Auch wenn Sie Politik oder Kriegsberichte eher langweilig finden, dürfte Sie das Buch der bekannten chinesischen Journalistin Lüqiu Luwei – „Battlefield Journal in Libya" – vielleicht doch interessieren. Es wurde im September in China veröffentlicht.
Das besondere ist, dass es in dem Buch nicht in erster Linie um den Krieg in Libyen geht, sondern um die Lebenssituation der Menschen. Lüqiu Luwei meint, sie wolle den Chinesen das in ihren Augen wahre Libyen zeigen.
Auf dem Cover von „Battlefield Journal in Libya" sitzt Autorin Lüqiu Luwei auf dem Boden, inmitten von unzähligen roten Rosenblättern. Sie trägt einen roten Schal, ihre Mundwinkel umspielt ein Lächeln. Fast scheint es, als wolle sie die Leser schon einmal auf den leichten Tonfall einstimmen, in dem sie die „wahre Geschichte Libyens" erzählt.
In dem Buch geht es vor allem um ihre Erlebnisse in dem Land, was sie gehört hat und um die Menschen, die sie dort getroffen hat. Sie hatte nicht die Absicht, ein normales Sachbuch zu schreiben.
„Das, was ich in dem Buch schreibe, soll chinesische Leser dazu ermuntern, mehr über Libyen zu erfahren. Die Leute interessieren sich wirklich dafür, was in Libyen passiert. Aber sie finden nicht genug Informationen darüber. Ich glaube, mein Buch hat einen anderen Blickwinkel, als die offiziellen Medienberichte. Das ist meiner Meinung nach der Unterschied."
Spätestens seit Mai sind Libyen und die dortigen Probleme ein heiß diskutiertes Thema. Lüqiu Luwei findet jedoch, die Chinesen sollten erst mehr über Libyen erfahren, um sich dann ein Urteil bilden zu können.
„Wenn man über etwas diskutieren will, brauch man vorher genug Informationen. Nur so kann man etwas angemessen diskutieren und sich eine eigene Meinung bilden. Hier in China jedoch beziehen die Leute ihre Informationen oft nur aus einer Quelle und das reicht nicht. Ich glaube, das Buch hilft denjenigen, die wirklich verstehen wollen, was dort passiert."
Lüqiu Luwei ist eine erfahrene Journalistin. Nachdem sie 1992 an der Fudan Universität ihren Bachelor in Philosophie gemacht hatte, war sie mit ihrem Mann nach Hong Kong gezogen. 1997 fing sie dort an, bei Phoenix TV als Journalistin und Moderatorin zu arbeiten.
Seitdem hat Lüqiu Luwei über viele Probleme und aktuelle Themen weltweit berichtet. Oft war sie als Reporterin vor Ort, um detaillierte Hintergrundberichte zu liefern.
„Battlefield Journal in Libya" ist bereits ihr drittes Buch, in dem sie von der Front berichtet. Zuvor hatte Lüqiu Luwei schon im Irak und in Afghanistan gearbeitet.
Diesmal hat sie jedoch die Tagebuchform gewählt, um von ihren Erfahrungen in Libyen und all den Geschichten zu erzählen, die sie dort mitbekommen hat.
„Damals hatte man in Libyen keinen eigenen Internetzugang, wenn man surfen wollte, war es sehr teuer. Und man konnte nur wenige Fernsehsender empfangen, zwei oder drei. Und es gab kein Telefon. Also hatte man viel Zeit. Ich wollte meine Zeit nicht verschwenden und fing daher an zu schreiben."
Ursprünglich wollte Lüqiu Luwei kein Buch über ihre Zeit in Libyen schreiben. Sie wollte nur ihre Gefühle und Erfahrungen aufzeichnen, als persönliches Tagebuch. Aber dann wurde ihr nach und nach bewusst, dass sie ihr Wissen doch mit der Öffentlichkeit teilen wollte.
„Ich bin auch schon früher in Libyen gewesen. Also kann ich Vergleiche ziehen. Und da ich auch aus dem Irak und Afghanistan berichtet habe, kenne ich die Unterschiede zwischen den drei Ländern und weiß, was sich verändert hat. Ich möchte allen über die Unterschiede zwischen diesen Ländern berichten."
Und sie erzählt, nachdem sie sich entschlossen habe, ihr privates Tagebuch umzuschreiben und zu veröffentlichen, habe sie erst gemerkt, wie viel Arbeit noch vor ihr liegt.
„Es ist nicht einfach, wenn man interessante Texte schreiben will. Man muss sich selber antreiben. Ich habe mir jeden Tag andere Gesichtspunkte, andere Geschichten vorgenommen. Weil ich nicht wollte, dass sich etwas wiederholt. Die Leser würden sich sonst sehr schnell langweilen. Ich wollte auch mehr Informationen mit hineinbringen, so dass die Leute teilhaben können, an dem, was ich gesehen, gedacht und erfahren habe."
Dank ihr haben die Chinesen nun die Möglichkeit, sich ein umfassenderes Bild von Libyen zu machen.
Übersetzt und gesprochen von Stephanie Karraß