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Altersversorgung und Altersheime in China
  2013-04-21 15:53:11  cri

 

 

 

F: Herzlich willkommen zu „Sie fragen, wir antworten", liebe Hörer. Heute wollen wir uns mit einer Frage unseres Stammhörers Lutz Winkler aus Schmitten im Taunus befassen: Er fragt sich, wie es um die Pflegeeinrichtungen bzw. die Altersheime in China steht, und wie das Leben der Senioren hier aussieht. Herr Winkler schrieb uns in einer E-Mail:

M: „Die Überalterung der Gesellschaft scheint ein ernsthaftes Problem zu sein. Immer weniger jüngere Menschen folgen auf die älteren Generationen - die Pflege der älteren Menschen ist somit nicht mehr gesichert. Wie werden in China die Pflegeeinrichtungen finanziert, wie können sich die älteren Leute einen Pflegeheimplatz leisten? Vielleicht können Sie auch mal über die Fürsorge des Staates für Senioren berichten."

F: Ja, liebe Hörer und lieber Herr Winkler, diese Fragen beantworten wir gerne. Der demographische Wandel ist ein Thema, dem die ganze Gesellschaft in China große Aufmerksamkeit schenkt. Die Altersvorsorge ist im zwölften „Fünfjahresplan" (2011-2015) der chinesischen Regierung ein ganz wichtiger Bestandteil. Es ist angedacht, möglichst schnell ein umfassendes Sozialversicherungssystem einschließlich einer Altersvorsorge im ganzen Land aufzubauen.

M: Ja, genau. Es herrscht Einigkeit darüber, dass dies eine ganz wichtige Aufgabe für die Zukunft ist. Seit Anfang der 1980er Jahren wird in China die Ein-Kind-Politik praktiziert. Die Elterngeneration mit nur einem Kind wird also im Alter anderen Problemen gegenüberstehen als vorhergehende Generationen. In den kommenden zehn Jahren wird sich die Bevölkerungsstruktur in China deutlich wandeln, der Anteil der Älteren wird ständig zunehmen.

F: Ja. Statistiken zufolge leben in China derzeit etwa 180 Millionen Menschen über 60 Jahre, was ungefähr 14 Prozent der gesamten Bevölkerung entspricht. Bis 2020 werden schon 248 Millionen Chinesen älter als 60 Jahre sein – 17 Prozent der Einwohner.

M: Ja, und Prognosen der UNO zufolge wird die Zahl der Menschen über 80 Jahre in China bis 2050 100 Millionen erreichen. Damit würde ein Fünftel der Weltbevölkerung über 80 Jahre in China leben. So ist die älter werdende Gesellschaft und die staatliche Fürsorge für Senioren besonders für China eine große Herausforderung.

F: Ja, so ist es. Die chinesische Regierung verfolgt das ehrgeizige Vorhaben, ein aufblühendes und sich stabil entwickelndes Land aufzubauen. Um dieses anspruchsvolle Ziel zu erreichen, müssen auch die Herausforderungen einer zunehmenden Alterung der Bevölkerung bedacht werden. Ein ausgereiftes Rentenversicherungssystem einschließlich der Pflege älterer Menschen soll daher landesweit aufgebaut werden.

M: Ja, das ist wirklich notwendig. Entsprechend wurden in China in den vergangenen Jahren bereits große Anstrengungen unternommen. Die Ausgaben im Bereich der Altersversorgung haben sich in den letzten zehn Jahren fast verfünffacht. Dabei hat man festgestellt, dass die Versorgung der Senioren auch im heutigen China hauptsächlich in den Wohnvierteln und vor allem zu Hause stattfindet. Altersheime und andere Senioreneinrichtungen dienen daher vor allem als Ergänzung zur Altersversorgung zu Hause. Im Vergleich zu Deutschland durchaus eine spezielle Form der Altersversorgung chinesischer Prägung.

F: Ja, in der Tat. Vor mehr als zwei Jahren wurde in China ein einheitliches System der finanziellen Unterstützung für Senioren ausgearbeitet. Senioren über 80 Jahre erhalten eine monatliche Geldspritze vom Staat. Auch die Ausbildung von Pflegefachkräften wurde intensiviert. Außerdem hat das zuständige Ministerium beschlossen, bis 2015 in den meisten Wohnvierteln des Landes Betreuungszentren für Senioren einzurichten.

