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Studentische Hilfslehrer für Chinas Westen
  2011-11-02 16:37:35  cri

Die Sommerferien sind für alle Schüler eine Zeit der Freude und Abwechslung. Doch für die Kinder der 24. Mittelschule von Lanzhou in der nordwestchinesischen Provinz Gansu dürften die diesjährigen Sommerferien von besonderer Bedeutung gewesen sein. Denn mehrere Freiwillige von unterschiedlichen Universitäten in Taiwan hatten den weiten Weg in den chinesischen Nordwesten auf sich genommen und den örtlichen Schülern eine unvergessliche und lehrreiche Zeit bereitet.

Die Freiwilligengruppe aus insgesamt 28 Lehrern und Studenten beteiligte sich für zehn Tage am „Zhijiao"-Programm zur Unterstützung der Unterrichtsarbeit in abgelegenen Gebieten. Mit der für Taiwan typischen Methode des induktiven Lernens im Gepäck und der Absicht, einen unauslöschlichen Eindruck zu hinterlassen, machten sie sich auf den Weg. Vor Ort öffneten sie den 300 Lehrern und Schülern eine neue, buntere Welt.

„Die Unterrichtsmethode ist sehr offen und die Lehrer können uns wirklich motivieren, damit wir mehr Freude am Wissenserwerb haben. Zum Beispiel machen sie eine Bewegung, die uns an eine Vokabel erinnern soll."

„Sie sind lebendig und respektieren die Lehrer, ziemlich gehorsam sind sie auch. Am Anfang haben sie sehr selten gesprochen, aber nach einer Aufwärmphase sind sie dann doch sehr aktiv geworden."

Die Freiwilligen kommen vor allem von den Universitäten Tsinghua, Jiaotong, Yangming sowie von der Zentralen Universität Taiwans. Die jungen Lehrkräfte können vor allem mit fließendem Englisch und innovativen Unterrichtsmethoden auftrumpfen. Dementsprechend groß ist das Interesse der Kinder. Aber auch für den Rektor der 24. Mittelschule Lanzhous, Dang Renfu, war es die erste Begegnung mit Studenten aus Taiwan. Die Methodik der Besucher hat auf ihn einen großen Eindruck gemacht.

„Die Schüler sind während des Unterrichts sehr fröhlich. Das bricht schon mit unseren üblichen Modellen und Gewohnheiten. Für unsere Lehrkräfte bedeutet das viele neue Denkansätze."

Lin Jundai studiert im zweiten Jahr Master an der Tsinghua-Universität Taiwan. Diese ist über den Universitätsverband mit vier weiteren bedeutenden Hochschulen des Landes verknüpft und organisiert Aktivitäten wie den Lehreraustausch oder das Zhijiao-Programm. Ihren ersten Kontakt in Gansu hatte Lin Jundai mit Ma Tingting. Das 15-jährige Mädchen wohnt im Dorf Gangzi im Bezirk Honggu und besucht ebenfalls die 24. Mittelschule. Wie die meisten ihrer Altersgenossen lernt auch sie nur sehr ungern Englisch. Dennoch war es den Aushilfslehrern aus Taiwan möglich, sie mittels interessanter und interaktiver Unterrichtsmethoden für das Lernen der Vokabeln zu begeistern.

Während der ersten Unterrichtsstunde beauftrage Lin Jundai mehrere der Schüler, darunter auch Ma Tingting, die Spiele und Lerneinheiten zu leiten. In kürzester Zeit vollzog das Mädchen die Wandlung von einer „Problemschülerin" zur Protagonistin des Unterrichts – und begann, sich für Englisch zu interessieren. Um die Aufmerksamkeit der Schüler zu wecken, integrierte Lin Jundai zahlreiche Spiele in den Lehrplan. Dass sie einen solchen Erfolg damit erzielen würde, hat auch sie positiv überrascht.

Wie viele andere Freiwillige war Lin Jundai zum ersten Mal im Westen Chinas. Nachdem sie sich an die örtlichen Gegebenheiten angepasst hatte, bildete sie eine tiefe Verbundenheit mit ihren Schützlingen aus. Bald wurde sie nur noch liebevoll als „Schwester Lin" gerufen. Am Tag unseres Interviews trat Lin Jundai ein letztes Mal vor ihre Klasse in Lanzhou.

„Heute ist meine letzte Unterrichtsstunde hier, und das Thema lautet: Was ist euer Traum?"

„Ich bin überzeugt, dass ich alles machen kann, was ich will."

Die Schüler waren angewiesen, ihre Zukunftswünsche auf eine kleine Karte zu schreiben und Lin Jundai zu überreichen. Fortan, so die Abmachung, sollen sie sich nach Kräften um die Erfüllung ihres Traumes bemühen. Beim Anblick ihrer ersten Klasse kann Lin Jundai ein zufriedenes Lächeln nicht verbergen.

„Ich bringe ihnen bei, wie sie sich über ihre eigenen Wünsche bewusst werden können. Aber ich prüfe mich natürlich auch selbst. Manchmal bin ich mir selbst nicht sicher, was mein Traum ist. Ich kann gemeinsam mit diesen Kindern lernen und wachsen."

Die studentischen Lehrer ihrerseits gaben sich große Mühe, klares Mandarin ohne einen Taiwan-Einschlag zu sprechen. Während ihres Unterrichts stellten sie kleine Pappschilder mit ihrem Namen sowie Spitznamen auf, um den Schülern die Kontaktaufnahme zu erleichtern. Fiel anfangs vor allem die Anrede „Laoshi", also Lehrer, so gingen die Kinder recht bald zu familiären Bezeichnungen wie „Bruder" und „große Schwester" über.

