Auf Regierungsebene sah sich das Ministerium für Zivile Angelegenheiten lange mit der Aufgabe der Armutsbekämpfung konfrontiert als auch mit der politischen und finanziellen Unterstützung benachteiligter Gruppen. Im Rahmen der aktuellen Diskussion über die Reformierung des sozialen Sicherungssystems, ist ein neuartiges gemeinnütziges Programm vorgestellt worden. Es verfolgt das Ziel, Menschen in Not zu helfen und die Öffentlichkeit für wohltätige Zwecke zu sensibilisieren.
Xin Jiekou ist eine alte Wohnanlage in der Innenstadt von Beijing. Viele Menschen haben über Generationen in den Hutongs und Höfen dieses Viertels gelebt. Seit Mitte dieses Jahres hat ein Charity Shop in einer der kleinen Gassen seine Türen geöffnet.
Der 60 Quadratmeter große Charity Shop ist voll gestellt mit einer Reihe von Regalen, in denen sich Lebensmittel und andere Waren des täglichen Gebrauchs stapeln. In einer Ecke des kleinen Ladens gibt es mehrere Körbe, in denen Frischwaren wie Gemüse und Eier sowie Lebensmittel wie Reis und Mehl zum Verkauf angeboten werden.
Ein junger Mann ist einer von drei Angestellten in diesem Laden. Früher arbeitete er als Bedienung in einem Hotel. Heute fährt er jeden Morgen 30 bis 40 Minuten, um den Laden pünktlich vor 8.30 Uhr zu öffnen.
„Die Verkäufe sind je nach Zeitfenster sehr unterschiedlich hoch. Vor Schul- und Arbeitsbeginn kommen viele, um sich Frühstück zu kaufen. Die nächste Hochphase ist dann wieder gegen Abend, wenn die Schul- und Arbeitszeit beendet ist."
Der junge Mann ist aus Duzenden von Bewerbern ausgesucht worden. Alle Interessenten dieser Stelle waren arbeitslos und kamen aus Familien mit niedrigem Einkommen. Er ist glücklich über diesen Job. Trotz längerer Arbeitszeiten und weniger Urlaub gibt ihm das geregelte Einkommen ein Gefühl der Sicherheit. Und er hat im Hinterkopf, dass viele Leute in seinem Alter und mit ähnlichem Background unter den schlechten Arbeitsmarktbedingungen leiden. Verstärkt wird dies durch den Fakt, dass sie weder eine höhere Schulausbildung noch eine relevante Berufserfahrung vorweisen können.
Der Charity Shop ist einer von vielen, die das Ministerium für Zivile Angelegenheiten in Kooperation mit dem Beijinger Stadtviertel Xicheng führt. Die Einführung solcher Läden soll die marktwirtschaftlichen Strukturen im Wohltätigkeitsbereich stärken, um Charity sowohl für benachteiligte Gruppen als auch für ein breites Publikum zugänglich zu machen.
Zhang Huiquan ist Manager des Shops und leitet das operative Geschäft. Er erklärt CRI, was diesen Shop von anderen staatlich gesponserten Charity Programmen unterscheidet. In seinem Laden würden Menschen aus sozialen Randgruppen angestellt werden. Als Teil dieses Charity Shop Programms, können Leute helfen, die sonst selbst Empfänger sozialer Leistungen waren.
Zhang Huiquan erklärt uns, dass viele Käufer aufgrund der günstigen Preise in seinen Laden kommen würden.
„Fünfzehn Produktkategorien werden bei uns zu Einkaufspreisen weiterverkauft. Wir machen mit diesen Produkten keinerlei Profit. Zu ihnen gehören Produkte des täglichen Gebrauchs wie Reis, Mehl und Speiseöl."
Das Niedrigpreis-Modell ist Teil einer Initiative der kommunalen Regierung. Dieses soll die Leute dazu ermutigen, öffentliche Dienstleistungen wie Einkaufservice und medizinische Versorgung in der Nachbarschaft zu nutzen.
