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Deutsches Know-how gegen den Durst in Ningxia
  2011-09-26 10:29:38  cri
    

Die Trinkwasserversorgung ist eines der größten Probleme Chinas – vor allem in den westlichen Landesteilen. Der Klimawandel dürfte die ohnehin schon prekäre Situation noch weiter verschärfen. Ein chinesisch-deutsches Kooperationsprojekt zur Entsalzung und Aufbereitung von Brackwasser verspricht Linderung. Im Autonomen Gebiet Ningxia soll im Frühsommer 2012 die erste Anlage zur Wasseraufbereitung in Betrieb genommen werden.

Es ist noch halb dunkel, als sich die Kinder im Dorf Shuiquan im Westen Chinas auf den Weg zur Schule begeben. An der Grundschule in Shuiquan ist jeden Morgen ein Ritual zu beobachten, das es nirgendwo sonst in China gibt. Jedes Kind bringt einen kleinen Topf gefüllt mit Wasser zur Schule und gießt ihn in einen großen Behälter neben der Tür zum Klassenzimmer. Das auf diese Weise gesammelte Wasser deckt den Trinkwasserverbrauch der Kinder während einem Unterrichtstag.

Die Szene entstammt zwar dem chinesischen Film „Water Jar", sie widerspiegelt aber auf objektive Art und Weise den harten Alltag der Menschen in den Trockengebieten im Westen Chinas. China gehört zu den wasserärmsten Ländern der Welt. Am schlimmsten ist die Wasserknappheit in seinen westlichen Landesteilen. Offiziellen Angaben zufolge beträgt das nutzbare Pro-Kopf-Wasservorkommen in Westchina lediglich 110 Kubikmeter. Das sind nur etwas mehr als 15 Prozent des chinesischen Durchschnitts, und sogar vier Prozent weniger als der weltweite Durchschnitt.

Ma Jin'an stammt aus dem Autonomen Gebiet Ningxia der Hui-Nationalität im Nordwesten Chinas. Er ist der Verantwortliche für Umweltschutz in einer Industriezone in der Stadt Wuzhong. Ningxia ist eine Binnenregion, die in China mit am stärksten unter Wasserknappheit leidet. Ma Jin'an weiß aus eigener Erfahrung, was Wassermangel bedeutet:

„Die Niederschlagsmenge in unserem Gebiet ist sehr gering. Sie beträgt jährlich weniger als 200 Millimeter. Extrem hoch hingegen ist das Verdampfungsvolumen. Es ist etwa zehn Mal so hoch wie die jährliche Niederschlagsmenge. Um die Trinkwasserversorgung gewährleisten zu können, mussten wir Wasser vom Gelben Fluss nach Ningxia pumpen. Das nutzbare Süßwasservorkommen ist echt knapp."

Knappe Süßwasservorkommen und geringe Niederschlagsmengen haben Ningxia und andere Trockengebiete in China stark in ihrer Entwicklung beeinträchtigt. Der Klimawandel verschärft die ohnehin schon prekäre Situation noch zusätzlich. Alternativen wie etwa die Aufbereitung von Brackwasser sind lebensnotwendig.

Auf der Konferenz über die Nutzung von innerkontinentalen Wasservorkommen in Beijing haben Wissenschaftler aus China, Deutschland und Österreich vor kurzem über Lösungsmöglichkeiten diskutiert. Die Veranstaltung wurde gemeinsam von der Pädagogischen Universität Beijing und dem Berliner Civilisations Matter Institute organisiert. Im Mittelpunkt der Debatte stand die Nutzung von salinaren Wasservorkommen.

Auf der Konferenz wurde auch ein chinesisch-deutsches Kooperationsprojekt zur innerkontinentalen Wasserentsalzung und Trinkwassergewinnung in ländlichen Trockengebieten wie Ningxia vorgestellt. Durchgeführt wird das Projekt von der Pädagogischen Universität Beijing und vom Berliner Civilisations Matter Institute. Wolfram Bauer, der Direktor des Instituts, erklärt uns, was es mit dem Projekt genau auf sich hat:

„Das Projekt beinhaltet die Erforschung und Entwicklung einer von regenerativen Energien angetriebenen Anlage, die in ländlichen Gebieten aufgestellt werden kann. Das Gerät wird das Salz im Grundwasser bereinigen und den Menschen sauberes Wasser nach WHO-Standard sicherstellen. Täglich werden rund 150.000 Liter gereinigtes Wasser produziert."

