lang an der Einrichtung für Autistische Kinder „Xing Xiang Yu" gearbeitet. Ihr zufolge haben bislang kaum 10 Prozent der autistischen Kinder normale Schulen besucht.
"Er prügle andere Schüler täglich nach der Schule. Deshalb solle er seinen Schulbesuch aufgeben, meint der Lehrer. Der autistische Schüler seinerseits fragt, warum ihn der Lehrer nie gelobt hat, auch wenn er gute Leistungen bei der Prüfung erbracht hat. Und warum keiner in der Klasse neben ihm sitzen wolle. Der Lehrer antwortet, wer neben ihm sitzt, könnte im Unterricht beeinträchtigt werden."
Autistische Kinder würden sich besser entwickeln, wenn Schulen und Lehrer freundlicher mit ihnen umgehen würden, meint Sun Zhongkai, Exekutivdirektor der Heileinrichtung für Autistische Kinder „Xing Xing Yu". Er hält die Integration solcher Kinder in normalen Schulen für wichtig. Voraussetzung sei allerdings ein entsprechendes Bildungssystem, so Sun Zhongkai. Er fuhr fort:
"Es wäre besser, autistische Kinder nicht einfach in normale Schulklassen zu geben. Man sollte gemäß ihrer besonderen Bedürfnisse entsprechende Betreuungsmöglichkeiten anbieten, wie Sonderlehrer oder Sonderklassen."
Es ist eine wichtige Voraussetzung für den Schulbesuch autistischer Kinder, dass es genügend Sonderlehrer gibt. Von ihnen gibt es bisher allerdings landesweit nur 30 000, denn die Löhne sind niedrig und sie haben schlechte Zukunftsperspektiven. Experten fordern deshalb eine größere finanzielle Unterstützung seitens der Regierung. Schulen sollten ermuntert werden, Sonderklassen einzurichten, um das Recht autistischer Kinder auf Erziehung zu schützen.
Übersetzt von Xiao Lan
Gesprochen von Yuan Yuan