Wir über uns Kontakt Jobs Fragen? Archiv
Nicht nur zum Baden – Meerwasser aus Tianjin
  2012-02-28 10:07:26  cri

Das rasante Wirtschaftswachstum, die übermäßige Exploration von Grundwasser und die zunehmende Verschmutzung haben Chinas ohnehin schon prekäre Wassersituation weiter verschärft. Die Entsalzung von Meerwasser ist eine viel versprechende Alternative. Allerdings ist sie derzeit noch mit einer Vielzahl von Problemen behaftet.

Die meisten von Chinas wirtschaftlichen Ballungszentren liegen entlang der Ost- und Südküste. Obwohl diese Küstenregionen nur einen Viertel von Chinas Landmasse ausmachen, sind sie für nicht weniger als 70 Prozent von Chinas Bruttoinlandsprodukt verantwortlich. Die zunehmende Wasserknappheit stellt nicht nur eine Bedrohung für die industrielle Produktion in diesen Regionen dar, sondern auch für die Menschen, die dort leben. Entsprechend groß sind die Hoffnungen, die in die Entsalzung von Meerwasser gesetzt werden.

Es gibt derzeit zwei Verfahren, um aus Meerwasser Trinkwasser zu gewinnen: das erste Verfahren wird mehrstufige Entspannungsverdampfung genannt. Hierbei handelt es sich um ein thermisches Verfahren, bei dem das Meerwasser künstlich erwärmt und der Wasserdampf anschließend aufgefangen wird. Beim zweiten Verfahren, der Membrandestillation, wird das Meerwasser durch eine feine Membran gefiltert.

Tianjin ist eine wichtige Hafenstadt im Norden Chinas. In der Metropole eine halbe Zugstunde von Beijing entfernt ist in den letzten Jahren eine eigentliche Industrie für die Entsalzung von Meerwasser entstanden. Die in und um Tianjin gelegenen Entsalzungsanlagen können pro Tag insgesamt über 225.000 Tonnen Meerwasser bearbeiten. Einige benutzen hierzu die Membrandestillation, andere ein spezielles Verdampfungsverfahren. Das Wasser wird in erster Linie von der herstellenden Industrie beansprucht.

Zhang Kai ist der stellvertretende Leiter des Tianjiner Instituts zur Erforschung von Umwelt und Wasser. Laut Zhang ist entsalztes Meerwasser trinkbar. Allerdings ist es von schlechterer Qualität als herkömmliches Leitungswasser:

„Weil während dem Entsalzungsprozess viele der Ionen entfernt werden, stimmt die Ionen-Balance nicht mehr. Daher kann es beim Transport des entsalzten Wassers zur Beschädigung der Leitungen kommen. Wenn das entsalzte Wasser aus der Leitung herauskommt, ist es ganz gelb, weil es viel Rost enthält. Die Wasserqualität von entsalztem Wasser ist anders als die von Leitungswasser."

Beijing ist eine von Chinas Großstädten, die unter einem ernsthaften Wassermangel leidet. Von der chinesischen Hauptstadt zu den Entsalzungsanlagen in Tianjin sind es zwar nur einhundert Kilometer. Der Transport von entsalztem Wasser von Tianjin nach Beijing wäre jedoch nicht kosteneffizient. Ein weiteres Problem ist die höhere Lage von Beijing. Das Wasser müsste also von Tianjin in die chinesische Hauptstadt hinaufgepumpt werden.

In Tianjin selbst rechnet sich die Einführung von entsalztem Wasser in großem Stil derzeit auch nur bedingt, wie Zhang Kai weiß:

„Der Preis für Oberflächenwasser in Tianjin liegt derzeit beispielsweise bei etwas über einem Yuan pro Tonne. Entsalztes Meerwasser aber kostet drei bis fünf Yuan die Tonne – der Wertverlust der Ausrüstung nicht miteinberechnet. Wenn man den Wertverlust auch noch miteinberechnen würde, dann würde eine Tonne entsalztes Meerwasser vier bis acht Yuan kosten."

Doch nicht nur der verhältnismäßig hohe Preis von entsalztem Meerwasser ist ein Problem. Ein weiterer Nachteil ist das stark salzhaltige Abwasser, das bei der Entsalzung von Meerwasser entsteht:

„Die Entsalzung von Meerwasser hat auch einen gewissen Einfluss auf die Umgebung in der Nachbarschaft. Das Abwasser von Entsalzungsanlagen hat einen hohen Salzgehalt. Es wirkt sich auf das Ökosystem aus. Im Gegensatz zu Singapur und Australien ist die Gegend in der Bohai-Bucht ein Binnenmeer. Die Strömung ist nicht stark genug, um das stark salzhaltige Wasser wieder zurück in den Pazifik zu bringen."

Noch eignet sich das Meerwasser am besten zum Baden. Trotz seiner offensichtlichen Nachteile wird entsalztes Meerwasser in Zukunft aber zweifellos zur Behebung des Wassermangels in China beitragen. Die Stadt Tianjin hat bereits Pläne, um seine reichlich vorhandenen Meerwasserressourcen besser zu nutzen. Bis spätestens 2015 soll die Kapazität der städtischen Entsalzungsanlagen von heute 225.000 Tonnen Meerwasser pro Tag auf 460.000 Tonnen pro Tag erhöht werden.

Forum Meinungen
• mengyingbo schrieb "Leben in Changshu"
seit etwas über einer Woche ist nun Changshu 常熟 in der Provinz Jiangsu 江苏 meine neue Heimat - zumindest erstmal für rund 2 Jahre.Changshu (übersetzt etwa: Stadt der langen Ernte) liegt ungefähr 100 km westlich von Shanghai und hat rund 2 Millionen Einwohner, ist also nur eine mittelgroße Stadt.Es gibt hier einen ca. 200m hohen Berg, den Yushan 虞山 und einen See, den Shanghu 尚湖...
• Ralf63 schrieb "Korea"
Eine schöne Analyse ist das, die Volker20 uns hier vorgestellt hat. Irgendwie habe ich nicht genügend Kenntnisse der Details, um da noch mehr zum Thema beitragen zu können. Hier aber noch einige Punkte, welche mir wichtig erscheinen:Ein riesiges Problem ist die Stationierung von Soldaten der USA-Armee in Südkorea...
Meistgelesene Artikel
• Keine Lebenszeichen vom gesunkenen indischen U-Boot
• Snowdens Vater erhält Visum für Russland
• Getötete Chinesen: Afghanistan bekundet Beileid
• Vermittlungsversuche in Ägypten gescheitert
• Gipfel abgesagt: Russland enttäuscht von USA
Fotos
Luxusausstellung 2013 in Beijing eröffnet
Fotoausstellung „Chinesischer Traum - Schönes China" in Brüssel
Wiederaufbau neuer Wohnhäuser nach Erdbeben in Min
Lujiagou: Ein neues Wohngebiet mit günstigen Lebens- und Verkehrsbedingungen
© China Radio International.CRI. All Rights Reserved.
16A Shijingshan Road, Beijing, China