Ladenmanager Zhang Huiquan erklärt, das viele der Leute aus dem Viertel aus finanziell schlecht gestellten Familien kämen. Darunter alte Leute, Arbeitslose oder Familien mit körperlich behinderten Personen. Das Niedrigpreis-Modell kann diese Menschen bei den steigenden Lebenshaltungskosten entlasten und ihnen Zeit und Energie sparen.
Besucher des Charity Shops müssen nicht unbedingt mit Bargeld zahlen. Sie können spezielle, von den Ämtern ausgestellte Coupons oder Zertifikate, zum Zahlen benutzen. Mit diesen Coupons, die ihren Besitzern ein geringes Einkommen bestätigen, können Kunden jährlich Produkte bis zu 500 Yuan RMB (78 $) kaufen.
Ladenmanager Zhang Huiquan räumt ein, dass 500 Yuan RMB nicht genug seien, um die Probleme dieser Familien zu lösen. Aber er betont, dass dies Teil eines umfassenderen Pakets von sozialen Hilfsmaßnahmen sei.
„Diese Karte hier ist vom Ministerium für Zivile Angelegenheiten für Familien ausgestellt, deren jährliches Einkommen gerade so über der Armutsgrenze liegt. In unserer Nachbarschaft profitieren 295 Haushalte von dieser Politik, indem sie diese subventionierten Produkte kaufen können."
Das Konzept der Charity Shops entstand ursprünglich in den USA. Im Westen funktionieren Charity Shops wie ein Transfer-Drehkreuz: Sie empfangen, verarbeiten und verteilen die gespendeten Produkte. Die Erlöse der Shops gehen in den Aufbau gemeinnütziger Organisationen und Ausbildungszentren. In diesen werden Leute aus sozial schwachen Familien bei der Arbeitssuche unterstützt. Kunden der Charity Shops profitieren von steuerfreien Richtlinien und weiteren Incentives.
In China sind Charity Shops, angesichts der kurzen Geschichte der Philanthropie, noch ein Novum. Die Leute gehen vor allem wegen der günstigen Produkte in die Charity Shops, nicht aber für wohltätige Zwecke. Wie in westlichen Charity Shops stehen auch hier Spenden-Kästen. Aber wie uns Mitarbeiter erzählen, wissen die meisten Kunden nichts mit dieser Möglichkeit anzufangen.
Zhang Huiquan erklärt, dass neben Geldspenden auch Sachspenden in seinem Laden abgegeben werden können. Auf dem einen Verkaufsregal sieht man gespendete Lehrbücher, Sportgeräte und Spielwaren stehen. Der Ladenmanager erklärt, dass die ursprüngliche Idee der Regierung darin bestand, die gespendeten Produkte zu Geld zu machen und dieses wiederum in gemeinnützige Programme zu re-investieren. Fakt ist jedoch, dass die Verwendungsrate der meisten gespendeten Produkte klein ist und sich das Recyceln nicht lohnt. Dann verteilen sie die Materialien einfach an Familien in Not.
Zhang Huiquan erklärt, dass der Profit seines Ladens hauptsächlich aus zwei Quellen stammt: aus dem Verkauf und aus Spenden. Trotzdem hat er bisher keinen Profit abgeworfen. Obwohl die Regierung die zentralen operativen Kosten wie Mietgebühren und Mitarbeiterkosten deckt. Darüber hinaus macht das schwache öffentliche Bewusstsein für Charity Programme die Mittelbeschaffung zu einer harten Mission.
Mit den Schwierigkeiten, mit denen Zhang Huiquan kämpft, ist er nicht alleine. Auf der einen Seite hat die staatliche Förderung solcher Läden die Wettbewerbsfähigkeit im Einzelhandel erhöht. Auf der anderen Seite machen die geringe Effektivität, im Einklang mit marktwirtschaftlichen Prinzipien, sowie das schwache öffentliche Bewusstsein, das Überleben dieser Läden zu einer schwierigen Aufgabe.
Die Beijinger Stadtregierung hat angekündigt, bis Ende des Jahres rund 80 Charity Läden ins Leben zu rufen. Ein Beamter aus dem Büro für Zivile Angelegenheiten äußerte gegenüber den Medien, dass sie noch dabei wären, das System auszubauen und entsprechende Bestimmungen anzupassen.