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Historische Spuren im Völkerkundemuseum Guanzhong
  2011-12-28 10:55:49  cri

       

Betritt man das Museum, so erwartet einen bereits eine ganz spezielle Kulturatmosphäre: Tausende zirka zwei Meter hohe Steinpfähle ragen empor, und Wang Yongchao erklärt, was es damit auf sich hat:

„Es gibt insgesamt über 8.600 Steinpfähle. Jeder von ihnen sieht anders aus. Manche ähneln Menschen, manche stellen verschiedene Tiere dar, etwa Affen. Sie gehen auch auf unterschiedliche Zeiten zurück, unter anderem die Republik China (1912-1949), die Ming- und Qing-Dynastie oder die Tang-, Song- und Yuan-Dynastie."

In der alten Zeit hat Guanzhong aufgrund der zentralen geographischen Lage in Shaanxi allmählich verschiedene kulturelle Elemente vieler Nationalitäten in sich vereinigt. Die Steinpfähle in dem Museum symbolisieren die Lebensgeschichten der nationalen Minderheiten wie etwa der Qiang, Xianbei und Xiongnu in Guanzhong. Liu Pengfei, Leiter der Aufklärungsabteilung des Museums, erläutert einen solchen Pfahl genauer:

„Der Mann mit großem Bart und schönen Augen trägt einen Pilzhut und sitzt auf dem Rücken eines Löwen. Es gehört zu einem typischen Pfahl der nationalen Minderheiten, an den sie ihre Pferde banden. Dieser Steinpfahl geht auf die Tang-Dynastie zurück und hat deshalb eine ziemlich lange Geschichte."

Daneben haben alle anderen Steinpfähle unterschiedliche Bedeutungen. Ein münzförmiger Pfahl aus der Qing-Dynastie diente früher vor Geschäften dazu, mehr Kunden anzulocken, quasi als Werbeanzeige. Hehe′erxian, ein Steinpfahl aus der Ming-Dynastie, symbolisiert die Integrierung von Buddhismus und Taoismus sowie soziale Harmonie. Aufgrund der schier unbegrenzten Kreativität werden diese Steinpfähle von Experten als „lebendige Fossilien" der Steingravur bezeichnet.

Geht man an den Steinpfählen vorbei, durch ein Stadttor hindurch, so steht man auf einer mit Steinplatten gepflasterten Straße. An beiden Seiten sind mehrere Wohnhäuser verteilt. Die Wissenschaftsrätin Zhang Jinqiu:

„Die Shaanxier Wohngebäude sind von alters her Siheyuan, also Wohnhäuser mit Innenhof; dieser ist an allen vier Himmelsrichtungen von Häusern umgeben. Der mittlere kleine Hof ist nicht so groß, seine zwei Seitenflügel im Westen und Osten liegen nicht weit voneinander. Deshalb gibt es immer etwas Schatten, auch wenn die Sonne stark scheint. In dem Haus herrscht auch immer etwas frische Zugluft. Dank dieses Aufbaus konnte extreme Witterung im Sommer oder Winter vermieden worden."

Cuijia Huaiyuan war früher das Wohnhaus von Cui Geta und geht auf die Kaiserzeit Qianlong der Qing-Dynastie zurück. Cuijia Huaiyuan besteht aus drei Höfen. Nimmt man den Haupteingang, so betritt man den ersten quadratförmigen Hof. Im zweiten Hof liegen im Osten und Westen jeweils Seitenflügel für die Kinder der Familie. Da die beiden Flügel ganz nah beieinanderliegen, ist zwischen ihnen nur noch wenig Fläche übrig. Dieser Platz ist von hohen Wänden umgeben, und wird daher auch als „Tianjing" - „Himmelsbrunnen" - bezeichnet.

Die Bauwerke im zweiten Hof reflektieren ganz und gar eine typische Besonderheit Shaanxis: die Häuser sind nämlich nur „halbseitig" gebaut. Genauer gesagt: normale Häuser haben Dächer, die sich in zwei Richtungen vom oberen Dachbalken nach unten erstrecken. Die Dächer der Flügel in Shaanxi hingegen sind nur halbseitig und erstrecken sich vom oberen Dachbalken nur in einer Richtung nach unten. Bei Regenwetter fließt das Wasser dann die Dächer entlang hinunter in den „Himmelsbrunnen", wo es aufgefangen und zum normalen Verbrauch verwendet wird.

Neben diesem speziellen Baustil sind die Bauten in Guanzhong seit alters her berühmt für ihre Ziegel-, Holz- und Steinschnitzereien, dank der reichen Lehmressourcen in der Gegend. Diese Schnitzereien verkörperten oft gute Wünsche oder haben die unterschiedlichsten Bedeutungen. Eine Inschrift heißt zum Beispiel „Fisch und Lotus". Damit wird gehofft, jedes Jahr genügend Geld und Getreide zu haben.

Im Völkerkundemuseum Guanzhong gibt es auch ein Theater, die Truppe dort besteht sogar seit der Yuan-Dynastie. Heute werden dort jeden Tag Dramen aufgeführt. 2010 ist das Ensemble sogar auf der Shanghaier Expo aufgetreten. Das Stück, das wir eben gehört haben, entstammt aus der Laoqiang-Oper. Als eine der ältesten Opernarten Chinas ist die Laoqiang-Oper geprägt von einem freien und kräftigen Gesangsstil. Sie klingt daher auch immer etwas spannend.

In dem Museum hört man aber bei weitem nicht nur Laoqiang-Oper. Eine große Anzahl von Volkskünstlern versammelt sich dort und führt für die Besucher mehr als 20 lokale Dramen aus Shaanxi auf, und auch interessantes Schattenspiel.

Was noch zu erwähnen ist: im Guanzhonger Völkerkundemuseum wurden mehr als 33.600 Utensilien, Kalligraphien und Gemälde aus verschiedenen historischen Perioden gesammelt. Nahezu 1.000 alte Wohnhäuser der Ming- und Qing-Dynastie in der Region stehen zudem unter Schutz. Zusammen mit den traditionellen Festen und lokalen Leckereien trifft man hier also auf ein wahrhaft historisches China.

Übersetzt und gesprochen von Liu Yuanyuan

Forum Meinungen
• mengyingbo schrieb "Leben in Changshu"
seit etwas über einer Woche ist nun Changshu 常熟 in der Provinz Jiangsu 江苏 meine neue Heimat - zumindest erstmal für rund 2 Jahre.Changshu (übersetzt etwa: Stadt der langen Ernte) liegt ungefähr 100 km westlich von Shanghai und hat rund 2 Millionen Einwohner, ist also nur eine mittelgroße Stadt.Es gibt hier einen ca. 200m hohen Berg, den Yushan 虞山 und einen See, den Shanghu 尚湖...
• Ralf63 schrieb "Korea"
Eine schöne Analyse ist das, die Volker20 uns hier vorgestellt hat. Irgendwie habe ich nicht genügend Kenntnisse der Details, um da noch mehr zum Thema beitragen zu können. Hier aber noch einige Punkte, welche mir wichtig erscheinen:Ein riesiges Problem ist die Stationierung von Soldaten der USA-Armee in Südkorea...
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