M: Ja, und das sieht so aus: Senioren können morgens ins Betreuungszentrum in ihrem Wohnviertel gehen. Dort können sie lesen, Karten und Schach spielen oder an anderen Kultur- und Sportaktivitäten teilnehmen. In manchen Betreuungszentren können Senioren auch ganz neue Hobbys erlernen und sogar die privaten Einkäufe erledigen. Die Senioren haben somit einen festen Treffpunkt, und ihre Kinder brauchen sich keine großen Sorgen um sie machen. Das Vorhaben wird von der Regierung gesteuert, die konkrete Ausführung erfolgt durch lokale Organisationen.

F: Ja. Die staatlichen Maßnahmen bewirken also, dass sich Dienstleistungen im Bereich der Altersversorgung in ganz China schneller ausbreiten. In städtischen Wohnvierteln wurden bereits mehr als 200.000 Senioreneinrichtungen gebaut, davon mehr als 40.000 größere Altersheime. 2,5 Millionen Betten werden angeboten, mehr als zwei Millionen Pfleger sind im Einsatz.

M: Ja, allerdings muss auch gesagt werden, dass der aktuelle Bedarf bei etwa sieben Millionen Betten und zehn Millionen Altenpfleger liegt. Einige Abgeordnete des NVK haben daher darauf hingewiesen, dass zu viele Senioren sich nicht mehr um sich selbst kümmern können und von Pflegern abhängig seien. Genau aus diesem Grund sei die Ausbildung von noch mehr Altenpflegern besonders wichtig.

F: Genau, so ist es. Liebe Hörer, wie Herr Winkler selbst schon anmerkte, ist die Überalterung der Gesellschaft zu einem ernsthaften Problem geworden. Die Pflegeeinrichtungen in China müssen mit einer immer höheren Zahl an Senioren fertig werden, besonders in den Großstädten. Aber aus verschiedenen Gründen können viele Altersheime den Seniorenbedarf sowohl qualitativ als auch quantitativ noch nicht befriedigen.

M: Ja. Lieber Herr Winkler, zur Zeit gibt es in China zwei Arten von Altersheimen – die öffentlichen und die privaten. Die öffentlichen Altersheime werden vom Staat finanziert, und sind deshalb billiger. Die Senioren bezahlen monatlich nur zwischen 1.000 und 3.000 Yuan für einen Heimplatz – rund 120 bis 360 Euro. Die privaten Altersheime sind deutlich teurer. Ein Pflegeheimplatz kostet monatlich zwischen 4.000 und 5.000 Yuan – manchmal also mehr als 600 Euro.

F: Ja, in Beijing gab es Ende 2011 insgesamt 401 Altersheime, darunter 215 öffentliche und 186 private. Die Kosten bezahlen die älteren Menschen zumeist von ihrer Rente oder vom Ersparten. Viele müssen jedoch auch von ihren Kindern unterstützt werden. Auch in ländlichen Gebieten gibt es immer mehr Pflegeeinrichtungen. Dort sind die Kosten dann normalerweise deutlich niedriger als in der Stadt.

M: Ja, liebe Hörer, soviel zur Altersversorgung und zu den Altersheimen in China.

Gesprochen von: Lushan und Lu Ming

Forum Meinungen
• mengyingbo schrieb "Leben in Changshu"
seit etwas über einer Woche ist nun Changshu 常熟 in der Provinz Jiangsu 江苏 meine neue Heimat - zumindest erstmal für rund 2 Jahre.Changshu (übersetzt etwa: Stadt der langen Ernte) liegt ungefähr 100 km westlich von Shanghai und hat rund 2 Millionen Einwohner, ist also nur eine mittelgroße Stadt.Es gibt hier einen ca. 200m hohen Berg, den Yushan 虞山 und einen See, den Shanghu 尚湖...
• Ralf63 schrieb "Korea"
Eine schöne Analyse ist das, die Volker20 uns hier vorgestellt hat. Irgendwie habe ich nicht genügend Kenntnisse der Details, um da noch mehr zum Thema beitragen zu können. Hier aber noch einige Punkte, welche mir wichtig erscheinen:Ein riesiges Problem ist die Stationierung von Soldaten der USA-Armee in Südkorea...
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