Das Leben auf dem Dach der Welt ist trotz aller Errungenschaften der Moderne nach wie vor hart. Vor allem das Gesundheitssystem war lange Zeit sehr rückständig. Nach den Stadtbewohnern kommen neuerdings auch die Mönche und Nonnen in den Klöstern Tibets in den Genuss einer Alters- und Krankenversicherung.
Vom Ausbau des Sozialversicherungssystems profitieren nun auch die Geistlichen im Autonomen Gebiet Tibet. Mönche und Nonnen ab 18 Jahren können unabhängig ihres eingetragenen Wohnsitzes freiwillig der Alters- und Krankenversicherung für Stadtbewohner beitreten. Wenn sie ihren Versicherungsbeitrag 15 Jahre lang ohne Unterbruch bezahlen, erhalten sie ab 60 Jahren eine Rente vom Staat.
Lhundrup Jigme studiert am Institut für Buddhismus in Tibet. Er hat eben vom neuen Versicherungsgesetz erfahren:
„Seit wir einen Fernseher in unserem Zimmer haben, können wir auch aktuelle Nachrichten empfangen. Die Nachricht über die Alters- und Krankenversicherung für Mönche und Nonnen hat uns natürlich sehr erfreut."
Mitte März 2012 haben 37 Mönche aus dem Kloster Sera am Stadtrand von Lhasa im Alter von über 60 zum ersten Mal eine Altersrente erhalten. Auch die Geistlichen im restlichen Gebiet Tibets werden alsbald in den Genuss einer Rente kommen. Fast 1.900 Mönche und Nonnen profitieren von der neuen Regelung.
Nach Angaben des Amts für Personalressourcen und Sozialabsicherung in Tibet beträgt die Grundrente für Mönche und Nonnen in diesem Jahr 120 Yuan RMB pro Monat. Die Auszahlung erfolgt quartalsweise.
Auch die Mönche im Kloster Tashi Gang in einem Vorort von Lhasa haben Grund zur Freude. Die Regierung des Kreises Qushui, die für die dortigen Mönche zuständig ist, hat nicht nur die Renovierung des Klosters unterstützt, sondern auch alle darin lebenden Mönche in die Sozialversicherung aufgenommen. Mönch Norbu ist einer von ihnen:
„Wir haben jetzt nicht nur eine Altersversicherung, sondern auch eine Krankenversicherung. Im Vergleich zu früher ist der Arztbesuch nun viel günstiger. Die Klosterverwaltung hat meiner Familie zudem geholfen, ihre schwierigen Lebensumstände zu meistern. Es gibt in meiner Familie nun keine besorgniserregenden Probleme mehr."
Der jährliche Beitrag für die Krankenversicherung beträgt 280 Yuan RMB. Allerdings müssen die Geistlichen nur 60 Yuan RMB davon selber bezahlen. Der Rest übernimmt die Lokalregierung. Im Fall eines Krankenhausaufenthalts kriegen sie je nach Behandlung zwischen 65 und 85 Prozent ihrer Kosten zurückerstattet.
Die Aufnahme von Mönchen und Nonnen in die allgemeine Krankenversicherung ist jedoch nur eine der Gesundheitsmaßnahmen, welche die Regierung des Autonomen Gebiets erlassen hat. Neu ist auch, dass medizinisches Personal die Geistlichen direkt in den Klöstern auf körperliche Gebrechen hin untersucht. Der 80-jährige Mönch Losang Dundan aus dem Kloster Zhaibung ist nicht der einzige, der diesen neuen Service zu schätzen weiß:
„In diesem Jahr kamen insgesamt 25 Samariter zu uns. Sie haben uns alle gratis untersucht – in der Herzgegend, oder auch auf Tumore hin, etwa in der Leber. Die durchschnittlichen Behandlungskosten pro Person betragen ungefähr 500 Yuan RMB. Außerdem haben sie uns noch Medikamente im Wert von 3.000 Yuan gegeben. Nach der körperlichen Untersuchung hat jeder von uns eine Gesundheitsakte erhalten. Die Untersuchung wird nun regelmäßig einmal pro Jahr durchgeführt."
Ein rudimentärer Gesundheitscheck pro Jahr mag nicht nach sonderlich viel klingen. Doch in einer Region wie Tibet, wo die Alters- und Krankenversicherung bisher kaum oder nur unzureichend ausgebildet war, darf das neue Versicherungssystem für Geistliche als großer Segen betrachtet werden.