Mod: Pipa, ein Zupfinstrument der klassischen chinesischen Musik, blickt auf eine 2.000-jährige Geschichte zurück. Seit dieser Zeit genießt die Pipa den Ruf „Königin der Zupfinstrumente". Schon in der Han-Dynastie wurde das Instrument im Buch „Shi Yue Qi", auf Deutsch „Ursprung der Instrumente" so erwähnt: Das Zupfinstrument „Pipa" wird auf dem Pferd gespielt. Beim „Pi" wird von vorne über die Saiten gestrichen, beim „Pa" in umgekehrter Richtung. So bekam Pipa seinen Namen. Mehr über dieses traditionelle Instrument erfahren Sie im folgenden Beitrag mit Liwen.
Die Pipa ähnelt von Aufbau und Aussehen der westlichen Laute; charakteristisch ist ihr birnenförmig-ovaler Korpus, der viel flacher als der der westlichen Laute ist. Heutzutage wird sie natürlich nicht mehr nur auf dem Pferd gespielt. Sowohl im In- als auch im Ausland hat die Pipa unzählige Fans. Wu Yuxia, die Chef-Pipa-Spielerin vom Chinesischen Zentralen Nationalen Orchester, teilte uns mit, dass das Instrument inzwischen in verschiedenen Orchestern üblich sei.
„Die chinesische Orchestermusik ist eine Kombination von vier Instrumentgruppen, den Blas-, Saiten-, Zupf- und Schlaginstrumenten. Dabei repräsentieren die Zupfinstrumente die traditionellen chinesischen Instrumente am besten. Und die Pipa ist wiederum der Aristokrat in dieser Instrumentengruppe. Die Spieltechniken sind hervorragend und bis heute sind zahlreiche talentierte Pipa-Spieler und berühmte Stücke entstanden."
In der Qin- und Han-Zeit hatte die Pipa einen geraden Hals. Im Volksmund hieß sie „Qin-Pipa". Im 5. und 6. Jahrhundert wurden die Barbat-Lauten aus Persien mit ihrem krummen Hals über die Seidenstraße in China eingeführt. Noch heute sind Musiker mit solchen Barbat-Lauten, in den uralten Steinschnitzereien der Dunhuang- und Yungang-Grotten zu sehen. Sun Xinghong vom Zentralchinesischen Konservatorium ist Experte auf dem Gebiet.
„Aufgrund der „Qin-Pipa" und unter Einfluss der Barbat-Lauten ist in der Tang-Dynastie eine neue Form der Pipa entstanden. Sowohl die Klangfarbe als auch die Form passt sich dem Geschmack der Chinesen besser an. Aus der „Tang-Pipa" entwickelte sich dann die Pipa, die wir heute kennen."
In der Tang- und der Song-Dynastie erreichte die Pipa den Höhepunkt ihrer Entwicklung. Der bekannte Dichter Bai Jüyi, der während der Tang-Dynastie im 7. Jahrhundert lebte, lernte eines Tages an einem Fluss eine Pipa-Spielerin kennen. Die hervorragende Spieltechnik und die Melodie rührten den Dichter zu Tränen. Aufgrund dieses Erlebnisses schrieb Bai Jüyi das Gedicht „Pi Pa Xing", auf Deutsch „Das Lied der Pipa-Laute", in dem er die ausgezeichnete und komplizierte Spieltechnik der Pipa bewunderte. Die folgenden Zeilen sind bei vielen Chinesen sehr bekannt: Die dicken Saiten prasselten wie Regenschauer, die dünnen Saiten seufzten wie Liebesgeflüster. Prasseln und Plappern, Plappern und Prasseln, wie Perlen, groß und klein, die auf Jadeteller fallen.
Pipa- Virtuosin Wu Yuxia erzählt uns mehr über die Besonderheiten der Pipa.
„Die Pipa hat ein breites Tonspektrum und eine klare und wohlklingende Klangfarbe. Die Spieltechniken der Pipa sind abwechslungsreich. Durch die Anwendung von verschiedenen Spieltechniken können sowohl schöne Naturlandschaften, komplizierte Gefühle als auch heftige Kampfszenen zum Ausdruck gebracht werden. Damit ist sie eigentlich nicht auf die Hilfe anderer Begleitinstrumente angewiesen, um eine Geschichte oder Gefühle auszudrücken. Aus dieser Perspektive gesehen, ist die Pipa ein sehr reifes Instrument."
Die zahlreichen für Pipa geschriebenen Stücke des klassischen Repertoires können grob in zwei Stilrichtungen unterteilt werden: in die „Wen"-, zivilen Stücke, und die Wu-, die kriegerischen Stücke . Bei den Wen-Stücken wird hauptsächlich die linke Hand benutzt und der Rhythmus ist meistens langsam, zart und lyrisch. Repräsentative Werke sind „Chun Jiang Hua Yue Ye", „Frühlingsblumen am Fluss in der Mondnacht" und „Sai Shang Qu", „Melodie in den Grenzgebieten". Bei den Wu-Stücken wird hingegen hauptsächlich die rechte Hand zum Spielen benutzt und der Rhythmus ist normalerweise schnell, stürmisch und imposant. In dem berühmten Pipa-Stück „Shi Mian Mai Fu" wird beispielsweise ein bekannter Kampf beschrieben, der sich im Jahr 202 vor unserer Zeitrechnung ereignete. Dank der besonderen Spieltechnik und dem abwechslungsreichen Rhythmus kommt die Kriegsszene musikalisch eindrucksvoll zum Ausdruck.
In den letzten Jahren wurden immer mehr chinesische Pipa-Spieler eingeladen, um ihre Kunst auf den internationalen Bühnen zu präsentieren wie beispielsweise im Wiener Goldenen Musikvereinssaal. Sehr erfolgreich war auch der Versuch, die Pipa in das westliche Orchester zu integrieren. Dazu sagte Wu Yuxia:
„Wir bemühen uns ständig, den Austausch mit den westlichen Musikern zu intensivieren, um unsere traditionelle nationale Musik zu bereichern. Alles in allem ist die Pipa von ihrer Herkunft ein westlich verwurzeltes Instrument. Die künstlerische Präsentation braucht eigentlich keine Sprache. Die Kooperation zwischen chinesischer und westlicher Musik ist eine Integrierung von Gefühlen."