Die Luft in Beijing ist schlecht. Und sie wird nicht besser. Vor dem Frühlingsfest erreichte der Smog zum wiederholten Male ein besonders gefährliches Niveau. Sogar der Flughafen musste wegen dem dichten Rauchnebel kurz schließen. Die Menschen sind besorgt und fragen sich, was die chinesische Regierung macht, um die Luftqualität zu verbessern. Und ab wann werden wir die Ergebnisse zu spüren bekommen?
Die chinesische Regierung hat neue Bestimmungen erlassen, in der Hoffnung, die Luftverschmutzung in China in den Griff zu kriegen. In den Standards für Luftqualität, die das Ministerium für Umweltschutz vor kurzem herausgegeben hat, sind zum ersten Mal auch Messwerte für PM 2,5 enthalten. Das sind Schmutzpartikelchen, die im Durchmesser kleiner als 2,5 Mikrometer sind. Mit anderen Worten: Feinstaub.
Der erneuerte Standard 2 fordert, dass der durchschnittliche Anteil solcher Staubteilchen in der Luft jährlich weniger als 35 pro eine Million beträgt. An einem Tag sollte der Wert 75 nicht überschreiten. Nicht einmal ein Drittel der chinesischen Städte erfüllt zurzeit diese Vorgaben.
Der Umweltexperte Wu Yue hält den PM 2,5 Wert bei der Messung von Luftqualität für unerlässlich.
„Es ist Feinstaub oder PM 2,5, die den Smog hier verursachen. Die Verschmutzung entsteht vor allem durch Autoabgase und Verbrennen von Kohle. Um das Problem zu lösen, müssen wir die Standards für Autoabgase und die Qualität der Brennstoffe erhöhen."
Die Hauptstadt Beijing scheint die Luftqualität endlich ernst zu nehmen. Die Stadtregierung verspricht zwei Milliarden Yuan bereitzustellen, um die Luft in der Hauptstadt sauberer zu machen und den Energieverbrauch und damit auch schädliche Emissionen zu senken.
Beijing hat sich das Ziel gesetzt, 150.000 alte Autos und alte Kohleöfen durch Alternativen zu ersetzen, die umweltfreundlicher sind. Subventionen für Autobesitzer, die ihre über sechs Jahre alten Autos verschrotten oder durch neuere Autos mit einem kleineren Hubraum ersetzen, können mehrere 10.000 Yuan erreichen.
Shao Min ist der Leiter der Instituts für Umweltwissenschaft an der Peking Universität. Er sagt, dass vor allem die Zahl der Autos auf den Straßen der Hauptstadt gesenkt werden sollte.
„Als erstes sollte man strenge Maßnahmen zur Verkehrsreduzierung ergreifen und den öffentlichen Nahverkehr entwickeln. Wir können die Autoabgase nur dann wirklich senken, wenn wir weniger Autos auf den Straßen haben."
Die neuen Umweltvorschriften wurden für 333 chinesische Städte eingeführt. Das sind dreimal so viel wie zuvor. 113 Städte müssen vor 2013 die Überwachung der Feinstaubwerte einführen, der Rest hat Zeit bis 2016. Beijing und Shanghai haben mit der Kontrolle der Werte bereits begonnen.
Doch trotz der Bemühungen ist der Umweltexperte Wu Yue skeptisch. Er glaubt, dass es noch lange dauern wird, bis wir wieder saubere Luft atmen können.
„In Europa und Nordamerika hat es 50 Jahre gedauert, bis man positive Ergebnisse gesehen hat. Wir werden mindestens 20 bis 30 Jahre brauchen. Ich hoffe, dass wir in Beijing in drei bis fünf Jahren den nationalen Standart 2 erfüllen können."
Bis es soweit ist, müssen die Beijinger weiter in der trüben Suppe leben. Das chinesische Zentrum für Krankheitskontrolle rät an Tagen mit besonders schlimmen Smog zu Hause zu bleiben. Bei geschlossenen Fenstern ist die Konzentration der Schadstoffe drinnen 60 Prozent geringer als draußen. Und wenn man dennoch vor die Tür gehen muss, dann sollte man eine Maske vom Typ N95 aufzusetzen, die man in Apotheken kaufen kann.