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Auf 81 fremden Sofas
  2012-01-06 15:44:19  cri
 

Wisst ihr, wie man am billigsten um die Welt kommt und die meisten neuen Leute kennen lernt? Wenn nicht, dann kann ich euch ein Buch empfehlen. Schon der Titel macht einen gespannt. Es heißt: „Das verschwundene Jahr oder wie ich auf 81 fremden Sofas geschlafen habe". In diesem Buch schreibt eine 24 Jahre alte Frau aus Taiwan über ihre Reiseerlebnisse in Europa. Das besondere daran ist, dass sie ausschließlich bei Leuten übernachtet hat, die sie über Gastgeber-Netzwerke im Internet getroffen hat.

Allen, die gerne reisen und dabei neue Leute treffen wollen, möchten wir heute ein Buch vorstellen. Es ist ein Buch für die, die das Leben als ein Abenteuer begreifen und nicht lange zu Hause sitzen können. Denn die Autorin ist genauso wie sie. Sie hat irgendwann beschlossen, alles hinter sich zu lassen und ganze 14 Monate auf Reisen in Europa zu verbringen. Sie wollte feststellen, wer sie ist und welchen Weg sie einschlagen möchte.

Lien Mei'en arbeitet heute als eine professionelle Fotografin in London.

„Um ehrlich zu sein, habe ich bereits ein Jahr zuvor daran gedacht, nach Europa zu gehen. Es ist so etwas, wo man eine Weile nachdenkt und sich dann entscheidet. Aber ich habe es nicht wirklich gut geplant. Wie ich schon im Buch geschrieben habe, habe ich das Ticket gebucht und mich dann vorbereitet. Ich habe bis zu dem Tag vor dem Abflug noch gearbeitet. Ich hatte ziemliche Angst aber es war eine gute Entscheidung."

Vor zwei Jahren war Lien eine von vielen Hochschulabsolventen. Sie war jung und ehrgeizig, wusste aber nicht genau, was sie machen und welchen Weg sie einschlagen möchte.

Sie hat zunächst angefangen Restaurant-Management zu studieren, aber schon nach einem halben Jahr zum Film gewechselt. Und als das Jahr zu Ende ging, beschloss sie, auf Fotografie umzusatteln und verschickte Bewerbungen an verschiedene Schulen in London. Doch kaum war alles geregelt, hat sie alles aufgegeben und ist nach Europa aufgebrochen.

„Ich bin sehr sensibel und launisch, und das ist schlecht. Aber ich bin auch eine sehr ruhige Person. Ich drücke mich mehr in meiner Fotografie und im Schreiben aus, aber nicht im wirklichen Leben. Ich meine, ich treffe Entscheidungen, die recht wild sind."

Eine dieser Entscheidungen war der Entschluss, zu einer Europa-Reise mit nur sieben Kilo Gepäck aufzubrechen. Sie sagt, dass es aufregend war, aber auch anstrengend.

„Ich habe mich am Anfang sehr verloren gefühlt, weil die meisten meiner Freunde dabei waren, einen Master zu machen. Sie hatten den üblichen Lebensweg eingeschlagen. Und ich habe mich in Europa vergnügt und das ganze Geld ausgegeben, das ich gespart habe. Es war ziemlich beängstigend und traurig. Ich war auf mich allein gestellt und keiner hat sich um mich gekümmert. Aber später hat mir ein Freund gesagt, dass alles im Leben so schwierig ist. Egal ob man studiert, arbeitet, reist oder Karriere macht, in den ersten Monaten würde man immer leiden. Und so was wie eine Flucht gibt es nicht. Meine Reise war in den ersten Monaten ziemlich schwer, ich habe mich verloren gefühlt. Aber danach habe ich es richtig genossen."

