Beijings starke Blutknappheit hat lokale Gesundheitsbehörden angetrieben, Wege zu finden, die limitierten Quellen wissenschaftlich und vernünftig zu nutzen. Autogene Bluttransfusionen, also die Transfusion von Eigenblut, sollen die benötigte Blutmenge während einer Operation verringern. Medizinische Experten fordern von Krankenkassen nun die Kostenübernahme.
Der Student Huo Jintu wurde gerade am Peking Union Universitäts-Krankenhaus operiert. Aufgrund fehlender Blutreserven in Beijing hat ihm sein Arzt geraten, im Vorfeld der OP selbst Blut abzugeben, um dieses dann während des Eingriffs zu nutzen. Bei einer autogenen Bluttransfusion wird das vom Empfänger abgenommene Blut medizinisch aufbereitet und wieder in den Körper des Patienten transfundiert. Weng Xisheng, Huos Arzt, erklärt:
„Wir haben während der Operation 1.500 Milliliter Blut entnommen. Nach der Aufbereitung wurden 1.021 Milliliter wieder in den Körper des Patienten transfundiert. So hat er fast das ganze Blut wieder zurückbekommen. Er brauchte für den Eingriff keine Transfusionen von anderen Spendern."
Huo Jintu sagt, die autogene Transfusion habe ihm viele Schwierigkeiten erspart:
„Ohne dieses System hätte ich meine Familie und Verwandte um Blut für mich bitten müssen oder beim lokalen Blutzentrum Spenderblut bestellen müssen. Wir wissen aber alle über die knappen Blutreserven Bescheid. Es wäre also schwierig geworden."
Huang Yuguang von der Chinesischen Medizinischen Ärztevereinigung meint, Patienten, die ihr eigenes Blut nutzten, würden nicht nur die knappen Reserven entlasten. Auch mögliche Komplikationen von herkömmlichen Transfusionen würden dadurch verringert.
„Allogene Bluttransfusionen schwächen das Immunsystem des Patienten und erhöhen die Möglichkeit von Infektionen oder dem erneuten Auftreten von Tumoren. Fremdes Blut ist wie eine kleine Organtransplantation. Bei Bluttransfusionen ist es immer besser, das zu nutzen, was von dir selber kommt."
Patienten würden sich nach autogenen Transfusionen auch schneller erholen, berichten Experten noch. Aus dem Peking Union Uni-Krankenhaus heißt es, dass um die 30 Prozent aller Patienten in der Orthopädie heute Eigenbluttransfusionen bekämen.
In vielen Krankenhäusern auf der Welt gehören autogene Transfusionen zum Alltag. In den USA wird in beispielsweise 80 Prozent aller Operationen das eigene Blut des Patienten transfundiert. In Japan sind es sogar 90, während die Zahl in China verschwindend gering bei unter einem Prozent liegt.
Warum setzen so viele chinesische Krankenhäuser immer noch auf Spenderblut? Manche sagen, sie könnten sich die technische Ausrüstung für autogene Bluttransfusionen, die bei etwa 300 bis 400.000 Yuan zu veranschlagen ist, schlichtweg nicht leisten. Darüber hinaus muss die Prozedur noch in die Basiskrankenversicherung aufgenommen werden. Für viele Patienten sind die 1.000 Yuan, die berechnet würden, sonst einfach zu teuer.
Laut Experte Huang Yuguang können Beijinger und Shanghaier schon ohne weiteres auf diese Möglichkeit zurückgreifen. Dort werden Eigenbluttransfusionen angeblich schon von den Kassen übernommen.
Übersetzt: Marie Bollrich
Gesprochen: Lü Xiqian