"Dort, wo der Pfeil herunterkommt, da will ich begraben werden." Diese Worte soll Kaiser Shunzhi auf einem Jagdausflug zu einem seiner Begleiter gerichtet haben, und auch heute noch, rund 450 Jahre nach seinem Tod, begeistert die landschaftliche Schönheit der Berggegend rund um die Östlichen Qing-Gräber den Besucher. Am Fuße des Changduan-Berges und etwa 130 Kilometer östlich von Beijing nahe der Ortschaft Zunhua (Hebei) gelegen, wurden die jeweiligen Grabanlagen harmonisch in die Landschaft aus sanften Bergrücken und verstreut liegenden Seen und Teichen eingefügt.
Bedeutende Herrscher haben hier im Schatten der Pinien ihre letzte Ruhe gefunden, fünf Kaiser der Qing-Dynastie (1644-1911) sind es insgesamt: eben erwähnter Shunzhi (1638-1661), der im Alter von sechs Jahren erster Kaiser der neu begründeten Qing-Dynastie wurde und dem unter anderem eine Freundschaft mit dem deutschen Jesuiten, Wissenschaftler und Missionar Johann Adam Schall von Bell (1592- 1666) verband. Dann ist sein Sohn, Kaiser Kangxi (1654-1722), dort begraben, seine Regierungszeit gilt als einflussreiche Epoche der chinesischen Geschichte. Kangxi war Gelehrter sowie Förderer der Kunst und der Wissenschaften; eine umfassende Enzyklopädie und das Kangxi-Wörterbuch sind nur zwei bis heute bedeutende Hinterlassenschaften seines Wirkens. Auch die Grabstätte von Kaiser Qianlong (1711-1799) ist Teil der Östlichen Qing-Gräber, seine Herrschaft wird allgemein als Höhepunkt der Qing-Dynastie betrachtet und war vor allem durch politische Stabilität und wirtschaftlichen Wohlstand gekennzeichnet. Qianlong selbst prägte als Bauherr die Hauptstadt Beijing, so ließ er beispielsweise nordwestlich der Verbotenen Stadt den Neuen Sommerpalast als Geschenk an seine Mutter anlegen.
Und schließlich wurden Kaiser Xianfeng (1831-1861) und Kaiser Tongzhi (1856-1875) dort beigesetzt, zudem befinden sich neben diesen fünf Hauptgräbern auf dem Areal auch noch zahlreiche Nebengräber von Kaiserinnen und Konkubinen, das bekannteste unter ihnen ist die letzte Ruhestätte der einflussreichen Kaiserinwitwe Cixi (1835-1908). Viel Prominenz versammelt, möchte man also sagen; allerdings wurden einige Grabstätten 1928 geplündert, viele Grabbeilagen von historischem und kulturellem Wert gelten seitdem als unauffindbar.
Trotzdem sind die Östlichen Qing-Gräber, auch wenn sie etwas weit vom Beijinger Stadtzentrum entfernt sein mögen, einen Tagesausflug wert, nicht nur wegen der Architektur der Grabanlagen, der vielen Torbögen und steinernen Wächter oder Tempel. Im Gegensatz zu den etwas bekannteren Ming-Gräbern gleich im Norden der chinesischen Hauptstadt sind nämlich die Besuchermassen bei den Östlichen Qing-Gräbern noch überschaubar und beeinträchtigen so nicht den Kultur- und Naturgenuß. Aufgrund der Entfernung vom Stadtzentrum empfiehlt es sich jedoch, den Ausflug dorthin mit Hilfe eines Reiseveranstalters oder mit einem Fahrer zu organisieren.
Text und Photos: Christoph Limbrunner