Wir leben im Internet-Zeitalter, einer Periode, in der mittels Datenübertragung der gegenseitige Kontakt erleichtert wird. Andererseits jedoch bringt dies auch einen Eingriff in das Leben des Einzelnen mit sich. Wegen seiner offenen und freien Umgebung kann im Internet von echter Privatsphäre keine Rede sein. Daher muss dem Problem der Verletzung der Privatsphäre dort oberste Priorität eingeräumt werden. Xia Xueluan, ein Professor der sozialwissenschaftlichen Fakultät an der Peking-Univerisät, regte an, beschleunigt Gesetze zum Schutz der Privatsphäre zu erarbeiten. Als neue Sozialform sei für das Internet eine gesetzliche Grundlage von großer Bedeutung.
„Das Internet gilt als eine Gesellschaft neuen Typs. Und wie jede Gesellschaft braucht es auch Gesetze. Das heißt unter anderem, dass die Wahrung der Privatsphäre für die Entwicklung des Internets sehr wichtig ist. Einer Gesellschaft ohne Privatsphäre fehlt die solide Grundlage. Aus diesem Anlass muss der Privatsphäre genügend Raum gegeben werden, wenn das Internet seine Lebenskraft behalten will."
Die häufige Veletzung der Privatsphäre im Internet wird in China als „Krise des Privatlebens" bezeichnet. Xias Meinung zufolge spiegelt dies die Situation im Land wider.
„Die Krise der Privatsphäre im Internet ist auf eine Krise der gesellschaftlichen Vertrauenswürdigkeit zurückzuführen. Der Mangel an Vertrauenswürdigkeit ist der Grund für die moralische Degeneration in China. Dadurch werden die Beziehungen zwischen Personen sowie zwischen dem Einzelnen und der Gemeinschaft gestört. Auch die Verbindung zwischen Mensch, Gesellschaft und Natur wird dadurch beeinträchtigt. Die Online-Privatsphärenkrise ist tatsächlich eine Krise zwischen Menschen, die durch eine Unterbrechung der Kommunikation und der Kontakte ausgelöst wurde."
Laut Xia ist durch den Mangel an Vertauenswürdigkeit eine schlechte gesellschaftliche Atmosphäre entstanden. In einer solchen Gesellschaft schwiegen Leute normalerweise zu Ungerechtigkeiten und versuchten nicht, Geschädigten zu helfen. Diese Atmosphäre habe sich durch den Mangel an Privatsphäre im Internet noch verschärft.
Um die Verletzung der Privatsphäre effektiv eindämmen zu können, müsse laut Xia Xueluan ein entsprechendes Gesetz erlassen werden. Es solle auf den Rechten und Interessen der Bevölkerung fußen, die in der chinesischen Verfassung festgelegt sind. In dem Gesetz müssten vor allem der Begriff Online-Privatsphäre deutlich definiert und konkrete Strafmaßnahmen festgelegt werden.
Das Internet schafft eine virtuelle Welt. Diese Besonderheit werde jedoch, laut Xia, im vorhandenen Gesetz zum Schutz der Privtasphäre nicht berücksichtigt. Dies sei aber die Voraussetzung dafür, ein gut funktionierendes Kontrollsystem zu etablieren.
„Das Internet schafft zwar eine virtuelle Welt, das Online-Verhalten aber ist real. Es muss ein effektives Überwachungssystem errichtet werden, das es ermöglicht, die Kriminalität im Internet wie in unserer realen Gesellschaft zu kontrollieren, untersuchen und aufzuklären. Um dieses Ziel zu erreichen, muss der Begriff „Privatsphäre im Internet" deutlich definiert werden. Zudem müssen die Tatbestände des Online-Verbrechens sowie entsprechende Strafen klar festgelegt werden. Nur so kann das Gesetz zum Schutz der Privatsphäre im Internet reibungslos durchgeführt werden."
Gleichzeitig ruft Xia alle Internetnutzer dazu auf, ihr Bewusstsein in Punkto Schutz der Online-Privatsphäre zu schärfen. Einerseits sollten die User dem Schutz der eigenen Privatsphäre größere Aufmerksamkeit schenken. Und andererseits die privaten Angelegenheiten der Anderern verstärkt respektieren.
Übersetzt und gesprochen von Zhang Chen