Das Wasserfest stammt aus einer schönen Legende in der Nähe des Qixian-Bergs, den Berg der sieben Göttinnen, in Baoting. Von den sieben steilen Bergspitzen wachen die sieben Göttinnen über die irdische Welt. Wang Ping ist Vorsitzender des Kulturhauses des Kreises Baoting. Er erklärt:
„In der Legende kamen sieben Göttinnen hinunter zur irdischen Welt und nach Baoting. Sie haben sich mit der Li-Nationalität hier in Baoting angefreundet und ihnen Produktions- und Lebensweisen gelehrt, wie zum Beispiel das Weben. Zum Dank für die Hilfe feiern die Li daher jedes Jahr am 7. Tag des 7. Monats nach dem chinesischen Mondkalender das Wasserfest. Und zwar in der Nähe der heißen Quellen, wo sich die sieben Göttinnen einmal gewaschen haben."
Im Glauben der Li ist der höchste Gott ein Wassergott namens „Nan". Laut den Legenden hat der Wassergott sieben Töchter. Eines Tages kamen die sieben Geschwister nach Baoting. Als sie die schöne Landschaft und die fleißigen und freundlichen Menschen sahen, entschieden sie sich, dort zu bleiben. Sie lehrten die Menschen Getreide anzupflanzen, zu spinnen und zu weben, Singen und Tanzen und Heilkräuter zu pflücken. Die Leute liebten sie und nannten sie „Qixian", die sieben Göttinnen.
Der Windgott aus dem Meer wollte Baoting als Wohnort besetzen. Jedes Jahr brachte er Sturm und Regen und zerstörte die schöne Landschaft. Die sieben Göttinnen sagten ihm den Kampf an und besiegten ihn schließlich. Um das Gebiet auch in Zukunft zu schützen, verwandelten sie sich in sieben Bergspitzen. Und eben diese sieben Bergspitzen werden heute „Qixian" genannt.
Jedes Jahr am chinesischen Valentinstag versammeln sich die Li am Fuß des Qixian-Bergs in der Nähe der heißen Quellen und bringen den sieben Göttinnen Opfer dar. Fu Dawen ist Angehöriger der Li-Nationalität. Er sagt, die Leute kämen nach getaner Arbeit sehr gerne zu den heißen Quellen.
„Am 7. Tag des 7. Monats im Wasser zu baden ist eine Tradition der Li-Nationalität. Denn die Qualität des Wassers ist hier sehr gut und die Männer und Frauen, die Jungen und Alten sind gern im Wasser. Wenn es heiß ist oder überhaupt nach der Arbeit, sammeln sie sich hier zum Baden, egal zu welcher Jahreszeit."
Mit der Weitergabe von Generation zu Generation sind immer mehr interessante Aktivitäten zum Wasserfest hinzugekommen, zum Beispiel das Stangenklettern, das Brückenboot oder die Ein-Baumstamm-Brücke. Diese Aktivitäten spiegeln die alten Produktions- und Lebensweisen der Li-Nationalität wider. Da auf den 7. Tag des 7. Monats auch der chinesische Valentinstag fällt, gibt es beim Wasserfest auch viel Romantik. Wang Ping:
„In der Legende trifft sich jährlich das bekannte Ehepaar, nämlich der Kuhjunge Niu Lang und das Webermädchen Zhi Nü, und zwar auf einer Brücke, die aus Elstern gebildet wird. Sie sind zwar ein Ehepaar, dürfen aber nicht jeden Tag zusammen sein. Daher sind die jährlichen Treffen voller Emotionen, genau wie das Wasserfest."
Ein romantischer Aspekt beim Wasserfest ist die Partnersuche. Junge Männer und Frauen bespritzen sich gegenseitig mit Wasser. Wenn der oder die Bespritzte positiv reagiert, kommt es zur Verabredung. Nach der Wassersuche wird die Frau ein Geschenk an einer hohen Palme befestigen und der Mann muss es dann holen. Mut und Kletterkünste sind also gefragt. Scheitert der Kandidat, wird er auch nicht das Herz der Frau erobern. Daher ist Klettern eine wichtige Fähigkeit für junge Li-Männer.
Im Jahr 2010 wurde das Wasserfest auf Hainan als eines der zehn bekanntesten Feste in China ausgewählt. So werden vielleicht immer mehr Menschen an die heißen Quellen am Qixian-Berg kommen.
Übersetzt von Zheng An