(Von: Klaus Bergbauer am 07. November)
Betrachte ich in Gedanken, nachdem ich wieder heil im Bayerischen Wald angekommen bin, meine Reise in das Reich der Mitte, dann kann ich feststellen, dass mich China begeistert und ich viele Vorurteile revidieren muss.
Besonders beeindruckend war für mich die Gastfreundschaft in diesem Land, die uns Deutschen und besonders den Bayern entgegengebracht wird. Die Menschen freuen sich, wenn man mir ihnen Kontakt sucht, egal, ob jung oder alt. Es war in einigen Begegnungen so, dass sie gerne von dem abgeben, was sie haben, auch wenn dies manchmal nicht viel ist.
Sehr gerne erinnere ich mich an eine Familie mit drei Generationen auf der Chinesischen Mauer, die sich nicht nur bereitwillig mit mir fotografieren ließ und daneben auch ihre Brotzeit mit mir teilte, eingeschlossen auch der Schnaps, der in seinem Alkoholgehalt für mich etwas gewöhnungsbedürftig war.
Bei uns in Deutschland ist das nicht immer der Fall, man ist zu sehr mit sich beschäftigt und achtet auch mehr auf Äußerlichkeiten.
Ein weiterer Punkt ist der Umgang mit der Natur und Baudenkmälern. Viele Gebiete in Sichuan werden vorsichtig für den Tourismus erschlossen und man ist sich seiner Verantwortung für Flora und Fauna durchaus bewusst. Werbemaßnahmen für dieses Gebiet werden von Fachleuten geplant und sehr professionell umgesetzt.
Die Erhaltung der alten Stadt wie in Huanglongxi zeigt, dass man sich durchaus der Verantwortung bewusst ist auf dem Weg in die Zukunft. Man will auch alte Bausubstanz erhalten, die den Weg in die Vergangenheit erleichtert und verdeutlichen lässt.
Der gute Besuch dieser renovierten alten Gebäude durch die jungen Leute zeigt, dass man hier auf dem richtigen Weg ist, und dass dieser von den Einheimischen genau so angenommen wird, wie von den Touristen aus dem In- wie aus dem Ausland.
In diesem Zusammenhang darf ich natürlich auch noch anführen, dass ich bei vielen Gelegenheiten überrascht war, wie viele Damen und Herren in China deutsch sprechen, weil sie schon in Deutschland beruflich tätig waren, oder in der Schule die Sprache gelernt haben. Was gibt es da für einen Nachholbedarf bei unseren jungen Leuten, die sich viel zu wenig die Mühe machen, Fremdsprachen zu erlernen und China wird für die Zukunft von Europa von besonderer Bedeutung sein, das ist uns allen klar.
Was das Essen betrifft, habe ich gelernt, dass man bei der Benutzung der Stäbchen mehr Genuss bei den Speisen empfindet. Das Ganze geht langsamer vor sich, wie mit Messer und Gabel, aber man achtet dabei viel mehr auf den Geschmack , als auf die Menge. Daneben konnte ich feststellen, dass die Speisen, die auf einem runden, drehbaren Tisch angeboten werden, für jeden mehr Geschmacksrichtungen bieten, als wenn nur ein Gericht auf einem Teller serviert wird.
Auch für ein Gespräch beim Essen ist so wesentlich mehr Gelegenheit gegeben. Die Aufbauleistung in dem Gebiet von Sichuan, das wir mit dem Bus durchfuhren, in dem vor 3 Jahren ein Erdbeben wütete ist beeindruckend. Was hier an Infrastruktur in diesem Zeitraum erneuert wurde – Straßen, Bahntrassen Brücken und Häuser – ist unfassbar für unsere Verhältnisse.
In Deutschland wäre man mit den Planungen noch nicht fertig mit dem, was hier schon umgesetzt wurde.
Was mir immer vor Augen bleiben wird, ist die Schule, in der 43 Kinder zu Tode kamen. Völlig richtig war es, dieses Gebäude so zu belassen, wie es nach dem Beben war. Es ist so ein sichtbares Zeichen dafür, wie die Natur in das Leben eingreifen kann, ohne dass wir uns dagegen wehren können. Es zeigt unsere Ohnmacht, obwohl wir in unserem Technikglauben meinen, alles beherrschen zu können.
Besonders beeindruckt war ich von den jungen Leuten, die uns die zehn Tage in China begleiteten. Sie sprachen alle perfekt die Landessprache der Gäste aus Asien, Afrika und Europa. Sie waren wissbegierig und wollten möglichst viel von ihren Gästen und deren Ländern erfahren. Dabei vergaßen sie nie den freundlichen Umgang und eine Hilfsbereitschaft, die wir in Deutschland kaum noch kennen. So motivierte junge Leute sind ein besonderes Kapital für die Zukunft Chinas, um das wir dieses land beneiden. Sie arbeiten an der Zukunft mit einem Wissen, mit einem Ehrgeiz, mit einem Pflichtbewusstsein, das wir kaum noch kennen. In diesem Bereich haben unsere jungen Leute einiges zu lernen, weil man sich bei uns oft lieber auf andere verlässt. Deshalb sollte gerade im Austausch von Schülern und Studenten in Zukunft noch viel mehr gearbeitet werden.
Abschließend darf ich feststellen, China hat mich fasziniert, das Land und vor allen Dingen die Menschen, die dort wohnen.
Es wird einigen meiner Freunde die Größe des Landes ein bisschen mehr bewusst, wenn ich ihnen erzähle, allein in der Einwohnerzahl von Peking versteckt sich die doppelte Bevölkerung unseres Bundeslandes Bayern. Was das an Planung und Logistik bedarf, kann sich dann jeder vorstellen.
So gibt es für die Zukunft einiges zu tun. Noch viel mehr Deutsche sollen begeistert werden, sich auf den Weg nach China zu machen, um dieses Land zu erleben. Auf der anderen Seite müsste es auch gelingen, den Chinesen unser Land Bayern, mit unserem Brauchtum, unserer Landschaft und unseren traditionsbewussten Menschen näher zu bringen.
China und Bayern sind in vielen Belangen sich sehr ähnlich, modern - aber trotzdem der Geschichte verpflichtet.
Es ist noch viel zu tun, ich möchte dazu gerne meinen Teil beitragen. Danke sage ich all denen, vor allen Dingen bei RCI, die mir zur ersten Reise nach China die Wege geöffnet haben.