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Top oder Flop? Chinesische Mikroblogs wagen Sprung ins Ausland
  2011-11-19 15:39:08  cri

Weibo – dieses Wort dürfte unter Menschen ohne Chinabezug nahezu unbekannt sein. Eigentlich bedeutet es nichts anderes als „Mikroblog". Um die Nachfrage der Nutzer vom chinesischen Festland sowie aus Hongkong und Taiwan zu befriedigen, bildeten sich chinesischsprachige Mikroblogs. Einer der größten Anbieter, Tencent, versucht nun, sich mit einer englischen Version weltweit einen Namen zu machen. Soziale Netzwerke wie Facebook und Myspace sowie der Mikroblog Twitter haben längst Grenzen und Kulturräume überschritten. Aber lässt sich das nur sprachlich begründen? Genügt es, einen englischen Dienst anzubieten, um weltweit expandieren zu können?

In China sind nur einige wenige Chinesisch sprechende Ausländer bei Mikroblogs angemeldet. Zu ihnen zählt etwa Kevin Olusola aus Amerika. Er wohnt zurzeit in Beijing und hat sich ein Nutzerprofil bei Sina eingerichtet.

„Während meines eineinhalbjährigen Aufenthaltes in China habe ich viele Chinesen kennengelernt. Ich habe eine chinesische Kirche besucht, und an der Uni haben mich Bekannte auf den Mikroblog Sina Weibo und das soziale Netzwerk Renren Wang aufmerksam gemacht. Also habe ich mich angemeldet."

Allerdings können chinesischsprachigen Inhalte auf chinesischen Seiten nur wenig zur Verbreitung dieser Foren im Ausland beitragen.

Der Amerikaner Gong Chen aus Virginia wohnte einige Zeit in Changsha in der Provinz Hunan. Ihn hat die englische Version von Tencent nicht überzeugt, er bevorzugt die integrierte Plattform von Sina.

„Als ich zurück in den USA war, habe ich mein Twitter-Profil angeschaut. Twitter ist ja ziemlich stromlinienförmig. Die chinesischen Mikroblogs haben etwas mehr Besonderheiten. Es gab gerade eine Aktualisierung mit einer Chat-Funktion, man kann Videos schauen und Bilder angucken. Das Ganze ähnelt eher einer Kombination aus Twitter und Facebook."

Aber genügt es, eine englische Version zu entwickeln, um im Ausland Erfolge erzielen zu können? Vielleicht bietet ein englischsprachiger Mikroblog aus China vor allem Firmen, Stars und Musikern eine Möglichkeit, sich in China einen Namen zu machen.

Tom, der seinen Nachnamen gerne verschwiegen sehen möchte, schreibt für „Seeing Red in China", einen zweisprachigen Blog, der populären Themen und Trendanalysen gewidmet ist. Er sieht englischsprachige Weibo-Dienste als möglichen Ansatzpunkt für ausländische Firmen, die den chinesischen Markt erobern möchten.

„Ich denke, dass Tencent vor allem ausländische Unternehmen und berühmte Persönlichkeiten anziehen könnte. Aber man wird dort wohl so schnell keine Werbung eines amerikanischen Unternehmens sehen, die sich an US-Bürger richtet. Für Firmen, die auf den chinesischen Markt drängen, könnte Tencent wichtig werden. Eine englische Version macht es erheblich einfacher, sich China auf einer neuen Art anzunähern."

Kevin Olusola kann dem nur zustimmen und betont, dass chinesische Mikroblogs sehr geeignet sind, um in Kontakt mit der chinesischen Internetgemeinschaft zu bleiben. Seitdem er in die USA zurückkehrte, um seine Karriere als Cellist zu verfolgen, nutzt er Sina, um seine Musik bekannt zu machen.

„Es gibt viele Chinesen, die großes Interesse am aktuellen Geschehen in den USA haben. Sie interessieren sich auch dafür, was ich hier mache. Ich trete in einer TV-Show namens „Sing Off" auf, also schreibe ich „Hey Leute, ich habe das bei Sing Off aufgenommen". Meist bekomme ich echt gute Reaktionen. Das ist es, was ich erreichen möchte. Außerdem sind die Weibo-Dienste sehr nützlich für mich. Ich kann die Einträge von Chinesen verfolgen und versuchen, die aktuellen Entwicklungen in China zu begreifen. Was wird in China derzeit diskutiert? Was schreiben die Chinesen auf ihren Mikroblogs? Das versuche ich, in meine eigenen Texte aufzunehmen. Viele Leute merken dann, dass ich mich wirklich für die chinesische Kultur interessiere. Und es hilft mir dabei, mich selbst als Musiker bekannt zu machen."

Für Menschen wie Olusola sind chinesische Mikroblogs nützlich, da sie Einträge auf Chinesisch veröffentlichen können. Für alle anderen ist und bleibt die Sprache natürlich eine Hürde.

Aber vielleicht liegt es nicht allein an der Sprache, wie Gong Chen hervorhebt. Die Frage sei vielmehr: Braucht die Welt überhaupt einen weiteren globalen Anbieter für Mikroblogs? Eine ähnliche Position hierzu vertritt auch Tom, der die große Bedeutung Twitters betont.

„Kann Tencent im Ausland mit Twitter konkurrieren? Ich denke, dass Twitter Tencent für eine lange Zeit keine Beachtung schenken muss. Twitter bietet bereits mehrsprachige Dienste an und ist weltweit aufgestellt. Tencent hingegen ist in der Familie der Mikroblogs ein später Nachzügler."

Für endgültige Einschätzungen, was mit dem englischen Angebot von Tencent passieren wird, ist es noch zu früh. Aber was auch geschieht, es ist damit zu rechnen, dass Sina ebenfalls an ähnlichen Projekten arbeitet. Wird sich die Welt China zuwenden, können die chinesischen Netzwerke Zugang zum Rest der Welt finden? Beide Fragen lassen sich derzeit nicht zufriedenstellend beantworten, allerdings stehen alle Möglichkeiten offen. Schließlich sollte man nicht vergessen, dass die meisten Menschen gelacht haben dürften, als es das erste Mal hieß: „Tweet". Und wer weiß, ob es sich mit „Weibo" nicht bald ebenso verhält?

Übersetzt von Zheng An

Forum Meinungen
• mengyingbo schrieb "Leben in Changshu"
seit etwas über einer Woche ist nun Changshu 常熟 in der Provinz Jiangsu 江苏 meine neue Heimat - zumindest erstmal für rund 2 Jahre.Changshu (übersetzt etwa: Stadt der langen Ernte) liegt ungefähr 100 km westlich von Shanghai und hat rund 2 Millionen Einwohner, ist also nur eine mittelgroße Stadt.Es gibt hier einen ca. 200m hohen Berg, den Yushan 虞山 und einen See, den Shanghu 尚湖...
• Ralf63 schrieb "Korea"
Eine schöne Analyse ist das, die Volker20 uns hier vorgestellt hat. Irgendwie habe ich nicht genügend Kenntnisse der Details, um da noch mehr zum Thema beitragen zu können. Hier aber noch einige Punkte, welche mir wichtig erscheinen:Ein riesiges Problem ist die Stationierung von Soldaten der USA-Armee in Südkorea...
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