Ni Xiaoyong studiert ebenfalls im zweiten Studienjahr Master an der Jiaotong-Universität. Er hatte bereits während der Sommerferien 2010 im Rahmen des Zhijiao-Projekts eine Schule in Ningxia besucht und verfügt daher über Erfahrungen als Austauschlehrer. Obwohl er sich zuvor über die Lage in Westchina informiert und entsprechende Vorbereitungen getroffen hatte, war er von den schlechten Englischgrundkenntnissen der Schüler überrascht.

Im Fernsehen hatte Ni Xiaoyong ein zehnjähriges Kind vom chinesischen Festland gesehen, welches vor laufender Kamera fließend Englisch sprach. Da Englisch unter den Schülern Taiwans omnipräsent ist, nahm er an, dass dieses Kind repräsentativ für den großen Teil seiner Altersgenossen war. Allerdings stellte sich nur allzu bald heraus, dass seine Schüler nicht nur Probleme mit der Aussprache hatten, sondern selbst die essentiellsten grammatischen Regeln nicht beherrschten.

Natürlich sind zehn Tage viel zu kurz, um das Sprachniveau der Kinder von Lanzhou signifikant zu steigern. Dennoch dürften die verwendeten Unterrichtsmethoden eine Hilfe für den zukünftigen Spracherwerb sein. Aus diesem Grund empfanden die Schüler der 24. Mittelschule tiefe Dankbarkeit gegenüber ihren Lehrern aus Taiwan, die sie durch Karten und Gesangsdarbietungen zum Ausdruck brachten.

Wie der Leiter der Reise Yang Wenting von der Tsinghua-Universität Taiwan erklärte, gibt es in Taiwan kaum Unterschiede zwischen ländlichen und städtischen Schulen. Prinzipiell sei jedes Klassenzimmer mit Projektoren, Computern und Klimaanlagen ausgestattet. Zudem verfügen die Schulen über Labore für den Unterricht in Physik, Chemie und Biologie, spezielle Geografieräume, multifunktionale Klassenzimmer sowie Spielplätze. Auf dem Festland hingegen war es teilweise schon ein Problem, mehrere Kassettenrekorder zusammenzutragen.

Huang Longyu von der Zentralen Universität Taiwan war ebenfalls zum ersten Mal in Nordwestchina. Er hat deutlich wahrgenommen, dass die Kinder hier großen Lerneifer an den Tag legen und mit etwas Hilfe große Fortschritte machen könnten.

„Natürlich ist die Vermittlung von Englischkenntnissen unser Hauptziel. Aber ich wollte den Kindern auch zeigen, dass es noch wichtigere Dinge gibt – dass da draußen eine große Welt auf sie wartet."

Der Austausch zwischen der 24. Mittelschule und Studenten aus Taiwan fußt auf dem so genannten „Tausend Dörfer, Zehntausend Talente"-Plan des berühmten taiwanesischen Unternehmers Wen Shiren. Durch derartige Programme konnte vielen armen Schülern geholfen und das Bildungssystem vor Ort entscheidend verbessert werden. Innerhalb dieser Plattform zur Förderung, Unterstützung sowie dem Austausch von Schülern spielt Westchina eine besondere Rolle.

Das Programm hat bisher Spenden von sechs Millionen Yuan RMB akquiriert und unterstützt damit etwa 140.000 Schüler und Studenten. Insgesamt 101 Schulen erhalten 3,6 Millionen Yuan, 210.000 Yuan wurden speziell für medizinische Behandlungen von Schülern bereitgestellt.

Allein im Bezirk Honggu profitieren fünf Schulen und 150 Schüler von einem Projekt des „Tausend Dörfer, Zehntausend Talente"-Plans.

Darüber hinaus hofft man, mittels ähnlicher Vorhaben die öffentliche Aufmerksamkeit auf das Bildungswesen in den abgelegenen Regionen Chinas zu lenken und zur Unterstützung aufzurufen. Gleichzeitig bietet sich den Schülern eine Chance, in Kontakt mit einer ihnen bisher verschlossenen Außenwelt zu treten und einem reicheren Leben in einer offenen Welt entgegensehen zu können.

Übersetzt von Zhong Xi

Forum Meinungen
• mengyingbo schrieb "Leben in Changshu"
seit etwas über einer Woche ist nun Changshu 常熟 in der Provinz Jiangsu 江苏 meine neue Heimat - zumindest erstmal für rund 2 Jahre.Changshu (übersetzt etwa: Stadt der langen Ernte) liegt ungefähr 100 km westlich von Shanghai und hat rund 2 Millionen Einwohner, ist also nur eine mittelgroße Stadt.Es gibt hier einen ca. 200m hohen Berg, den Yushan 虞山 und einen See, den Shanghu 尚湖...
• Ralf63 schrieb "Korea"
Eine schöne Analyse ist das, die Volker20 uns hier vorgestellt hat. Irgendwie habe ich nicht genügend Kenntnisse der Details, um da noch mehr zum Thema beitragen zu können. Hier aber noch einige Punkte, welche mir wichtig erscheinen:Ein riesiges Problem ist die Stationierung von Soldaten der USA-Armee in Südkorea...
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