Viele Video-Webseiten produzieren inzwischen ihre eigenen Fernsehserien, um dem teuren Preiskampf um die Senderechte für Fernsehdramen zu entgehen. Haben diese Dramen das Zeug zum Quotenknüller, und werden die Werbekunden sie als Plattform akzeptieren?
Im Jahr 2011 produzierten viele bekannte chinesische Video-Webseiten ihre eigenen Fernsehserien. Den Anfang machte „Tudou.com" mit „Huan Ying Ai Qing Guang Lin" – „Möge die Liebe kommen". „Sohu.com" antwortete mit „Qian Duo Duo Jia Ren Ji" – „Die Heirat von Frau Qian Duoduo", und „Youku.com" mit „Cai Hong Tian Xin" – „Regenbogen-Liebling". Mit dem neuen Jahr hat die zweite Runde im Kampf zwischen diesen drei Webportalen um mehr User und damit höhere Werbeeinnahmen begonnen.
Nach Meinung der Öffentlichkeit hat die Zunahme von TV-Eigenfabrikaten mit dem unerbittlichen Preiskampf der Webportale um die Senderechte für Fernsehdramen zu tun. Zhang Fan von der E-Guan International Consultant Company widerspricht dieser Ansicht:
„Die Copyright-Kosten sind nicht hoch in China. Im Ausland betragen die Preise für das Copyright etwa 70 Prozent der Produktionskosten. In China nehmen derzeit nur die Preise für beliebte Shows rasant zu. Die Preise für zweit- und drittklassige Dramen sind noch immer tief. Ich gehe jedoch davon aus, dass die Preise in China in Zukunft noch steigen werden."
„Tudou.com" war die erste chinesische Video-Webseite, die mit der Produktion von eigenen Fernsehserien begann. Du Xianchao, der Vizepräsident von „Tudou.com", will auch im Jahr des Drachen neue Trends setzen:
„Alle chinesischen Video-Webseiten werden im neuen Jahr mehr TV-Eigenfabrikate produzieren, und um Inhalte bemüht sein, die einzigartig und von besserer Qualität sind. Ich erwarte die Entstehung einer industriellen Produktionskette, und zwar vom Drehbuchschreiben bis hin zum Copyright-Management. Wir werden mit weiterentwickelter Technologie anstatt mit tiefen Preisen in diesen Konkurrenzkampf gehen."
„Tudou.com" will aber nicht nur neue Sendeformate anbieten, sondern auch interne Änderungen vornehmen. Wie genau diese strukturellen Anpassungen aussehen sollen, erklärt uns Du Xianchao gleich selbst:
„Zuerst einmal werden wir mehr talentierte Angestellte einstellen. Dann werden wir mit Firmen zusammenarbeiten, die führend sind in der Produktion von Fernsehserien, weil wir unsere Ressourcen umstrukturieren müssen. Und drittens werden wir mehr Wert auf unsere eigene Kreativität legen. Im neuen Jahr werden wir viele neue Programme wie Varietevorstellungen anbieten."
Nach Ansicht von Zhang Fan von der E-Guan International Consultant Company hat das Geschäft mit Video-Webseiten gerade erst begonnen. Für die Zukunft ist er optimistisch:
„Die finanzielle Grundlage für diese Branche bilden Werbeeinnahmen. Im Jahr 2012 werden die Investitionen in diese Branche zunehmen und die Branche wird über Vertriebspartner verfügen oder mit Fernsehstationen zusammenarbeiten."
Die letzten Jahre waren nicht leicht für die Videoindustrie. Wie wird die Industrie auf die zunehmende Popularität von Video-Webseiten reagieren? Für Du Xianchao kann nur der Markt diese Frage beantworten:
„Das hängt hauptsächlich von der Aufnahmefähigkeit des Marktes ab. Und wir müssen die traditionellen Inhalte in Inhalte umwandeln, die sich für die Ausstrahlung online eignen. Wir nennen diese Strategie „Value-Cross-Promotion". Ein Beispiel: Wir machen einen Mini-Film und stellen ihn auf unsere Webseite. Wenn dieser Film bei vielen Usern auf Interesse stößt, und wir überzeugt sind, dass dieser Film Geld in die Kinokassen spülen kann, dann machen wir aus ihm einen Film in voller Länge."
Da darf man ja bereits jetzt gespannt auf die Kinosaison 2012 sein!
Übersetzt: Simon Gisler
Gesprochen: Chen Yan