Die nationale Beamtenaufnahmeprüfung 2012 hat Ende November stattgefunden. Etwa 970.000 Bewerber nahmen an der schriftlichen Prüfung teil. Obwohl es nicht mehr ganz so viele waren wie noch im Jahr zuvor, ist die Konkurrenz um die offenen Beamtenstellen nach wie vor riesig.
In diesem Jahr haben die Zentralregierung und die ihr angeschlossenen Ämter 15.000 offene Stellen ausgeschrieben. Das sind 2.000 mehr als noch im Vorjahr. Trotzdem ist der Konkurrenzkampf enorm. So haben sich bis zur Anmelde-Deadline Ende Oktober nicht weniger als 4.700 Personen auf eine einzige Stelle im Staatlichen Energieamt beworben.
Doch warum bewerben sich heutzutage eigentlich so viele junge Leute für eine Stelle beim Staat? Einer, der sich mit dieser Problematik bestens auskennt, ist Professor Wang Yukai von der China National School of Administration:
„Beamtenstellen gehören heute zu den begehrtesten Stellen überhaupt. Die Stelle als Beamter gilt in der Öffentlichkeit als ehrbar und sicher. Eine Stelle im öffentlichen Dienst verleiht einer Person zudem ein gewisses Ansehen. Man muss auch bedenken, dass sich die Jobsituation in China in den letzten Jahren verschlechtert hat. Die Hälfte der Universitätsabgänger findet jedes Jahr keine geeignete Stelle."
Neu bei der diesjährigen Anmeldung zur nationalen Beamtenaufnahmeprüfung ist die hohe Anzahl von Hochschulabgängern, die bereits Erfahrung als Dorfvorsteher gesammelt haben. Über 6.000 Dorfvorsteher mit Hochschulabschluss haben sich für die 108 ausgeschriebenen Stellen bei der Zentralregierung beworben.
Ein neues Kriterium für die Zulassung zur nationalen Beamtenaufnahmeprüfung im nächsten Jahr ist ausgewiesene Erfahrung in der Basisarbeit – insbesondere für Leute, die eine Stelle in der Zentralregierung oder auf Provinzebene ins Auge fassen. Mit dieser Maßnahme soll nicht nur die Mitgestaltung am politischen Entscheidungsprozess gefördert werden, sondern für junge Hochschulabgänger gleichzeitig auch Anreize geschaffen werden, sich vermehrt an der Basisarbeit in den Gemeinden zu beteiligen.
Mit einigen wenigen Ausnahmen werden bei der nächsten Beamtenaufnahmeprüfung sowohl auf Staats- als auch auf Provinzebene nur Leute eingestellt, die bis 2012 mindestens zwei Jahre Erfahrung in der Basisarbeit vorweisen können.
78,3 Prozent der im letzten Jahr auf Kreisebene oder darunter eingestellten Beamten kamen offiziellen Angaben zufolge direkt von der Hochschule.
Laut Professor Wang Yukai sind Hochschulabgänger ohne Arbeitserfahrung noch nicht imstande, all ihre Pflichten wahrzunehmen, wenn sie direkt auf der Staats- oder Provinzebene eingesetzt werden. Fehlende Arbeitserfahrung führt seiner Meinung nach zu fehlerhaften Entscheiden bei der Ausarbeitung von politischen Richtlinien.
Das neue Kriterium für die Zulassung zur nationalen Beamtenaufnahmeprüfung schränkt zwar die Jobmöglichkeiten für frische Hochschulabgänger ein. Auf Universitätsabgänger, die einfach nur auf gut Glück an der Prüfung teilnehmen, hat es hingegen kaum Einfluss. Professor Wang Yukai betrachtet das neue Zulassungskriterium grundsätzlich als Fortschritt, weil es seiner Meinung nach die Diversität im Kandidatenpool fördert:
„Die momentanen Anforderungen an die Bewerber werden mehr Arbeiter und Bauern ermutigen, an der nationalen Beamtenaufnahmeprüfung teilzunehmen."
Für die Beamtenaufnahmeprüfung 2012 bewarben sich denn auch bereits 170 Bauern und Arbeiter, die eigentlich gar keine neue Stelle bräuchten. Die meisten von ihnen interessieren sich für Posten in der Zollverwaltung und bei der Steuerbehörde.
Ihnen allen sei an dieser Stelle schon jetzt viel Erfolg bei der Beamtenaufnahmeprüfung gewünscht!