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Die Vorliebe für Zahlen und Aberglauben
  2011-11-11 11:00:33  cri
 

Zahlen kommt im chinesischen Alltag eine große Bedeutung zu. Gerne führen Chinesen Gefühle wie Freude, Ärger, Trauer und Spaß auf diese Ziffern zurück. Ihre Vorliebe für Zahlen ist ein kulturelles Phänomen. Genauer gesagt, eine Zuneigung zur Glückverheißung. Glücksbringende Tage sind daher für Chinesen beispielsweise so wichtig, dass dieses Phänomen in der Gesellschaft manchmal auch als abergläubisch bemängelt wird. Näheres darüber berichtet XY.

Zahlen sind eine Ausdrucksweise, eine „zweite Sprache" der Chinesen. Ihre Vorliebe zu den Ziffern gehört zur Kategorie der glückverheißenden Kultur. Zahlen, Zahlzeichen und Quantitätsverhältnisse werden aus einem nationalen ästhetitischen Blickwinkel erklärt, geschaffen und für gewisse Zwecke genutzt. Sie bekommen nach ihrem Klang neue Bedeutungen oder variieren in verschiedenen Bildern.

Die anerkannten Glückstage sind Symbol der Suche nach Glück. Dabei unterscheiden sich je nach Nationalität die Emotionen, die mit den verschiedenen Zahlen, Zahlenkomplexen und –bildern assoziiert werden. Die Zahl „518" klingt im Chinesischen beispielsweise wie „Wu Xiao Ba", was soviel heißt wie „Ich werde reicher". Sie ist damit in China eine äußerst beliebte Zahl, im Ausland kommt ihr hingegen wenig Bedeutung zu.

Jedes Jahr zu Beginn des Frühlingsfestes, werden die Frühlingsglocken 108 Mal geläutet. Und wenn ein Mensch 108 Jahre alt wird, nennt man dies „Chashou". Die Zahl „108" ist ein Symbol des Glücks. Derartige Zahlenphänomene sind überall zu beobachten.

Die Liebe zu Zahlen gilt als eine geistige Triebkraft und Quelle der Weisheit. Das Phänomen wird von der Gesellschaft respektiert und geachtet. So beispielsweise auch vom Internationalen Olympischen Komitee (IOC). Sie wussten die Zahlen-Vorliebe ihrer Nation zu schätzen und wählten den 18. August als Genehmigungs-Zeitpunkt der Olympia-Maskottchen „Fu Wa". Daneben entschieden sie sich, die Olympiade am 8. August 2008 um 8 Uhr abends zu eröffnen. Wiederum eine Verwendung und Fortführung „der Glückszahlen". Die Zahl „8" klingt im Chinesischen wie „Fa". Und „Fa" bedeutet nicht nur Reichtum sondern auch Wachstum und gilt daher als Symbol des Strebens nach Glück.

Eine Zahlen-Vorliebe ist etwas anderes als ein Zahlen-Kult. Bei einer Neigung zu Zahlen ist der Mensch aktiv und hat das Ziel, fröhlich zu leben. Beim Zahlen-Kult sind hingegen die Zahlen aktiv und dominieren den Menschen. Während eine Vorliebe zu Zahlen als ein kulturelles Phänomen gesehen wird und die optimistische Form des bunten Lebens repräsentiert, kommt der Zahlen-Kult aus der Angst der Menschen vor der Natur.

Die richtige Haltung gegenüber Zahlen sollte also sein, dass diese mit Freude genutzt werden. Im alten China gab es einen Zahlen-Kult, wobei ungerade Zahlen negativ und gerade Zahlen positiv besetzt waren. Wenn der Zahlen-Kult ins Extreme geht und der Mensch dadurch zum Sklaven der Zahlen wird, dann läuft etwas falsch.

In der traditionellen chinesischen Kultur heißt es, dass Glück im Unglück steckt und Glück auch seine Tücken hat. Daher ist es vernünftig, eine Zahl aus verschiedenen Blickwinkeln zu erklären. Die Zahl Vier, auf Chinesisch „Si", verbindet man vom Klang mit dem Wort sterben, „Sǐ". „Acht", auf Chinesisch „Bā", assoziiert man mit „Fa", „Reichtum".

