Nach neuesten Erkenntnissen könnte Lachen ebenso wirksam im Kampf gegen Herzerkrankungen sein wie cholesterinsenkende Medikamente. Nun soll erforscht werden, ob herzhaftes Lachen eines Tages zur Prävention von Herzinfarkten eingesetzt werden könnte.
Professor Michael Miller leitet die Präventive Kardiologie an der medizinischen Fakultät der Universität von Maryland. Er und sein Team haben über fünf Jahre hinweg die Auswirkungen des Lachens auf 30 Freiwillige untersucht. Sie sind überzeugt, dass Gelächter eine ernstzunehmende therapeutische Anwendungsmöglichkeit hat.
Die Männer und Frauen der Versuchsgruppe waren zwischen 30 und 70 Jahren alt, bei bester Gesundheit und hatten nie zuvor in ihrem Leben an einer Herz-Kreislauf-Erkrankungen gelitten. An gesonderten Tagen wurden den Versuchspersonen Komödien beziehungsweise Tragödien vorgespielt. Professor Miller ist sich sicher, dass der Effekt des Lachens auch bei Personen mit einer Herz-Kreislauf-Erkrankung messbar wäre.
„Wir haben wissenschaftliche Beweise dafür, dass man Gelächter nicht unterschätzen sollte. Offenbar hat es tatsächlich physiologische Auswirkungen. Allerdings wissen wir bisher noch nicht, ob man mit regelmäßigem Lachen das Risiko von Herzinfarkten senken kann."
Miller erklärt, dass die Probanden die Komödie „Kingpin" zu sehen bekamen, bevor genaue Messungen des Endothels, der inneren Wandschicht der Blutgefäße, vorgenommen wurden.
„Das Endothel ist die innere Schicht der Blutgefäße, das ist es, wonach wir suchen. Diese innere Wandschicht ist sehr wichtig, denn hier werden chemische Substanzen und andere Botenstoffe zwischen dem Blutstrom und verschiedenen Gewebearten ausgetauscht. Außerdem schützt es uns vor Schadstoffen. Wenn man Risikofaktoren für Herzerkrankungen aufweist, dann funktioniert diese Wandschicht nicht richtig. Bei Stress ziehen sich unsere Blutgefäße zusammen, weil entsprechende Botenstoffe produziert werden. Über einen längeren Zeitraum können wiederholte Stressreaktionen dieser Art zu Herzschäden führen."
Nach der Messung wird den Probanden eine Manschette umgelegt, bevor sie den Film „Der Soldat James Ryan" sehen. Im Anschluss werden erneut die Maße des Endothels überprüft. Miller zeigt sich hochzufrieden mit den Ergebnissen.
„Das Ausmaß der Veränderungen, die wir nach einem herzhaften Lachen feststellen, lässt sich mit den Ergebnissen von Gymnastik oder cholesterinsenkenden Herzmedikamenten wie Statinen vergleichen."
Miller ist zuversichtlich, dass er innerhalb der nächsten Jahre beweisen kann, dass ausgiebiges Lachen eine Alternative zu Cholesterinsenkern sein kann. Vor allem für diejenigen Menschen, die unter den Nebenwirkungen von Statinen leiden, könnte dies eine große Hilfe sein. Noch wichtiger ist ihm allerdings, inwiefern Lachen und ein gesunder Lebenswandel zur Prävention von Herzinfarkten beitragen können.
„Der Punkt ist ja, dass wir jetzt wissen, dass Lachen einen positiven Effekt auf unser Herz-Kreislaufsystem hat. Aber wie lässt sich das auf Personen übertragen, die bereits an einer Herzerkrankung leiden? Um es anders auszudrücken: Wenn man eine Gruppe von Menschen regelmäßig lachen lässt, reduziert man damit das Risiko eines Herzinfarktes, oder steigert man es?"
Menschen auf Kommando zum Lachen zu bringen, ist nicht sonderlich einfach, vor allem nicht, wenn sie unter Druck stehen und an Schmerzen leiden. Für Kardiologen erscheint das als ein sehr interessanter Ansatzpunkt. Doch eines lässt sich bereits jetzt absehen: Bis Mediziner eine alternative Methode zur Behandlung mit Medikamenten entwickeln, werden noch einige Jahre vergehen.