Dank Kreditkarten ist das Reisen in fremde Länder heute so einfach wie noch nie. Bezahlen oder Wechseln von Geld per Abbuchung über das Kreditkartenunternehmen ist deutlich angenehmer als das Hantieren mit Bargeld. Allerdings: wird eine Kreditkarte gestohlen oder verliert man sie, so können Dritte auch ohne viel Aufwand im Internet damit einkaufen oder die Karte im Alltag nutzen.

Aus diesem Grund bieten einige chinesische Banken einen speziellen Service: sollte die Kreditkarte verlorengehen und wird sie von jemand anderen genutzt, so wird es einfacher, dieses Geld zurückerstattet zu bekommen.

Herr Cheng ist immer noch etwas aufgebracht, denn vor kurzem wurde ihm bei einer Auslandsreise die Kreditkarte gestohlen.

„Meine Kreditkarte wurde gestohlen, ebenso etwas Bargeld, und am gleichen Abend habe ich meinen Kollegen angerufen, damit dieser den Verlust meiner Bank meldet. Später wurde mir gesagt, dass es im September eine unerlaubte Anschaffung damit gegeben hat, da hatte ich schon einen entsprechenden Schutz davor beantragt. Aber bis jetzt wurde noch keine Lösung gefunden."

Herr Yao hat ein ähnliches Problem: seine Kreditkarte wurde in Frankreich gestohlen, und vor sechs Monaten wurden unerlaubte Abbuchungen in Höhe von insgesamt 6.000 Dollar vollzogen. Vor kurzem wurde Herr Yao von seiner Bank über eine Lösung informiert:

„Sie haben mir gesagt, sie könnten mir davon nur 25.000 Yuan erlassen, weil ich ein VIP-Kunde sei. Ich müsse aber die verbleibenden 1.800 Dollar selber bezahlen. Das kann ich nicht akzeptieren."

Die meisten Banken machen keine genauen Angaben zu den Leistungen und Rückerstattungen, die sie anbieten, sollte es im Ausland zu unerlaubten Abbuchungen kommen. Außerdem können im Inland erfolgte unrechtmäßige Abbuchungen nicht ganz an das Opfer zurückerstattet werden, ganz zu schweigen von im Ausland angefallenen Summen.

Nur zehn Banken auf dem Festland bieten entsprechende Leistungen an, und alle haben strenge Beschränkungen. So muss zum Beispiel der Verlust einer Karte innerhalb von zwei bis drei Tagen gemeldet werden, zudem ist die Regelung nur für Karten gültig, die ohne Passwort verwendet werden können, also nur per Unterschrift.

In westlichen Ländern haben Kreditkarteninhaber keine Risiken, denn Versicherungen decken einen eventuellen Verlust. Yang Ke von der China Banking Association erklärt, warum dies chinesische Banken so nicht anbieten können:

„Es ist nicht angemessen, Kunden zu bitten, selbst eine solche Versicherung abzuschließen. Und wenn die Bank die Versicherung abschließt, sind die Kosten zu beachten. Die Kommission der Kreditkarten von chinesischen Banken sind die niedrigsten weltweit."

Experten zufolge sind die Einnahmen von chinesischen Banken durch Kreditkarten deutlich geringer als von westlichen Banken, hauptsächlich wegen der niedrigen Kartengebühren und Zinssätzen. Erschwerend kommt hinzu, dass die heimischen Banken besorgt über Kreditkartenbetrug sind. So kommt es beispielsweise immer wieder vor, dass Kunden behaupten, ihre Karte sei gestohlen und unerlaubterweise ein Betrag abgehoben worden:

„Tatsächlich geben manche das Geld selbst aus, geben dies aber nicht zu. Wir müssen daher alle Abrechnungen und Belege finden und die Unterschriften analysieren. Manchmal kommt dann heraus, dass eine Person das ganze Geld selbst ausgegeben hat."

Aktuell muss man in China, wenn man Kreditkartenbetrug begeht, nur das ausgegebene Geld zurückzahlen. In etwas weiter entwickelten westlichen Bankensystemen werden Kreditkartenbetrüger strafrechtlich dafür belangt, was natürlich auch ernste Auswirkungen auf ihr Berufs- und Privatleben hat.

Experten schlagen nun vor, entsprechende Regelungen einzuführen, um künftig Unstimmigkeiten zu vermeiden. Es liegt in der Verantwortung des Kunden, Bankkarten sicher aufzubewahren, aber es ist die Aufgabe der Banken, verdächtige Transaktionen zu kontrollieren.