Laut Bauer wird derzeit fieberhaft an der Entwicklung eines Prototypen gearbeitet. Im Mai nächsten Jahres soll dieser Prototyp dann in Ningxia zum Einsatz kommen.

Trotz ersten Teilerfolgen müssen noch diverse Dinge verbessert werden. Der Prototyp sei ausschließlich für die Behandlung von anorganischem Wasser mit hohem Salzgehalt entwickelt worden, erklärt Wang Jinsheng, der Vizedirektor des Instituts für Wasserwirtschaft an der Pädagogischen Universität Beijing. Bei der Gewinnung von sauberem Wasser spiele auch die Solarenergie eine zentrale Rolle, so Wang:

„Die Reinigung funktioniert vereinfacht gesagt nach dem Prinzip eines Verdunstungsgeräts. Brackwasser wird in sauberes, destilliertes Wasser umgewandelt. Zu diesem Zweck haben wir hier die Solarenergie eingeführt. Aber Solarenergie verbraucht sehr viel Energie. Für die Produktion von 120 Kubikmetern sauberem Wasser benötigen wir zum Beispiel rund 150 Kilowatt Strom. Die deutschen Kollegen versuchen derzeit, die Energieeffizienz zu erhöhen."

Noch sind die Bau- und Montagearbeiten nicht ganz abgeschlossen. Ma Jin'an ist aber bereits jetzt optimistisch was die Zukunft des chinesisch-deutschen Trinkwasserprojekts anbelangt. Seinen Optimismus schöpft er nicht zuletzt aus den nahezu optimalen natürlichen Begebenheiten in Ningxia:

„Experten aus China und Deutschland haben unser Gebiet zuvor mehrmals inspiziert. Ihrer Meinung nach eignen sich die natürlichen Bedingungen gut für unser Projekt. Die reichlich vorhandene Wind- und Solarenergie beispielsweise kann voll und ganz in den Aufbereitungsprozess integriert werden. Zudem gibt es in unserem Gebiet noch zwei Salzwasserseen. Sie stellen sicher, dass unser Entsalzungsprojekt immer über genügend Reserven verfügt."

Michael Schäfer, der deutsche Botschafter in China, hält das Trinkwasserproblem für eines der momentan größten Probleme Chinas. Deutsches Know-how soll Abhilfe schaffen:

„Die Trinkwasserversorgung ist das erste wichtige Thema, das sich für die chinesische Regierung stellt. Aber wenn die Trinkwasserversorgung gesichert ist, heißt das noch längst nicht, dass die Qualität des Wassers auch so gut ist, wie sie sein sollte. Hier haben wir in Deutschland in den letzten Jahrzehnten große Erfahrungen gesammelt. Unsere Erfahrung, wie man es schafft, verschmutztes Wasser qualitativ zu verbessern, wollen wir mit den Experten und Kollegen in China besprechen. Damit kann ihnen geholfen werden, Lösungen für ihre konkreten Probleme zu finden."

Das chinesisch-deutsche Kooperationsprojekt in Ningxia ist nur ein Tropfen auf den heißen Stein. Aber es ist zumindest ein Anfang, der Anlass zur Hoffnung gibt. Zur Hoffnung, dass die Kinder in Shuiquan und Chinas anderen Trockengebieten eines Tages ohne Wassertopf zur Schule gehen können.

Übersetzt und gesprochen von Zhang Chen 

Forum Meinungen
• mengyingbo schrieb "Leben in Changshu"
seit etwas über einer Woche ist nun Changshu 常熟 in der Provinz Jiangsu 江苏 meine neue Heimat - zumindest erstmal für rund 2 Jahre.Changshu (übersetzt etwa: Stadt der langen Ernte) liegt ungefähr 100 km westlich von Shanghai und hat rund 2 Millionen Einwohner, ist also nur eine mittelgroße Stadt.Es gibt hier einen ca. 200m hohen Berg, den Yushan 虞山 und einen See, den Shanghu 尚湖...
• Ralf63 schrieb "Korea"
Eine schöne Analyse ist das, die Volker20 uns hier vorgestellt hat. Irgendwie habe ich nicht genügend Kenntnisse der Details, um da noch mehr zum Thema beitragen zu können. Hier aber noch einige Punkte, welche mir wichtig erscheinen:Ein riesiges Problem ist die Stationierung von Soldaten der USA-Armee in Südkorea...
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