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Der letzte Balanceakt des Seiltanz-Prinzen
  2013-04-11 15:41:51  CRI

 

Hochseilakrobat Adili Wuxor

Der Seiltanz – auf Uigurisch "Dawaz" – ist eine traditionelle Sportart der Uiguren. In ihrer Heimat, dem Uigurischen Autonomen Gebiet Xinjiang im Nordwesten der Volksrepublik, existiert der gefährliche Balanceakt auf dem Hochseil schon seit 2.000 Jahren.

Hochseilakrobat Adili Wuxor wurde in der Nähe von Kashgar geboren, einer wichtigen Handelstadt auf der historischen Seidenstraße. In seiner Familie wird der Seiltanz schon seit 430 Jahren betrieben. Zu so großem Ruhm wie Adili hat es jedoch noch kein Familienmitglied vor ihm gebracht. Der 41-Jährige aus Kashgar ist der berühmteste Hochseilartist in ganz China. Auf dem dünnen Drahtseil hat der "Prinz des Seiltanzes", wie Adili in Xinjiang ehrfurchtsvoll genannt wird, gleich mehrere Rekorde aufgestellt, die noch heute im "Guiness Buch der Rekorde" Bestand haben.

Adili selbst sieht seine vielen Weltrekorde relativ nüchtern. Er sei für den "Dawaz" geboren worden und habe die Rekorde aus Liebe zu diesem Sport aufgestellt, sagt der 41-Jährige bescheiden. Seinen ersten großen Auftritt hatte Adili im Jahr 1997, als er die Drei Schluchten des Yangtse auf dem Drahtseil überquerte und die bestehende Bestmarke des Kanadiers Jay Cochrane regelrecht pulversierte. Während Cochrane noch über 53 Minuten benötigt hatte, brauchte Adili zwei Jahre später lediglich noch 13 Minuten und 48 Sekunden.

Die Yangtse-Überquerung sollte nicht Adilis letzter Rekord bleiben. Schon bald darauf stellte er mit 1.399 Metern einen neuen Längenrekord auf dem Drahtseil auf. Inzwischen aber hat der einzigartige Hochseilakrobat genug von der Jagd nach Rekorden. Seine Hauptherausforderung sieht Adili heute in der Ausbildung von jungen Seiltänzern. Ein „Balanceakt" der besonderen Art für den 41-jährigen Uiguren:

"Ich liebe den „Dawaz" sehr und hoffe, dass er für immer weitergegeben werden kann. Die einfachen Leute haben mir soviel gegeben. Ich möchte ihnen davon jetzt etwas zurückgeben."

Adili's Dawaz-Trainingszentrum in Kashgar

Dass es Adili damit auch wirklich ernst meint, beweist sein privates Dawaz-Trainingszentrum in Kashgar, mit dessen Bau er im April 2011 begonnen hat. Sein Wunschtraum wird ihn umgerechnet fast 1,3 Millionen US-Dollar kosten. Bereits jetzt fertig sind der innere und der äußere Trainingsbereich:

"Ich werde acht Millionen Yuan RMB in die Schule investieren. In drei bis fünf Jahren wird die Schule fertiggestellt sein. Meine Schule wird neben einem Trainingsbereich auch noch über ein Wohnheim, eine Mensa, Unterrichtsräume, eine Tribüne und ein Dawaz-Museum verfügen. Zehn- bis Zwölfjährige werden hier sechs Jahre lang trainiert werden. Sie müssen kein Schulgeld bezahlen. Aber ich werde meine Schüler nach strengen Kriterien auswählen."

Adili versteht sein Trainingszentrum aber nicht nur als Talentschmiede für Hochseilakrobaten. Wer es nicht zum Dawaz-Meister schafft, der soll zumindest mit dem notwendigen Wissen für den Arbeitsmarkt ausgerüstet sein. Keiner seiner Schüler brauche sich nach Ende seiner Ausbildung Sorgen um seine Zukunft zu machen, verspricht Adili:

"Die Schüler werden jeden Abend zwei Stunden Englisch- und Computerunterricht haben. Dadurch wird sichergestellt, dass sie nach ihrem Abschluss zumindest eine Stelle finden können. Die Schüler können nach ihrem Abschluss aber auch als Angestellte an der Schule arbeiten. Ihr Monatsgehalt wird etwa 1.800 Yuan RMB betragen – keine niedrige Summe in Kashgar."

Im Moment hat Adili zwölf Schüler, drei davon sind Mädchen. In Zukunft möchte er auch Ausländer zu Drahtseilakrobaten ausbilden.

Abdusattar aus der Stadt Hotan im Süden von Xinjiang ist Adilis erster Schüler. Der 23-Jährige war von Adilis spektakulärer Yangtse-Überquerung im Jahr 1997 so begeistert, dass er sich drei Jahre später entschied, nach Kashgar zu gehen, um die Dawaz-Kunst von seinem großen Vorbild persönlich zu lernen. Ein Schritt, den er bis heute nicht bereut hat – auch wenn die Ausbildung nicht immer leicht war. Er und seine Mitschüler seien bisher von ernsthaften Verletzungen glücklicherweise verschont geblieben, sagt Abdusattar. Und wenn er mal an sich selbst gezweifelt habe, habe ihn Adili immer unterstützt:

"Im Jahr 2004 führte ich in der südchinesischen Stadt Guangzhou einen 200-stündigen Seiltanz über Tieren durch. In den ersten Tagen fand ich es ziemlich aufregend, aber im Laufe der Zeit fühlte ich mich wegen der Einsamkeit zunehmend schlechter. Adili ermunterte mich am Telefon immer wieder zum Durchhalten. Ich habe es letztendlich nur dank ihm geschafft."

Bis der 23-jährige Abdusattar und seine Mitschüler die Rekorde ihres großen Meisters und Vorbilds einstellen, dürfte es also noch eine ganze Weile dauern. Daran wird auch das topmoderne Trainingszentrum von Seiltanz-Prinz Adili in Kashgar nicht so schnell was ändern.

Übersetzt von Hou Yanyan

Gesprochen von Yu Yue

Forum Meinungen
• mengyingbo schrieb "Leben in Changshu"
seit etwas über einer Woche ist nun Changshu 常熟 in der Provinz Jiangsu 江苏 meine neue Heimat - zumindest erstmal für rund 2 Jahre.Changshu (übersetzt etwa: Stadt der langen Ernte) liegt ungefähr 100 km westlich von Shanghai und hat rund 2 Millionen Einwohner, ist also nur eine mittelgroße Stadt.Es gibt hier einen ca. 200m hohen Berg, den Yushan 虞山 und einen See, den Shanghu 尚湖...
• Ralf63 schrieb "Korea"
Eine schöne Analyse ist das, die Volker20 uns hier vorgestellt hat. Irgendwie habe ich nicht genügend Kenntnisse der Details, um da noch mehr zum Thema beitragen zu können. Hier aber noch einige Punkte, welche mir wichtig erscheinen:Ein riesiges Problem ist die Stationierung von Soldaten der USA-Armee in Südkorea...
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