Der Buchtitel „Das verschwundene Jahr oder wie ich auf 81 fremden Sofas geschlafen habe" springt einem förmlich ins Gesicht. Die Menschen wollen sofort wissen, warum eine junge Frau freiwillig bei fremden Leuten übernachtet. Sie fragen sich, ob das normal ist. Die Antwort heißt natürlich „Couchsurfing". Auf der Webseite eines Gastgeber-Netzwerks erklären sich Menschen bereit, für ein paar Tage Reisende kostenlos bei sich aufzunehmen. Doch es geht nicht nur darum, Geld zu sparen. Diese Art von Reisen erlaubt einem einen unverfälschten Einblick in das Leben der Menschen vor Ort.

„Es geht wirklich darum, den Ort, die Menschen, die Kultur, all diese interessanten Dinge zu kennen zu lernen. Wenn man in einem Hotel wohnt, dann sieht man nicht, wie die Stadt wirklich lebt. Aber wenn du bei jemandem zu Hause wohnst, dann sieht man wirklich, wie die Menschen in Frankreich, in Italien oder Holland leben. Es ist wirklich anders als bei dir zu Hause. In manchen Ländern haben die Menschen viele Blumen zu Hause oder sie essen unterschiedlichen Käse am Tisch. Das alles würde man gar nicht mitkriegen, wenn man im Hotel geblieben wäre."

Eine andere Besonderheit des Buches sind die kunstvollen Fotos. Sie ergänzen die Erzählung und helfen dem Leser, die Gefühle der Autorin besser zu verstehen.

Doch für Lien stehen nicht die verschieden Erlebnisse im Vordergrund, die sie während der Reise gemacht hat. Sie will vielmehr dem Leser mitteilen, wie die Reise ihr Inneres verändert hat.

„Das wichtigste während dieser Reise war, das ich so weit weg von den Orten war, an denen ich aufwuchs. Ich hatte die Gelegenheit, so viele verschiedene Menschen, Ideen und Lebensentwürfe zu sehen. Und weil ich immer alleine war, konnte ich mich wirklich in sie hineinversetzen. Ich habe quasi mein eigenes Ich aufgegeben und versucht so zu leben und so zu denken wie meine Gastgeber. Und ich habe realisiert, wie groß die Welt ist. Nicht wegen der Fläche und den über 20 Stunden Flug. Sondern weil sie so verschieden ist."

Doch es bleibt die Frage nach dem ersten Teil des Buchtitels von Lien. „Das verschwundene Jahr" klingt nach Verlust und Enttäuschung. Doch damit ist etwas anderes gemeint. Lien erklärt.

„Wenn man die Möglichkeit hat, dann empfehle ich jedem, für ein Jahr alleine zu reisen. Man muss nicht nach Europa gehen wie ich. Wenn man möchte, kann man auch nach Afrika reisen. Man muss nur sehr weit von zu Hause weggehen und alleine reisen. Habe keine Angst vor dem Alleinsein. Einsamkeit gibt uns die Möglichkeit, sich selbst zu verstehen. Ich glaube, das Schlimmste, was einem passieren kann, ist es nicht, kein Erfolg zu haben, sondern nicht einmal zu wissen, wer man ist und was man möchte."

Auf diese Weise „verschwindet" das Jahr nicht einfach, sondern macht den Reisenden umso reicher.

Forum Meinungen
• mengyingbo schrieb "Leben in Changshu"
seit etwas über einer Woche ist nun Changshu 常熟 in der Provinz Jiangsu 江苏 meine neue Heimat - zumindest erstmal für rund 2 Jahre.Changshu (übersetzt etwa: Stadt der langen Ernte) liegt ungefähr 100 km westlich von Shanghai und hat rund 2 Millionen Einwohner, ist also nur eine mittelgroße Stadt.Es gibt hier einen ca. 200m hohen Berg, den Yushan 虞山 und einen See, den Shanghu 尚湖...
• Ralf63 schrieb "Korea"
Eine schöne Analyse ist das, die Volker20 uns hier vorgestellt hat. Irgendwie habe ich nicht genügend Kenntnisse der Details, um da noch mehr zum Thema beitragen zu können. Hier aber noch einige Punkte, welche mir wichtig erscheinen:Ein riesiges Problem ist die Stationierung von Soldaten der USA-Armee in Südkorea...
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