Chinesen nutzen die Zahlen „Vier" und „Acht" auch gerne als Sammelbezeichnung. Zum Beispiel bei der Bezeichnung „Si Da Ming Ming", was soviel heißt wie „Die vier bekanntesten Teesorten" oder in „Si Da Mei Nü", „Die vier bekanntesten Schönheiten". Die Zahl „Acht" findet man in den Bezeichnungen und Anekdoten „Yan Jing Ba Jing", die „Acht Sehenswürdigkeiten in Yan Jing" oder in „Ba Xian Guo Hai", das übersetzt heißt „Acht Götter fahren über das Meer".

Alle Dinge fangen mit der Zahl „Eins" an, auf Chinesisch „Yi". Die Zahl „Eins" hat im Chinesischen den gleichen Klang wie das Wort „Kleidung". Die Zivilisation begann in der Zeit, wo die Menschen anfingen Kleidung zu tragen. Unter allen chinesischen Wörtern ist die „Eins" die Zahl, die am meisten in einem modernen Chinesisch-Wörterbuch zu finden ist. Man findet über 300 Einträge, die das Wort „Eins" beinhalten.

Die Zahl „San", auf Deutsch „Drei", ist hingegen sehr vielseitig zu verwenden. „San" klingt wie „Shan", „Berg" und bedeutet „hoch". „San" klingt auch wie „Sǎn" und bedeutet „breit". Auf Kantonesisch klingt „San" wie „Sheng", „wachsen" und bedeutet „neu". Vielfache von Drei wie Neun, Achtzehn oder Sechsunddreißig sind ebenfalls Glückssymbole.

Betrachtet man sich die Zahlen von ihrer äußeren Form her, ist die „Vier" am schönsten. Rund ist der Himmel, quadratisch ist die Erde. „Vier" ist also die Grundlage, um Dinge zu verrichten. Die Beijinger wohnen gern im so genannten viereckigen ebenerdigen Hof „Si He Yuan". In Beijing haben die vier großen Geldverleiher und die vier Schauspieler der Dan-Rolle in der Peking-Oper einen großen Namen. Worteinträge und Sprichwörter mit „Vier" haben meistens eine positive oder neutrale Bedeutung. Dazu gehört „Si Mian Ba Fang", zu Deutsch „Aus verschiedenen Himmelsrichtungen" oder „Si Ji Ping An", was soviel bedeutet wie „Glatte vier Jahreszeiten". Vielfache der Zahl Vier gehören ebenfalls zu den Glückszahlen.

Der Zahl „Sechs" kommt eine abstraktere Bedeutung zu. Zeitlich bilden 60 Jahre den zeitlichen Zyklus namens „Jiazi". Der Raum kann in sechs Bereiche geteilt werden: den oberen und unteren, den linken und rechten sowie den vorderen und hinteren Bereich. Es geht um einen Zeit- und Raumbegriff. Chinesen beglückwünschen einander oft mit den Worten „Liu Liu Da Shun", was soviel bedeutet wie Glückswünsche auf gute Chancen über Raum um Zeit hinweg.

Die Zahl „Dreizehn" symbolisiert in China Gipfel und Spitzen. Viele buddhistische Pagoden haben dreizehn Etagen. Hier steht die Zahl für die Erlangung der Buddha-Frucht, also die oberste Weisheit im Universum. Im Westen hingegen wird die Dreizehn eher als Unglückszahl behandelt. In Südchina bezeichnet man auch Leute, die nicht ernsthaft reden können, als „Shi San Dian" – „Dreizehn Punkte".

In Beijing ist die Zahl „250" ein Synonym für unverlässliche Menschen.

Forum Meinungen
• mengyingbo schrieb "Leben in Changshu"
seit etwas über einer Woche ist nun Changshu 常熟 in der Provinz Jiangsu 江苏 meine neue Heimat - zumindest erstmal für rund 2 Jahre.Changshu (übersetzt etwa: Stadt der langen Ernte) liegt ungefähr 100 km westlich von Shanghai und hat rund 2 Millionen Einwohner, ist also nur eine mittelgroße Stadt.Es gibt hier einen ca. 200m hohen Berg, den Yushan 虞山 und einen See, den Shanghu 尚湖...
• Ralf63 schrieb "Korea"
Eine schöne Analyse ist das, die Volker20 uns hier vorgestellt hat. Irgendwie habe ich nicht genügend Kenntnisse der Details, um da noch mehr zum Thema beitragen zu können. Hier aber noch einige Punkte, welche mir wichtig erscheinen:Ein riesiges Problem ist die Stationierung von Soldaten der USA-Armee in Südkorea...
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