Busfahrer in China – Die Gesundheit bleibt auf der Strecke
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Risse in der Leber, Herzinfarkte am Steuer - Busfahrer stehen in China immer öfter im Mittelpunkt von Unfallberichten. Die steigende Besorgnis der chinesischen Bürger gilt dabei nicht nur den Fahrern, sondern natürlich auch der allgemeinen Verkehrssicherheit.
Es werden Stimmen laut, tägliche ärztliche Untersuchungen für die Fahrer vorzuschreiben, damit deren Fahrtüchtigkeit an jedem Arbeitstag gewährleistet ist. Wang Limei, stellvertretende Direktorin des chinesischen Nutzfahrzeugverbandes (CRTA) jedoch hält tägliche Untersuchungen für nicht realistisch:
"Es ist schwierig, vor jedem Dienstbeginn eine ärztliche Untersuchung an allen Fahrern durchzuführen. Die Ärzte und Fahrer müssten vor Schichtbeginn am selben Ort sein. Aber in der Wirklichkeit ist das nicht umsetzbar. Einige Fahrer fangen ihre Fahrt an der Endstation an, während andere die Schichten von anderen Fahrern an bestimmten Bushaltestellen übernehmen. Zum Schichtenwechsel kommt es am Tag, aber auch in der Nacht."
Bisher führt kein öffentliches Verkehrsunternehmen der Welt tägliche Untersuchungen seiner Busfahrer durch. Die meisten Fahrer in China berichten sogar, dass die einzige ärztliche Untersuchung noch vor dem Berufsstart durchgeführt wird.
"Nein, es gibt keine jährliche ärztliche Untersuchung in unserem Unternehmen. Und ich gehe selber auch kaum zum Arzt. Wenn ich mich nicht gut fühle, dann ruhe ich mich einfach zu Hause aus."
Bei der jährlichen Überprüfung des Führerscheins werden viele Fahrer aber doch aufgefordert, einen kleinen Gesundheitscheck durchzuführen. In Beijing sind 114 Krankenhäuser für diese Untersuchung zuständig. Doch in der Realität nehmen es viele Einrichtungen nicht ganz so genau.
Obwohl die Untersuchung viele Einzelteile, wie zum Beispiel Seh- und Hörtest umfasst, werden diese von einem Arzt innerhalb von wenigen Minuten abgespult.
Ein Arzt sagt ganz offen, dass die Untersuchung ein Routinevorgang ist, damit die Fahrer die jährliche Überprüfung des Führerscheins bestehen können.
In den USA hingegen ist die Gesundheitsuntersuchung für Fahrer im öffentlichen Verkehr deutlich umfangreicher. Neben einem Hör- und Sehtest wird auch der Blutdruck überprüft, Elektrokardiographen eingesetzt und der Kniereflex getestet. Wang Limei sagt, dass diese Tests sinnvoll seien und in China übernommen werden sollten.
"Ich denke, dass wir potenziellen Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Durchblutungsstörungen im Gehirn mehr Aufmerksamkeit schenken sollten. Diese Krankheiten sind bei Angestellten mittleren Alters im öffentlichen Verkehr nicht selten. Wenn ein Fahrer anfällig für kardiovaskuläre oder zerebrovaskuläre Krankheiten ist, sollte er nicht für die Beförderung von Menschen verantwortlich sein."
Wang Limei fügt hinzu, dass es auch für die Fahrer selbst besser wäre, alle drei Monate einen Gesundheitscheck zu machen, um potenzielle Krankheiten frühzeitig zu entdecken.
"Wir müssen der physischen und psychologischen Gesundheit von Fahrern mehr Aufmerksamkeit schenken. Ich denke, dass ein kurzes Gespräche vor der Fahrt gut wäre. Das bedeutet, dass speziell ausgebildetes Personal mit den Fahrern vor Dienstbeginn spricht, um das körperliche und geistige Wohlbefinden zu bewerten. So könnte man feststellen, ob der Fahrer vielleicht unter großem Druck steht, Angstgefühle hat, angetrunken ist oder ob es Anzeichen für andere gesundheitliche Einschränkungen gibt."
Experten betonen außerdem, dass sowohl die Transportunternehmen als auch die Fahrer sich an die staatlich vorgegebenen Sicherheitsrichtlinien halten müssten. Zum Beispiel ist es Busfahrern verboten, mehr als vier Stunden am Stück oder über eine Entfernung von mehr als 400 Kilometern zu fahren. Bei langen Strecken müssen sich somit zwei Fahrer abwechseln.
Eines ist aber auch klar: Alle Vorsichtsmaßnahmen und Gesundheitschecks werden Unfälle, wie den des Busfahrers Mao in Zhejiang nicht verhindern – da helfen nur robustere Laternenpfahle.
Übersetzt von Kamil Wysocki
Gesprochen von Zhu Qing'an