Am 16. Juni um exakt 18 Uhr 37 startete das Raumschiff Shenzhou 9 vom Weltraumbahnhof Jiuquan ins All. Mit Liu Yang aus Linzhou ist erstmals in der Geschichte von Chinas bemannter Raumfahrt auch eine Frau an Bord. Die 34-Jährige soll zusammen mit ihren beiden männlichen Kollegen Jing Haipeng und Liu Wang das Andockmanöver zwischen der Tiangong 1 und der Shenzhou 9 durchführen.
Kommandant der Shenzhou 9-Mission ist der 46-jährige Jing Haipeng, der im Juni 2008 bereits an der erfolgreichen Mission von Shenzhou 7 beteiligt war. Das zweite Crew-Mitglied heißt Liu Wang. Der 43-Jährige gehört zum ersten Team der Taikonauten. Für weltweites Aufsehen gesorgt hat Liu Yang, das dritte Mitglied von Shenzhou 9. Die 34-Jährige ist die erste Chinesin, die an einer Weltraummission teilnimmt. Mit einer Flugerfahrung von 1.680 Stunden gehört die aus der Provinz Henan stammende Liu zu den Piloten der zweithöchsten Stärkeklasse.
Im Mai 2010 wurde die 34-Jährige in die zweite chinesische Raumfahrtbesatzung aufgenommen. Seither hat sie sich einem intensiven Training in den verschiedensten Disziplinen unterziehen müssen. Sie musste sich mit Raumfahrttechnik genauso befassen wie mit physischen Tests unter extrem harten Bedingungen. Ihre Ausbildung zur Taikonautin schloss Liu Yang mit dem Prädikat hervorragend ab.
Die drei Taikonauten für die Shenzhou 9-Mission wurden nach dem Prinzip „Alt plus Neu, Mann plus Frau" ausgewählt. Dazu Chen Shanguang, der Verantwortliche für die Ausbildung der Taikonauten:
„Alle drei Taikonauten müssen sich ins Raumlabor Tiangong 1 begeben. Jeder einzelne hat eine ganz bestimmte Aufgabe erhalten. Die Hauptrolle spielt Jing Haipeng, der Kommandant von Shenzhou 9. Liu Wang ist hauptsächlich für die manuelle Andockung verantwortlich, und Liu Yang ist für die medizinischen Experimente im Orbit zuständig. Jing Haipeng verfügt bereits über Erfahrung im Weltraum. Für Liu Wang und Liu Yang ist es das erste Mal im All."
Eine Besonderheit der Shenzhou 9-Mission ist der lange Aufenthalt im Weltraum. Entsprechend vielfältig präsentieren sich die Vorkehrungen, die zur Sicherheit der drei Taikonauten getroffen werden mussten:
„Erstmals überwacht werden die Herzfunktionen der Taikonauten. Auch ihre Lungenfunktion wird eingehend geprüft. Zudem werden einige ihrer biologisch-chemischen Werte gemessen. Parallel dazu haben wir über 20 medizinische Sicherheitsvorkehrungen getroffen, um die Gesundheit der Taikonauten im Notfall gewährleisten zu können."
Mit Abstand das größte Novum der Shenzhou 9-Mission ist aber die weibliche Komponente. Zum ersten Mal in der Geschichte von Chinas bemanntem Raumfahrtprogramm gehört eine Frau zur Crew. Ein Sachverhalt, der von den Erbauern der Raumfähre mitberücksichtigt werden musste. Mehr dazu weiß Chen Shanguang, der Verantwortliche für die drei Shenzhou-Taikonauten:
„Da zum ersten Mal eine Frau an Bord ist, mussten wir das Raumlabor „Tiangong 1" innerlich entsprechend umgestalten. Die Taikonautin hat ihren eigenen Bereich zum Umziehen, Schlafen sowie für die persönliche Hygiene. Auch die medizinische Überwachung, die Medikamente und andere Schutzvorkehrungen wurden auf sie abgestimmt."