Etabliert im Jahr 2009, gehört die Beijing Design Week mittlerweile zu einem der größten Events in China, der sowohl internationale als auch lokale Kreative zusammenbringt. Im Oktober 2011 kamen 3,5 Millionen Besucher aus 25 Ländern, Tendenz steigend. Unlängst prognostizierte die New York Times, dass das Label "designed in China" in Zukunft "made in China" ersetzen werde. Der Erfolg der vergangenen Jahre habe gezeigt, dass Beijing über eine Vielzahl talentierter und dynamischer Charaktere verfüge, die diese Stadt in ein Zentrum von Design und Kreativität verwandeln könnten. Was bisher noch fehle, sei allerdings ein besseres Umfeld, erklärte BJDW-Kreativdirektor Aric Chen. Er hofft, mit den zehn Tagen im Herbst genau dieses zu schaffen.
Thema in diesem Jahr war "Design Beijing, Smart City" mit Mailand, einer der fünf bedeutendsten Design Week/Festival Veranstalter weltweit, als Gaststadt. Besonderes Highlight bildete zum zweiten Mal in Folge Designhop Dashilar. Unterstützt durch lokale Investorengruppen wie Dashila(b) entstanden in der traditionsreichen Gegend südwestlich von Qianmen wieder einzigartige Kombinationen aus Vergangenheit und Moderne. Vergangenheit repräsentierten 2011 nicht nur die alten Räumlichkeiten, sondern vielmehr auch die Menschen, die dort seit Jahrzehnten leben und in diversen Ausstellungen ihre Geschichten erzählten. In diesem Jahr wurden die alten Mauern zu Showrooms diverser kleiner Designer und Künstler.
Feine Öko-Stoffe, Vintage, Schmuck – lokale Vertreter wie Brandnü und Neemic haben sich zur Aufgabe gestellt, jungen Designern und NGOs eine Plattform für Nachhaltigkeit im Mode-Business zu bieten. Das gelingt beispielsweise durch die Verwendung recycelter Stoffe oder die Unterstützung von Frauen in Chinas ländlichen Regionen. Im Vordergrund steht letztlich der Wunsch, etwas Einzigartiges zu schaffen, das gut aussieht und sich gut anfühlt.
In den unzähligen Pop-up-Läden rund um Dashilar und Yangmeizhu wurde unter anderem auch ungefiltertes Bier ausgeschenkt, natürlich von einer kleinen einheimischen Brauerei mit Sitz in Changping, die mit 100 Prozent Natürlichkeit wirbt. Gleich nebenan gab es den Straßen-Snack-Klassiker Shao Bing, allerdings in einer aufgepeppten Version mit Apfelmus- oder Bier-Teriyaki-Füllung.
Besonders an diesen temporären Geschäften ist vor allem, dass man als Besucher die Möglichkeit bekommt, hinter die Türen und Fenster der alten Hutongs zu blicken. Schade eigentlich, dass nach zehn Tagen Schluss ist, stehen die meisten der Räumlichkeiten schließlich das ganze restliche Jahr über leer. Man kann nur hoffen, dass Aric Chens Vision von einem Zentrum für Kreativität, Design und Kultur organisch eingebunden in die lokale Struktur irgendwann mehr als nur ein befristetes jährliches Spektakel sein wird.
Text und Fotos von Marie Bollrich